100 Tage im Amt: Barth gewährt seiner Partei ein Interview.

Nach 100 Tagen im Amt hat der junge Ortsbürgermeister jetzt seinem eigenen Parteiorgan LiStE ein Interview gewährt. Und zwar im Weingut Posthof, dem Winzerbetrieb seiner Parteifreundin und der 1. Beigeordneten Erika Doll. Man war also quasi unter sich, und so lief denn auch die gesamte Veranstaltung ab.

Ausgiebig und beinahe rauschhaft wurde noch einmal des Wahlsieges von Barth gedacht, anschließend das bekannte Wahlprogramm nochmals runtergeleiert und im Übrigen sich in den altbekannten Flach- und Plattheiten ergangen: Dass die Verwaltungsarbeit „spannend, interessant aber auch zeitintensiv“ sei, die Kinder des Zwergenhaus´ verletzungsfrei vom Amtshaus in das neue Zwergenhaus gezogen sind und auch sonst noch viel „vor der Tür“ steht.  Und dass Barth den „emotionalsten Moment seiner Amtszeit“ mit dem Weg von seinem Stuhl im Zuschauerraum zum Thron des Bürgermeistersessels bezeichnet. Auf der dabei von ihm hinterlassenen Schleimspur wären wir beinahe ausgerutscht. Wir dachten eher, dass ihn die Emotionen bei der Inthronisierung der rheinhessischen Weinkönigin aus „unserer liebens- und lebenswerten Ortsgemeinde“ übermannt hätten und er deshalb bei den vielen Feierlichkeiten immer so entgeistert geguckt hat.

Von dem, was konkret von ihm und seiner Mannschaft bisher geleistet wurde und was als positive Anfangsbilanz bezeichnet werden könnte, darüber fällt von Barth in der „Feierstunde“ und in dem Artikel seiner Propagandabteilung kein Sterbenswort. Nur noch nervig ist das von seinem Vorgänger übernommene Geschwafel über die Ausübung eines Ehrenamtes, wobei Müller sich während und nach seiner Amtszeit diesbezüglich geradezu selbst desavouiert hat (siehe hier und hier). Und angesichts einer monatlichen Aufwandsentschädigung von beinahe 2.000,00 € für seine ehrenamtliche Tätigkeit, sollte sich Barth bei diesem Thema eher bedeckt und mit seinen Appellen etwas zurück halten.

Auffallend viel Raum wird in der „Feierstunde“ dem Haushalt der Gemeinde gewidmet. Da steht der junge Ortsbürgermeister scheinbar mächtig unter Druck, nachdem „böse Menschen“ die Solidität seiner Haushaltsführung angezweifelt und den Bruch seines größtes Wahlversprechen angedeutet hatten (siehe hier). Richtig ist, dass im 2. Nachtragshaushalt 2014 eine Verschuldung von 1.1 Mio. Euro ausgewiesen ist. Schon seit Beginn dieses Jahres wird gebetsmühlenartig von der Verwaltung vorgetragen, dass aus dem Haushalt 2013 große und nicht-verausgabte Finanzmittel zur Verfügung ständen, durch die der vorgesehene Kredit von 1.1 Mio. Euro gedeckt werden würde. Das ist falsch. Der überwiegende Teil dieser Mittel resultiert aus Investitionen, die nach 2014 verschoben wurden und für die diese Mittel zweckgebunden sind und aufgebracht werden müssen. Diese Mittel stehen nicht für die jetzt kreditfinanzierten Investitionen zur Verfügung.

Falsch ist auch die Aussage, dass von den „bösen Menschen“ behauptet wurde, dass „ein Kredit im Haushalt 2015 eingestellt sei.“ Nachdem noch nicht einmal der mit Spannung erwartete 2. Nachtragshaushalt 2014 offengelegt wurde, wurde der Haushalt 2015 bisher weder verabschiedet noch liegt er der Bevölkerung zur Einsicht vor. Da wird eine Nebelkerze nach der anderen geworfen, nur um das sich anbahnende Desaster zu verschleiern. Aber das wird nicht gelingen, denn die Haushaltexperten des Forums werden alles hinterfragen und offenlegen. Und wenn wir Unrecht haben sollten, dann werden wir auch darüber berichten.

Zum guten Schluss stellt sich eigentlich nur noch die Frage, warum der junge Ortsbürgermeister sich nur von seiner eigenen Klientel und Partei interviewen und zu einer solch politisch-inzenstuösen Veranstaltung hinreißen lässt. Es hätte ihm doch viel besser gestanden, nach seinen ersten 100 Tagen nicht nur seinen Parteifreunden, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort zu stehen. Wenn es denn etwas zum Sagen gegeben hätte.

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5 Gedanken zu „100 Tage im Amt: Barth gewährt seiner Partei ein Interview.“

  1. Sicherlich hätte diese Veranstaltung auch auf neutralem Boden, z.B. einem Kartoffelacker, dem Ratssaal, der Rheinhessenstube, der Selztalhalle in ihrer ganzen Pracht, dem Zwergenhaus oder der Burgscheune stattfinden können. Jedoch wären sämtliche „Locations“ auch nicht besser besucht gewesen. Desinteresse!? Man kann es nur vermuten.

    Ich kenne Herrn Paschke leider nur flüchtig. Im Vergleich zu anderen düsteren Gestalten unseres Ortes, macht Herr Paschke aber dennoch einen seriösen und kompetenten Eindruck.

    Allerdings empfinde ich die Gemeinde, ungeachtet der touristischen Interessen des Herrn Strutz, mittlerweile nicht mehr vollumfänglich „lebenswert“. Denn wie bereits erwähnt, beschäftigen sich einzelne Einwohnerinnen und Einwohner vielmehr mit dem eigenen Wohl und missachten das Miteinander in unserer Gemeinde. Angefangen von Verkehrsverstößen, bis hin Ruhestörungen. Ungeachtet dessen nehme ich keine Worte irgendeiner Person persönlich an. Daher kann auch unser junger Bürgermeister unsere Gemeinde noch so sehr als „lebenswert und liebenswert“ bezeichnen. Ich sehe dies aus einem anderen Standpunkt und reflektiere die tatsächliche Situation.

    Aber wir sollten die weitere Entwicklung abwarten. Vll. erbarmt sich unser junger Bürgermeister beim 200. Tag der Amtszeit allen Bürgerinnen und Bürger, geleitet von Gottes Schein und im Bilde der Erzengel, zur Verfügung zu stehen. Dann mögen endlich sämtliche Fragen und Anregungen unserer (des)interessierten Bürgerinnen und Bürger Gehör finden.

    Lg

    1. Unsere Anmerkungen über Michael Paschke waren nicht despektierlich gemeint. Auch wir kennen ihn als honorigen und integren Menschen. Allerdings geht uns seine politische Einseitig- und vasallenhafte Unterwürfigkeit auf die Nerven.

  2. Oha… Da isse wieder…. Die Propagandaabteilung der Bürgermeisters…. Mir erinnerlich wurde im Nachrichtenblättchen ein Informationsflyer über diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Anscheinend wurde dieses wohl nicht durch die Bürgerinnen und Bürger Stadecken-Elsheim akribisch studiert.

    Im Übrigen wurden kürzlich auch die Einladungen der Ausschüsse der vor der Gemeinderatssitzung tagenden Ausschüsse seitens der „interessierten“ Bürgerinnen und Bürger wohl leichtfertig überlesen.

    Da stellt sich natürlich die Frage, warum denn die politisch-inzentuöse Veranstaltung derart unter Wert verkauft werden musste und sich auch insbesondere die maßgeblichen Damen und Herren der Kartoffel-Fraktion nicht vor Ort vorfanden. Wann hat man denn die Gelegenheit den obersten Herr der Gemeinde in einer Fragestunde mit all den vorherrschenden Probleme innerhalb der Gemeinde zu „durchlöchern“!?

    Sollte ein Mitglied der Forums mit Anwesenheit geglänzt haben, ist dies positiv hervorzuheben.

    Nichts desto trotz hätten alle Bürgerinnen und Bürger an dieser Veranstaltung teilnehmen können. Warum die Menschenmassen ausgeblieben sind, ist aus hiesiger Sicht nicht nachvollziehbar.

    Aber vll. war die Grippewelle derart gravierend, dass viele Mitbürgerinnen und Mitbürger an das Bett gefesselt waren, vll. haben sich die Mitbürgerinnen und Mitbürger überhaupt nicht für eine solche Veranstaltung interessiert, vll. haben sich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger mit dem fallenden Laub in den Straßen beschäftigt (und gedacht: soll es doch die Gemeinde wegkehren) oder sind mit überhöhter Geschwindigkeit in üblicher Manier durch die Straßen unserer liebenswerten Gemeinde gedüst. Die Liste der Spekulationen ist groß.

    Fakt ist, dass lediglich ein gewisses Klientel vor Ort war… Und dies zeigt das große Desinteresse in unserer Gemeinde. Denn wer sich mit der Ortspolitik intensiv beschäftigen würde bzw. dem das Gemeindewohl im Herzen liegen würde, der hätte an dieser Veranstaltung teilgenommen.

    Aber wir hoffen auf weitere Informationen über die millionenschwere Last auf unseren Schultern. Also liebe Forum-Mitglieder, gebt Gas und beleuchtet als die Interessierten!

    Lg

    1. Hallo Mister XY,

      es war tatsächlich ein Mitglied des Forums im Weigut Doll & Göth. Aber es geht uns weniger um die inhaltliche Kritik an dieser Veranstaltung, sondern vielmehr um die Frage, warum über die ersten 100 Tage des jungen Bürgermeisters in einer Parteiveranstaltung und nicht auf „neutralem Boden“ die Bürgerinnen und Bürger informiert wurden.

      Dafür mag es die üblichen, ausgelutschten parteistrategischen Gründe gegeben haben, besser wäre es auf jeden Fall gewesen, der junge Ortsbürgermeister hätte zu einer ordentlichen Bürgerversammlung eingeladen und nicht von einem politischen Unikum wie Liste eine nachträgliche Wahlveranstaltung veranstalten lassen. Dazu hätte es sicherlich mehr politischer Substanz und eines überzeugenden Leistungsnachweises bedurft – beides war anscheinend nicht vorhanden.

      Außerdem, wer tut sich schon gerne den mittlerweile unvermeidlichen und unausweichlichen „Moderator“ Michael Paschke an. Da pflegt man, wie Sie doch so schön schreiben, lieber seine Grippe, beschäftigt sich mit dem fallenden Laub oder düst „mit überhöhter Geschwindigkeit in üblicher Manier durch die Straßen unserer liebenswerten Gemeinde.

      Allerdings, und darauf legen wir höchsten Wert, gelten in Stadecken-Elsheim und in Verbindung mit dem Wort „Gemeinde“ oder „Ortsgemeinde“ nur die vom jungen Ortsbürgermeister und seiner „Propaganda-Abteilung“ Liste verwendeten Doppel-Adjektive „lebenswert und liebenswert“ oder, in verkürzter Form, „lebens- und liebenswert.“ Das gilt auch für Sie. Und wehe, Sie verwenden das Wort „Doppelgemeinde“! Dann gibt`s zusätzlich noch Ärger mit dem Tourismus-Experten Walter Strutz.

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