Dabeisein ist alles – Und immer gut im Bilde sein!

Da wegen der geballten Berichterstattung über Einbrüche und Diebstähle, Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und über die breite Palette sonstiger Straftaten in der AZ Mainz nur noch selten Nachrichten über die schönen Dinge des kommunalen Lebens zu lesen sind, haben wir uns sehr gefreut, als uns heute ein Artikel über die diamantene Hochzeit des Ehepaares Gisela und Hans-Dieter Fries aus Stadecken-Elsheim aufgefallen ist. Wir waren nämlich schon ganz nahe dran, zu vermuten, dass im Lokalteil der AZ Mainz mangels relevanter, kommunaler Themen vorwiegend der wöchentliche Polizeibericht der Polizeiinspektion Mainz 3 abgedruckt wird.

Gut, gleich neben der guten Nachricht über die Hochzeit steht dann gleich wieder ein Artikel über den Diebstahl von zwei Geldbörsen und einen Mann, „der am Mittwoch in Stadecken-Elsheim von Tür zur Tür zog“ und dadurch ins Visier der Polizei geriet. Die AZ-Mainz wird dann demnächst ausführlich darüber berichten, welcher Straftat sich der Mann verdächtig gemacht hat oder ob es sogar zu einem späteren Schusswechsel gekommen ist. Aber das soll unserer Freude über die diamantene Hochzeit keinen Abbruch tun.

Was uns jedoch geradezu verwundert, und wir vermeiden wegen der Katastrophe auf der Grossgassenbrücke bewusst den Begriff „schockiert“, ist die überraschende Tatsache, dass sich auf dem obligatorischen Foto mit den Gratulanten zwar die üblichen Verdächtigen ins Bild drängen, jedoch vom extrovertierten Ortsbürgermeister und vom sich meist in den Vordergrund drängenden Barth jede Spur fehlt. Glauben Sie uns, wir haben jedes Pixel mehrfach umgedreht und sind in alle Ecken des Bildes gekrochen – von dem sonst so geltungsbedürftigen Jungpolitiker fehlt jede Spur.

Eine solch außergewöhnliche Situation bietet natürlich Anlass für allerlei Spekulationen: Hat Barth das diamantene Ereignis schlicht verschlafen? War er vielleicht in anderen, wichtigen Gemeindeangelegenheiten unterwegs, für die er sich von seinem Arbeitgeber für 25 % seiner Lehrertätigkeit hat freistellen lassen? Oder hat er bereits an seinem nächsten E-Mail an das Innenministerium wegen der bedrohlichen Sicherheitslage in Stadecken-Elsheim gefeilt? Nein, wir wollen uns an diesen Spekulationen nicht weiter beteiligen und gehen einfach davon aus, dass sich Barth mit seiner Familie in seiner wohlverdienten, 6-wöchigen Ferienzeit befindet und die notwendige Kraft für die noch vor ihm liegenden Aufgaben als Ortsbürgermeister unserer lebens- und liebenswerten Gemeinde sammelt.

Dennoch, so ganz geheuer ist uns diese Annahme nicht. Deshalb fragen wir vorsichtshalber noch einmal: Ist dem jungen, bereits seit über 20 Jahren tätigen Karrieristen plötzlich der politische Ehrgeiz abhandengekommen? Kein Drive mehr in der Öffentlichkeit zu stehen? Urlaub wichtiger als Karriere? Weiß er nicht mehr, dass persönliche Omnipotenz und thematische Allgegenwärtigkeit zwei wichtige Sprossen auf der politischen Karriereleiter sind? Nein? Dann helfen die PR-Profis des Forums gerne weiter und bieten Barth mit folgenden Vorschlägen umgehend Hilfe an:

  1. Der Presse ist es ab sofort nicht mehr erlaubt, Fotos zu lokalen Themen aus Stadecken-Elsheim zu veröffentlichen, auf denen der erfolgshungrige Ortsbürgermeister
    a. nur ansatzweise,
    b. nicht vollständig,
    c. nicht vorteilhaft oder
    d. überhaupt nicht zu erkennen ist.
  2. Jubiläen, runde Geburtstage oder sonstige Feier- und Festlichkeiten, die an Tagen stattfinden, an denen der überforderte Ortsbürgermeister nicht teilnehmen und nicht zum Fototermin erscheinen kann, müssen verschoben werden.
  3. Ist eine Terminverschiebung nicht möglich, ist die Presse angehalten, durch Fotomontagen und Retusche-Arbeiten die Anwesenheit von Barth auf den Fotos glaubhaft vorzutäuschen.

Wir sich sicher, dass sich der Ortsbürgermeister über unsere Vorschläge „freut“ und ihre Umsetzung ein „voller Erfolg“ sein wird.

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