Zahlen lügen nicht. Sie sind nur nie die ganze Wahrheit.„*

Mit Erstaunen konnte man jetzt in einem AZ-Artikel vom 19.07.2014 zur konstituierenden Sitzung des Gemeinderates lesen, dass der neue Ortsbürgermeister „nun mit deutlich verjüngtem Rat […) die anstehenden Aufgaben bewältigen“ wird. Abgesehen davon, dass mit „Aufgaben bewältigen“ mal wieder etwas zu hoch gegriffen wird und es eigentlich nur darum geht, einen vernünftigen Ortsbürgermeisterjob zu machen, halten wir die Aussage „nun mit deutlich verjüngtem Rat“ für weit übertrieben und haben einfach mal Zweifel angemeldet.

Zumal wir davon ausgegangen sind, dass der seine ganze kommunalpolitische Erfahrung einbringende Ex-Ortsbürgermeister Müller mit seinen 67 Jahren das Durchschnittsalter des Gemeinderats ruckartig anheben würde.

Wir wissen nicht, auf Basis welchen Datenmaterials die AZ die Aussage „nun mit deutlich verjüngtem Rat“ getroffen und welche Zahlen sie errechnet hat, aber auch wenn die Zahlen nicht lügen sollten, sind sie nur die halbe Wahrheit und die AZ rutscht damit nur knapp an einer Falschmeldung vorbei. Denn von „deutlich verjüngt“ kann überhaupt keine Rede sein.

Nach unseren Berechnungen lag das Durchschnittsalter des alten Gemeinderates bei exakt 49,7 Jahren – die Gemeindeverwaltung mag uns da gegebenenfalls andere Daten zur Verfügung stellen oder korrigieren. Das Durchschnittsalter des neu gebildeten Gemeinderates liegt nach den uns vorliegenden Zahlen bei 48,6 Jahren, also nur knapp 1,1 Jahre unter dem Durchschnittsalter des alten Gemeinderates. Daraus eine „deutliche Verjüngung“ des Rates abzuleiten scheint uns doch etwas gewagt, wenn nicht sogar irreführend. Sogar das Durchschnittsalter der neu eingetretenen Ratsmitglieder ist mir 50,6 Jahren noch 2 Jahre höher als das aktuelle Durchschnittsalter. Es sind also nicht gerade die Jüngsten, die neu in den Gemeinderat gewählt wurden.

Fragt sich, was denn die AZ uns mit „deutlich verjüngt“ eigentlich sagen möchte? Hat sie aus ihrer Analyse einfach nur die falschen Schlüsse gezogen oder will sie uns weismachen, dass bei den Kommunalwahlen in Stadecken-Elsheim die Wählerinnen und Wähler eine demografische Revolution vollzogen haben und die Menschen in der Gemeinde jetzt von einer „Horde“ Jungspunde im Gemeinderat vertreten werden? Oder ist es gar der populistische und untaugliche Versuch, anzudeuten, dass neue und jüngere Besen besser kehren?

Wir möchten nicht weiter spekulieren und glauben, es ist von der AZ nicht sorgfältig recherchiert und einfach mal nur so dahingeplappert worden. Es ist, wie auch das Gesamtwahlergebnis zeigt, nichts Aufregendes passiert und es hat sich nicht viel geändert. Vor allem hat sich das Durchschnittsalter nicht „deutlich verjüngt„. Dennoch, eins ist jetzt anders: Mit einem um 30 Jahre jüngeren Ortsbürgermeister besteht die Chance, frischen Wind in die Amtsstuben einziehen zu lassen und die Bürgerinnen unserer „lebens- und liebenswerten Gemeinde“ mit einem offenen, transparenten und bürgernahen Verwaltungsstil zu begeistern. Das ist doch was, oder?

Sollten Sie jetzt noch daran interessiert sein, zu wissen, was wir über die demografische Zusammensetzung des neuen Gemeinderates denken und wie wir den neuen Geschäftsbereich des Ratsmitglieds und Beigeordneten Ruf bewerten, dann schauen Sie demnächst mal wieder ins Forum.

* Stefan Fleischer, Banker

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