Unwort des Jahres: Ruf spricht von „Mehrgenerationenhaus“

generationenhausVielleicht ist es dem Beigeordneten Wolfgang Ruf ja auch nur so rausgerutscht, vielleicht war er für einen Moment auch nur unkonzentriert oder das schwül-heißen Klima hat ihm zu schaffen gemacht, aber es ist schon verwunderlich, welch seltsame und absonderliche Begriffe so von ihm verwendet werden. In der Niederschrift der Gemeinderatssitzung am 20.07.15 hat er nämlich darüber informiert, dass in der Schulstraße eine Verkehrsschau durchgeführt wurde, die „bis vor zu dem „Mehrgenerationenhaus““ ging. „Mehrgenerationenhaus“! Gut, das tut erst einmal weh, aber man muss auch solche Schläge wegstecken können.

Wir würden es uns zu leicht machen, wenn wir Herrn Ruf jetzt einfach mal fragen würden, was er unter einem „Mehrgenerationenhaus“ versteht und was das Renditeobjekt des Bauinvestors Fischer in der Schulstraße 32-36 im Ortsteil Elsheim mit einem „Mehrgenerationenhaus“ überhaupt zu tun hat. Aber das machen wir nicht, denn wir wissen genau, dass auch nicht der kleinste Quadratmillimeter der Immobilie Anlass dazu gibt, diesen Gebäudekomplex als „Mehrgenerationenhaus“ zu bezeichnen. Darauf haben wir bereits an anderer Stelle hingewiesen (siehe hier). Ob mit der Verwendung des Begriffs auch bezweckt wurde, die Anzahl der auszuweisenden Parkplätze so gering wie möglich oder gar unter der gesetzlich vorgeschriebenen Anzahl zu halten, kann erst nach der Bauabnahme überprüft werden.

Es war Ex-Ortsbürgermeister Hermann Müller, der mit diesem Verwirrspiel die Bürgerinnen und Bürgerinnen hinters Licht führen und ein Allgemeininteresse an diesem privaten und gewerblichen Bauvorhabens vortäuschen wollte. Das alles war nicht mehr als eine peinliche Inszenierung, die auch im Gemeinderat aufgeführt wurde und in der manchmal sogar der Begriff „Behindertengerechtes Wohnen“ verwendet wurde. So sicher, wie ein gewerblich betriebenes Freudenhaus nichts mit einem christlichem Mädchenpensionat zu tun hat, so sicher ist auch, dass das private Renditeobjekt in der Schulstraße kein „Mehrgenerationenhaus“ ist, ganz abgesehen davon, dass die Ausstattung dieser Immobilie auch nichts mit einem behindertengerechten Wohnen zu tun hat. Um dies zu belegen, reicht ein kurzer Blick auf die Internetseite des Investors.

Das alles ist ein großer, verwirrender Humbug, auf den jetzt auch noch das Ratsmitglied Ruf reingefallen ist. Aber wir sind diesem sympathischen Beigeordneten, den wir im Gegensatz zu dem überforderten Ortsbürgermeister sogar für kompetent halten, gar nicht so richtig böse. Denn wissen Sie, was wir denken? Ruf ist schlicht und einfach der Gehirnwäsche von Ex-Bürgermeister Herrmann Müller erlegen, der diesen Unsinn über einen großen Zeitraum seines Mandats verbreitet und den Schwachsinn durch eine Art von Autosuggestion zum Schluss selbst geglaubt hat. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass Müller sich vom Investor für einige Werbe- und Verkaufsförderungsaktionen hat einspannen lassen, die nichts mit seinen Aufgaben als Ortsbürgermeister zu tun hatten.

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2 Gedanken zu „Unwort des Jahres: Ruf spricht von „Mehrgenerationenhaus““

  1. Wie definiert man ein Mehrgenerationenhaus?
    Als meine Kinder noch im Haus wohnten, war es ein Mehrgenerationenhaus. Wenn zusätzlich noch die Eltern der Eigentümer im Haus wohnen, ist es sogar ein Multigenerationenhaus (ist aber auch nicht mehr als ein Mehrgenerationenhaus). Ich bin in einem Miethaus groß geworden. Darin wohnten auch verschiedene Generationen. Also auch ein Mehrgenerationenhaus.

    Was ist also das Besondere am Mehrgenerationenhaus in der Schulstraße? Die Bausubstanz kann es wohl nicht sein. Denn 11cm dicke Außenwände aus Beton und/oder Kalksandstein und darauf eine dicke Schicht Kunststoff sind nicht gerade empfehlenswert. Damit nicht mehrere Generationen Schimmelpilze wegen schlechter „Atmung der Wände“ in der Wohnung entstehen, muss im Winter stundenlang gelüftet werden. (Im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Eckesgelände erforderlich.) Dadurch wird eine Wärmedämmung ad absurdum gemacht und insbesondere die Räumlichkeiten auf der Seite der Schulstraße werden ggf durch den nahen Verkehrslärm unangenehm.

    1. Als die Alten und Gebrechlichen noch nicht abgeschoben und in die Altenheime verfrachtet wurden, gab es in früheren Zeiten eigentlich nur Mehrgenerationenhäuser, in denen eine Familie gemeinsam gelebt hat.
      Leider gibt es das heute nicht mehr. Aber darum geht es uns auch nicht. Wir wollten nur noch einmal darlegen, mich welcher Chuzpe der damalige Ortsbürgermeister Müller vorgegangen ist und den Gemeinderat mit diesem Unwort „wundgequatscht“ und die Bürgerinnen und Bürger hinters Licht geführt hat. Der Bebauungsplan wurde haargenau auf die Wünsche des Investors zugeschnitten und sogar noch einmal geändert, damit noch mehr Wohnungen gebaut werden und die Profitaussichten noch einmal gesteigert werden konnten. Darauf und auf die großzügige Spende kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf bilden.

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