Sternwarte auf der Kippe? – Noch kein grünes Licht vom Bauern- und Winzerverein?

sternwarteStill ruht der See – Guckt Stadecken-Elsheim durch die Röhre?„, so hatten wir unseren Beitrag im April des vergangenen Jahres über die geplante rheinhessische Sternwarte in unserer Ortsgemeinde übertitelt. Schon damals haben wir uns darüber gewundert, dass von der Gemeindeverwaltung kein offizielles Wort über das Projekt verloren wurde (siehe hier). Während sonst jede noch so große Belanglosigkeit in die Welt hinausposaunt wird, war im Gegensatz zu der Begeisterung und den positiven Kommentaren der Verbandsgemeinde, der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz, der regionalen Presse und sogar einer Landesministerin aus der Gemeindeverwaltung nichts Offizielles zu vernehmen. Das ist auch heute noch so und macht uns stutzig.

Im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die aktuelle Begehung der Ortsstraßen durch den Beigeordneten Ruf (siehe hier, hier und hier), haben wir uns jetzt wieder an ein Schreiben des Ex-Ratsmitglieds und damaligen Ortsbürgermeisters Müller an den Bauern- und Winzerverein Stadecken-Elsheim erinnert. In diesem Schreiben werden die Mitglieder dieses Vereins ausführlich über das Projekt Sternwarte informiert und höflichst um ihre Meinung und Stellungnahme gebeten, allerdings nicht um die Genehmigung, was aber bei den damaligen und heutigen Verhältnissen eigentlich keinen großen Unterschied macht. Diesen Vorgang muss man sich einfach noch mal vor Augen halten: Es wird ausgerechnet ein Bauern- und Winzerverein über einen Spezialbereich der Astronomie und die Erstellung einer Sternwarte befragt. Ebenso gut hätte man auch der Reitverein Marienhof Selztal anschreiben können.

Die Antwort des Bauern- und Winzervereins kennen wir nicht, wir gehen aber davon aus, dass es in Anbetracht der vielen Vorteile für die Ortsgemeinde ein klares Ja zur Sternwarte gegeben hat oder vielleicht auch erst noch geben wird. Aber finden Sie nicht auch, dass in dieser Gemeinde etwas schief oder gar aus dem Ruder läuft? Finden Sie es nicht merkwürdig, dass die Bürgerinnen und Bürger von ihrem Ortsbürgermeister kein einziges Wort über ein interessantes und wichtiges Vorhaben erfahren, ihnen jegliche Information vorenthalten wird und dagegen die Mitglieder eines Bauern- und Winzervereins angeschrieben, befragt und um Ihre Stellungnahme gebeten werden. Bestimmt jetzt ein Winzer- und Bauernverein, was in dieser Gemeinde geschieht und welche Projekte angegangen werden? Gibt es in unserer Gemeinde nicht extra einen Ausschuss, der für solche Angelegenheiten zuständig ist? Hätte es für den Ortbürgermeister nicht auch gereicht, einfach den dafür zuständigen Gemeinderat zu befragen, in dem ja bereits mehr als ein Drittel Mitglied des Bauern- und Winzereins ist?

Wir wissen nicht, welche Rolle dieser Verein in unserer Ortsgemeinde spielt, aber es kommt uns beinahe so vor, als ob in dieser Angelegenheit eine Gemeindeverwaltung auf das grüne Licht und die Zustimmung eines Bauern- und Winzervereins wartet und sich erst danach öffentlich zu dem Projekt bekennt. Falls an dieser Vermutung etwas dran sein sollte, dann lässt dies auf eine bedenkliche Entwicklung in Stadecken-Elsheim schließen. Denn es ist nicht ein Bauern- und Winzerverein, sondern allein der von den Bürgerinnen und Bürgern gewählte Gemeinderat, der darüber bestimmt, welche lokalpolitische Entscheidungen in dieser Gemeinde getroffen werden.

Auf der anderen Seite ist es um so verwirrender, dass der Gemeinderat bereits einen Beschluss gefasst, den bestehenden Flächennutzungsplan zu ändern und die Voraussetzungen für den Bau der Sternwarte zu schaffen. Dazu wurde jetzt der vorgesehen Standort neben der Stadecker Warte als Gemeinbedarfsgebiet ausgewiesen. Vermutlich ist dies auch wieder hinter verschlossenen Türen geschehen, weil die Entscheidung des Bauern- und Winzervereins noch nicht vorlag und man öffentlich nicht ohne „Genehmigung“ vorpreschen wollte. Fakt aber ist, dass letztendlich die Änderung vorgenommen und der Flächennutzungsplan die vorgesehene Bebauung nun erlaubt, ohne allerdings die Entscheidung über den Bau der Sternwarte vorwegzunehmen.

Interessanterweise ist in diesem Flächennuntzungsplan zu lesen, dass die geplante Sternwarte „zu einer nachhaltigen Stärkung und Attraktivierung der kulturellen und freizeitlichen Ausstattung der Gemeinde Stadecken-Elsheim, insbesondere im Zusammenwirken mit der ‚Stadecker Warte‘ führt.“ Na, das ist doch vielversprechend und wurde so und in Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung niedergeschrieben. Wir gehen deshalb davon aus, dass zwischenzeitlich und angesichts dieser Vorteile die Genehmigung des Bauern- und Winzervereins vorliegt und die Bürgerinnen und Bürger bald über das geplante Projekt informieren werden, selbstverständlich von der Gemeindeverwaltung.

Sicher fließt bis zur Realisierung noch viel Wasser die Selz hinunter und offensichtlich ist bei dem Projekt noch lange nicht alles in trockenen Tüchern. Deshalb lehnen wir uns erst einmal zurück und beobachten mit Interesse, wie Gemeindeverwaltung, Gemeinderat und der Bauern- und Winzerverein sich demnächst auf dieser Spielwiese verhalten und sich die Bälle zuspielen. Sollte uns aber auch egal sein, Hauptsache die Sternwarte kommt. Der Zugang könnte übrigens über den Schildweg erfolgen, über den das Ratsmitglied und Mitglied des Bauern- und Winzervereins Klonek ja schon eine tiefere Diskussion angeregt hat.

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