„Voller Erfolg beim Erste-Hilfe-Tag.“ – Die Heißluftmaschine läuft auf vollen Touren.

logounescoWir möchten es einmal ganz offen aussprechen: Die Art und Weise der Gemeindemitteilungen über die ehrenamtliche Tätigkeit des jungen Ortsbürgermeisters nimmt mittlerweile groteske Züge an. Amtsmeldungen, die mit so viel heißer Luft, mit solch einer Aufgeblasenheit und in solch einer überdrehten Rhetorik publiziert werden, treiben einem fast die Tränen in die Augen. Als ob sich erst seit dem Amtsantritt von Barth die Erde in die richtige Richtung bewegt, wird der junge Ortsbürgermeister von seinen PR-Helfern und Werbetextern beinahe bis ins Unerträgliche gefeiert und jede seiner noch so belanglosen Amtshandlungen sprachlich zum historisch-politischen Großereignis aufgeblasen.

Als ausgebuffte Werbe- und PR-Profis sind wir ja selbst nicht frei von Sünden, aber das, was in den vergangenen Wochen in der „Hofberichterstattung“ über Barth an geschwollenem Unsinn abgelassen wurde, ist schon eine starke Nummer. Da wird grundsätzlich erst einmal alles, was dieser Mann anfasst oder ihm auch aus den Händen gleitet, mindestens mit dem Etikett „Erfolg„, überwiegend jedoch mit „voller Erfolg“ ausgezeichnet. Wie zum Beispiel der „Erste-Hilfe-Tag„, der natürlich „ein voller Erfolg“ war, an dem aber nach Schätzungen anderer noch nicht einmal die Hälfte der von der Gemeindeverwaltung angegebenen Personenzahl teilgenommen haben soll.

Wenn also allein schon die Schulung zum Anlegen eines Streckverbandes oder das Umlegen in die stabile Seitenlage als „einzigartiges Engagement“ und einmaliges, kommunales Verwaltungsereignis hochgejubelt wird, dann fragen wir uns, ob die amtlichen Schwadroneure bereits ihre Bodenhaftung verloren haben. Sollte sich die Gemeindeverwaltung in nächster Zeit dazu entscheiden, einen Puder-Creme-Wickel-Tag für junge Eltern zu veranstalten -was ja bei den Amtsprioritäten des jungen Ortsbürgermeisters nicht mehr auszuschließen ist- können wir uns jetzt schon leicht ausmalen, mit welchen Adjektiven das Erfolgsniveau dieses Tages in die Höhe getrieben wird. Reißerische Formulierungen wie „Kolossaler Erfolg beim Pudern“, „Beispielloser Erfolg beim Eincremen“ oder „Gigantische Erfolge beim Wickeln“ sind dann das Mindeste, womit wir rechnen müssen. Darunter tut es diese Gemeindeverwaltung nicht mehr.

Wenn Barth eine ehrenamtliche Aufgabe oder das, was er dafür hält, wahrnimmt, heißt es in der amtlichen Mitteilung standardmäßig, „er lässt es sich nicht nehmen„, also dies oder jenes zu tun. Offensichtlich hat man noch nicht gemerkt, dass ihm keiner etwas nehmen will. So auch bei der nicht besonders aufregenden Verabschiedung einer Kindergärtnerin. Barth nimmt nicht einfach an einer Verabschiedung teil, sondern „er lässt es sich nicht nehmen“ dabei zu sein und es wird wieder so getan, als ob es ihm jemand hätte verwehren wollen. Und da diese hochtrabende Formulierung offensichtlich noch nicht ausreicht, wird ergänzend angemerkt und dramatisierend draufgesetzt, dass er „trotz angeschlagener Gesundheit die Verabschiedung persönlich“ vorgenommen hat. Wahrlich, da wird grobschlächtig versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob sich unser junger Ortsbürgermeister schwer gebeutelt und mit letzter Kraft aus dem Krankenbett erhoben und sein Leben für das Wohl der Gemeinde todesmutig aufs Spiel gesetzt hat.

Ob die nachfolgend beschriebene Aktion des Ortsbürgermeisters überhaupt eine öffentlichen Verlautbarung wert ist, darüber mag man streiten. Aber anstatt schlicht und einfach über eine kaum noch zu unterbietende Lappalie und Banalität zu berichten, wird dem Leser aufgebauscht mitgeteilt, dass sich Barth „ein Bild vom Planungsstand der sog. „Hiwweltour“, dem rheinhessischen Prämiumwanderweg machen“ konnte. Barth schaut sich diese Nichtigkeit also nicht einfach mal an, sondern er „konnte sich ein Bild davon machen„, so wie einst Alt-Bundeskanzler und Schwadroneur Schröder, der sich in Gummistiefeln „ein Bild“ über das Ausmaß der Überschwemmungskatastrophe an der Elbe „machen konnte„.

Hier wird durch Diktion und Sprachstil in einer Amtsmitteilung eine Bedeutung vorgetäuscht, die realiter überhaupt nicht vorhanden ist. Wohlgemerkt, wir sprechen bei der Hiwweltour“ über eine simple Wanderroute, die Barth in seiner überdrehten Art dann gleich noch zum „Prämiumwanderweg“ aufbauscht und zum „bedeutenden Baustein zur Naherholung im mittleren Selztal“ hochjubelt. So einen Schwachsinn muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Bei solch einer abgehobenen Rhetorik rechnet man stündlich damit, dass die UNESCO es kaum noch erwarten kann, die „Hiwweltour“ im nächsten Jahr als Weltkulturerbe auszuzeichnen.

Es ist nicht auszuschließen, dass sich hinter diesem ausgeplusterten und abgehobenen Sprachstil auch ein Ansatz von Anmaßung und Arroganz verbirgt. Denn abgesehen davon, dass sich Barth erlaubt, zu allem und jedem seinen Senf dazuzugeben und die Bürgerinnen und Bürger oberlehrerhaft mit Aufklärungs- und Erziehungsvorschlägen nervt, ist es seine aufgesetzte Selbstsicherheit und vorgetäuschte Allwissenheit, die ihn so angeberisch erscheinen lassen. Jüngstes Beispiel dafür ist der geplante Umbau des Amtshauses, in dessen Zusammenhang er wieder mal kräftig auf den Putz haut und großspurig behauptet, dass letztendlich das „Nutzungskonzept aus der gemeinsamen Feder von Architekt und Bürgermeister die ADD und das Ministerium überzeugt“ hat. So lässt sich der selbsternannte Kita-Experte wieder einmal als Alleskönner, Besserwisser und jetzt auch noch als Star-Architekt feiern, ohne zu bemerken, dass ein solches Verhalten nur noch als angeberisch und abgehoben wahrgenommen wird. Und es ist genau dieses Verhalten, das mittlerweile vielen Menschen in der Gemeinde ganz gehörig auf die Nerven geht.

Nun muss auch ein ehrenamtlich tätiger Ortsbürgermeister sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Im Gegenteil, über Gutes soll und darf berichtet werden. „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.„, so wird es bereits in der Bibel gesagt. Allerdings steht dort kein Wort darüber, dass dieses Licht durch Aufgeblasenheit, Schwülstigkeit und Aufplusterung leuchten soll. Und wenn dann auch noch keine guten Werke zu sehen sind und mangelnde Substanz durch eine abgehobene Rhetorik und Schaumschlägerei ersetzt wird, dann wäre es besser, der Vater im Himmel würde über der Gemeindeverwaltung in Stadecken-Elsheim das Licht ausschalten.

Dem jungen Ortsbürgermeister wäre angeraten, mehr Sachlichkeit und Zurückhaltung bei der Berichterstattung über seine ehrenamtlichen Tätigkeit auszuüben und dem kritischen Beobachter nicht den Eindruck zu vermitteln, als ob er sein Ehrenamt nur als berufliches Sprungbrett und seine amtlichen Mitteilungen als Plattform für die Vorbereitung einer anderen politischen Karriere missbraucht.

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