Schwafeln und Dampfplaudern – Menschenketten, Grünheckenschnitt und Bürgerwehr.

Mittlerweile muss schon die Frage erlaubt sein, ob sich unser junger Mandatsträger über seine Aufgaben als ehrenamtlich tätiger Ortsbürgermeister überhaupt so richtig im Klaren ist. Nun wissen wir ja, dass er die Gemeindeordnung noch nicht so genau kennt, aber es ist jetzt wirklich langsam mal an der Zeit, dass er dieses Gesetz in die Hand nimmt und sich das notwendige kommunalpolitische Grundwissen aneignet. Dazu muss man ja nicht unbedingt ein juristisches Einser-Examen gemacht haben, sondern sehr wahrscheinlich wird das auch ein Lehrer für Sprachen hinbekommen.

Denn in § 47 der Gemeindeordnung sind eigentlich die Aufgaben eines ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeisters unter „Stellung und Aufgaben des Bürgermeisters“, leicht verständlich und klar beschrieben:
„(1) Der Bürgermeister leitet die Gemeindeverwaltung und vertritt die Gemeinde nach außen. Neben den ihm gesetzlich oder vom Gemeinderat übertragenen Aufgaben obliegen ihm

  1. die Vorbereitung der Beschlüsse des Gemeinderats im Benehmen mit den Beigeordneten und der Beschlüsse der Ausschüsse, soweit er selbst den Vorsitz führt;
  2. die Ausführung der Beschlüsse des Gemeinderats und der Ausschüsse;
  3. die laufende Verwaltung;
  4. die Erfüllung der der Gemeinde gemäß § 2 übertragenen staatlichen Aufgaben.

Mehr ist eigentlich nicht. Da ist überhaupt kein Wort darüber zu lesen, das sich ein ehrenamtlich tätiger Ortsbürgermeister aufzuplusternd zu jedem, noch so nichtsagenden Thema und zu jedem, noch so unbedeutenden Ereignis zu Wort melden soll und sich dabei um Kopf und Kragen redet: Von Schwafeln und Dampfplaudern über Gott und die Welt ist nirgendwo die Rede.

Dennoch können es die gewählten Damen und Herren nicht lassen. Scheinbar ist ihnen der eigentliche Aufgaben- und Verwantwortungsbereich zu klein. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an Ex-Ortsbürgermeister Müller, der sich am Volkstrauertag 2013 dazu hinreißen ließ, in einer zusammenhanglosen Rede vor scheinbar verblödeten Trauergästen die 120 Millionen Kriegsopfer der beiden Weltkriege wie folgt begreifbar zu machen:
Um aber einer Vorstellung von diesem schrecklichen Ausmaß zu erhalten muss man sich vergegenwärtigen, dass unsere Erde einen Umfang von 40.000 km hat. Das sind 40 Millionen Meter. Das heißt, die Opfer der Weltkriege bilden eine dicht gedrängte Menschenkette rund um die gesamte Welt. Unvorstellbar.“

Unvorstellbar ist auch, wie man solch einen Blödsinn von sich geben kann. Das ist reif fürs Kabarett.

Scheinbar hat Ex-Ortsbürgermeister Müller seinem Nachfolger nicht nur das Zepter, sondern auch seine anmaßende und verquere Denkhaltung weitergereicht. Auch er bewegt sich auf „Spielwiesen“, auf denen er eigentlich nichts zu suchen hat. Nachdem er schon vor einigen Wochen mit seinen oberlehrerhaften Ratschlägen über den richtigen Grünheckenschnitt und sein Brimborium und seine Verzückheit über die Wahl der rheinhessischen Weinkönigin für Spott und große Erheiterung gesorgt hat, fühlte sich der junge Ortsbürgermeister scheinbar jetzt auch noch dazu aufgerufen, Sicherheits- und Ordnungsfunktionen zu übernehmen. So hat er in der Gemeinderatssitzung am 15.12.14 die Bürgerinnen & Bürger dazu aufgefordert, „wachsam zu sein und verdächtige Personen an die Polizei zu melden.

Auf solch einen Appell haben die Bürgerinnen & Bürger der Gemeinde sicherlich schon lange  gewartet. Man fragt sich allerdings, warum einen Ortsbürgermeister befugt, sich zu einer solchen Belehrung zu erdreisten und was solch ein hohles Geplapper eigentlich in einer Gemeinderatssitzung zu suchen hat. Und wenn dieser Flachsinn dann noch damit begründet wird, dass „in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ein hochwertiges Auto gestohlen wurde„, dann könnte man schelmischer Weise sogar noch vermuten, dass er diesen Appell aus Eigeninteresse macht und demnächst noch die Aufstellung einer Bürgerwehr vorschlägt. Oder aber er stellt den Antrag, dass Ex-Ortsbürgermeister und Geschäftsführer der Firma Security, Hermann Müller, ähnlich seiner Funktion als Koordinator für die „Koordination der finalen Baubetreuung und der Umzugsplanung“, gegen ein stattliches Honorar als Koordinator für die „finale Koordination von Überwachungs- und Sicherheitsaufgaben und Aufklärer von finalen Diebstählen hochwertiger Autos“ eingesetzt wird.

Man muss schon mit allem rechnen. Denn Besserung ist eigentlich von dem selbsternannten Kita-Experten und Alleskönner Barth nicht zu erwarten. Und so befürchten wir, dass der junge Ortsbürgermeister die Bürgerinnen & Bürger weiter und unaufgefordert mit Tipps wie „Korrekte Winterkleidung für die Kleinen“, „Zwiebelsaft schmackhaft zubereitet“, „Vorsicht beim Testament“ oder „Zweimal-Schlüsselumdrehen beim Haustür-Schließen“nerven wird.

Wir bleiben deshalb dabei: Kenntnis der Gemeindeordnung, Konzentration auf die vorgegebenen Aufgaben, das Erkennen seiner geistigen und verbalen Limitiertheit und das Vermeiden von Schwafeln und Dampfplaudern in fremden und unbekannten Gefilden sind die Voraussetzungen für die kompetente Mandatsausübung eines ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeister.

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