„Wir wollen ein Dorf bleiben“ – „Wir sind Gemeinde“ – Wir sind Weinkönigin“

Können Sie diese Phrasen bald auch nicht mehr hören? Nein? Wir auch nicht. Doch jetzt hat der junge Ortsbürgermeister noch einen draufgesetzt und, wie man so schön sagt, mal wieder so richtig einen rausgehauen: „Wir wollen ein Dorf bleiben„, so lässt er das Dorf wissen und posaunt es in einem Artikel der AZ Mainz in die ganze Welt hinaus. Aber was will er eigentlich damit sagen? Und wer ist eigentlich gemeint, wenn er unaufhörlich und in allen seinen Äußerungen als Mandatsträger von „Wir“ spricht? Wir wissen es nicht genau und können deshalb nur vermuten.
Wenn also der noch junge Ortsbürger davon spricht, ein Dorf bleiben zu wollen, dann gehen wir erst einmal davon aus, dass er damit den Erhalt einer sozialen Dorfstruktur meint, die durch positive Komponenten wie Nachbarschaftspflege, soziale Kontrolle und Sicherheit sowie feste Normen, Sitten, Brauchtum, Feste und Vereinswesen geprägt ist. Voraussetzung und Bedingung für den Erhalt einer solchen Struktur ist allerdings, dass die Einwohnerzahl eines Dorfes überschaubar und die Ausdehnung des Dorfgebietes begrenzt bleibt. Ist dies nicht gewährleistet, sind auch der Dorfcharakter und die sozialen Strukturen gefährdet.

Es sind gerade diese beiden Voraussetzungen und Bedingungen, die in den vergangenen Jahren nicht bedacht bzw. gegen die von einer bauwütigen Verwaltung permanent verstoßen wurde. Ausschließlich zur Aufbesserung der Gemeindekasse und zur Finanzierung teurer Bauvorhaben hat man ein Neubaugebiet nach dem anderen ausgewiesen und dabei die Anpassung der Infrastruktur grob vernachlässigt. Die soziale Struktur und der Dorfcharakter von Stadecken-Elsheim sind dabei in vielen Bereichen auf der Strecke geblieben.

Der junge Ortsbürgermeister war an dieser Entwicklung als CDU-Fraktionsvorsitzender und Unterstützer des Ortsbürgermeisters wesentlich mitbeteiligt und hat diese Politik über Jahre hinweg forciert. Es ist deshalb pure Heuchelei, öffentlich den Dorfcharakter der Gemeinde und den Erhalt einer sozialen Struktur zu beschwören und gleichzeitig und heimlich das ungehemmte Wachstum des „Dorfes„zu fördern. Die Phrase „Wir wollen ein Dorf bleiben“ hat Barth wortgetreu von seinem Vorgänger Müller übernommen, der immer dann mit dieser Heuchelei hausierend durchs Dorf lief, wenn er wegen seiner extensiven Ausweisung von Neubaugebieten und der Vernachlässigung notwendiger Infrastrukturanpassungen stark kritisiert wurde. So wollte er die Bürgerinnen & Bürger für dumm verkaufen, während er hinter ihrem Rücken eine expansive Baupolitik betrieb.

Es scheint so, als ob der junge Ortsbürgermeister liebend gerne auf diesen Trick zurückgreifen möchte. So schwadroniert er scheinheilig „Wir sind ein Dorf und wollen es bleiben“ und spricht gleichzeitig davon, dass sich Stadecken-Elsheim weiterentwickeln wolle und müsse, freut sich darüber, dass der Ortsgemeinde im Regionalen Raumordnungsplan die „Bedeutung ‚Wohnen‚“ zugeschrieben wurde und sie „in begrenztem Umfang überörtlichen Wohnbedarf decken“ darf und lässt keine Gelegenheit aus, die früher von ihm als „lebens- und liebenwert“ bezeichnete Gemeinde nun verräterisch als „Baugemeinde“ herabzuwürdigen.

Nichts dazugelernt, möchte man sagen. Da leuchtet bereits die Maurerkelle im Auge. Da scheint unreflektiertes Weitermachen angesagt. Und da bekommt man Angst, wenn von der AZ die Absichten des jungen Ortsbürgermeisters mit folgender Aussage übertitelt werden: „Thomas Barth blickt in die Zukunft„. Auch wir blicken in die Zukunft –  aber mit Sorge.

 

 

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