Leicht durchgeknallt?! – Hinter Woog wird zum „Mehrgenerationenplatz“.

fitnessgeraeteWir wissen nicht, ob der heutige Bericht in der AZ Mainz mit der Überschrift „Neue Fitnessgeräte schaffen einen Treffpunkt für Jung und Alt in Stadecken-Elsheim“ von den Sprachakrobaten der Gemeindeverwaltung lanciert oder von der angegebenen Redakteurin „Anke Stürmer“ eigenständig verfasst wurde. Jedenfalls halten wird die Autorin/den Autor dieses Artikels für leicht durchgeknallt und für ziemlich durcheinander. Abgesehen von dem behaupteten Unsinn, dass Fitnessgeräte einen Treffpunkt für Jung und Alt „schaffen“ können, lassen uns einige Aussagen und Formulierungen die bereits sorgfältig gegelten Haare zu Berge stehen.

Dass es neben der unsinnigerweise als „Mehrgenerationenhaus“ verulkten Bauimmobilie in der Schulstraße jetzt auch einen „Mehrgenerationenplatz“ gibt, lässt uns mittlerweile am Verstand dieser Gemeindeverwaltung zweifeln. Scheinbar wird jetzt alles und jedes Objekt oder Projekt, das in dieser Gemeinde von 2 Menschen mit einem Altersunterschied von mehr 18 Jahren besucht oder genutzt wird, als „Mehrgenerationen“-Objekt/Projekt bezeichnet. Wir rechnen deshalb demnächst damit, dass die Kinderspielplätze in Stadecken-Elsheim bald in „Mehrgenerationenspielplatz“, der Selztaltradweg in „Mehrgenerationen-Radweg“, die Selztalhalle in Mehrgenerationenhalle“, die Ehrensäule in „Mehrgenerationensäule“ und die Friedhöfe  in „Mehrgenerationenfriedhof“ umbenannt werden.

In dem Artikel wird auch darüber informiert, dass der Gemeinderat bereits „vor zwei Jahren“ die Anschaffung von Fitnessgeräten beschlossen und jetzt, „nach einigem Überlegen“, 3 Fitnessgeräte gekauft hat. Unglaublich, da wurde sage und schreibe 2 volle Jahre lang überlegt. Um den Entscheidungsprozess beim nächsten Mal etwas zu beschleunigen, empfehlen wir dem Gemeinderat, vorher zu überlegen und erst dann einen Beschluss zu fassen. Dann geht’s auch mit der Anschaffung und Installation schneller.

13.000 Euro haben die Geräte gekostet, obwohl der Aufbau kostenlos von den Assen vorgenommen wurde, worüber sich der überforderte Ortsbürgermeister wieder einmal sehr „freute“. Nicht unerwähnt bleibt, dass ein Gerät „dem Nordic Walking sehr ähnlich ist“ und ein anderes Gerät von gleich drei Personen auf einmal genutzt werden kann, obwohl nur zwei Platz haben. Wir gehen davon aus, dass die Mehrpersonen-Nutzungsmöglichkeit bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung und den Anschaffungsüberlegungen eine wesentliche Rolle gespielt hat.

Aber auch persönliche Interessen könnten für die Anschaffung eine wichtige Rolle spielen. So sieht der junge Ortsbürgermeister „die Investition von 13.000 Euro als eine gute Sache an“ und „verspricht“ treuherzig: „Ich werde die Geräte bestimmt öfter nutzen.“ Hoffentlich hält er sein „Versprechen“. Und der scheinbar von Rückenschwerzen geplagte Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Ralph Spiegler, zeigte sich besonders angetan vom Massagegerät: „Das habe ich schon in Ober-Olm ausprobiert und es war toll.“ Es ist damit zu rechnen, dass Spiegler in Zukunft öfter an den Geräten auf dem „Mehrgenerationenplatz“ zu finden ist und auf kostspielige Arztbesuche verzichtet.

Göttlichen Beistand fanden die Geräte durch die Weihe der Vertreter der beiden großen Religionsgemeinschaften, die sich ebenfalls an den Geräten zu schaffen machten. Gut, man kann jetzt darüber streiten, ob ein Massagegerät gesegnet werden muss oder nicht. Vielleicht wäre irdischer Beistand notwendiger gewesen, in dem man, stärker an der Sicherheit und Gesundheit der Seniorinnen und Senioren orientiert, zusätzlich eine „Mehrgenerationen“-Notrufsäule oder einen Defibrillator installiert hätte.

Völlig verwirrt hat uns schließlich der eindringliche Appell des jungen Ortsbürgermeisters:
„Macht bitte keine Hundetoilette daraus. Wir wollen uns doch alle an dem Platz mit seinen Geräten, Baumwurzeln und Bäumen erfreuen.“
Gut, warum wir uns ausgerechnet an „Baumwurzeln“ erfreuen sollen, bleibt dahingestellt und das Geheimniss von Barth. Uns schweben in diesem Zusammenhang ganz andere Dinge vor. Aber wem gilt der Appell des besorgten Ortsbürgermeisters und was meint er damit? Hat er vergessen, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Geräte bereits zwei teuer bezahlte Hundetoiletten befinden? Spricht er indirekt die sich bald an den Geräten trimmenden Seniorinnen und Senioren mit möglicherweise Inkontinenzproblemen an? Oder legt er bereits den gedanklichen Grundstein dafür, die drei Fitnessgeräte demnächst mit einer „Mehrgenerationentoilette“ zu ergänzen?

Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, dass es schon in einigen Jahren und mittels einer „Finanzspritze“ auch einen „Mehrgenerationenplatz“ in Elsheim geben soll. Denn wenn der Gemeinderat noch in diesem Jahr dazu den Beschluss fasst, braucht es „nach einigem Überlegen“ nur noch 2 Jahre, bis 3 Fitnessgeräte angeschafft sind und sich Ort- und Verbandsbürgermeister neben dem neuen „Mehrgenerationenplatz-Hinter Woog“ auch an der „Mehrgenerationenplatz-Piazzette“ in Elsheim fit und gesund machen können. Denn einst muss immer sichergestellt sein: Was Stadecken recht ist, muss Elsheim billig sein. Damit es keine sozialen Unruhen in der „Doppelgemeinde“ gibt.

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