Mer wolle se noi losse – Narrhalla-Marsch!

helauWenn man sich in diesen närrischen Tagen mal auf der Webseite der Verbandsgemeinde umschaut, dann muss man feststellen, dass der allgegenwärtige Trend zur Schaumschläge- und Marktschreierei auch vor dieser, ansonsten doch durch Sachlichkeit geprägten Gebietskörperschaft, nicht Halt macht. Unter „Fastnacht: Information für Flüchtlinge – Carnival: Refugee´s guide – الكرنفال. معلومات للاجئين“ wird dort vollmundig verkündet, dass man „speziell für Flüchtlinge einige wichtige Informationen auf arabisch und englisch zusammengetragen“ hat.

„Zusammengetragen“ ist hierbei das Stichwort. Schaut man sich nämlich dann einmal die angekündigten, „speziell“ für die Flüchtlinge „zusammengetragenen Informationen“ an, so muss man erstaunt feststellen, dass das „Zusammentragen der Informationen“ einzig und allein darin besteht, den Karnevals-Flyer, den das Festkomitee des Kölner Karnevals als Reaktion auf die Ereignisse in der Silvesternacht herausgegeben hat, zum Download anzubieten. Mehr ist nicht. Kräftiger könnten die Närrinnen und Narrhalesen in der VG-Verwaltung mit solch einer Ankündigung eigentlich gar nicht mehr auf die Verwaltungs-Pauke hauen. Allerdings hat man auch keine große Lust, diesem Witz noch ein 3-fach donnerndes Helau/Alaaf oder ein paar Stimmungs-Raketen hinterherschießen.

Was in dem Flyer inhaltlich überhaupt „speziell für die Flüchtlinge“ sein soll, das scheint sich nur den Jecken des Festkomitees Kölner Karneval und der VG-Verwaltung zu erschließen. Es gibt in der Broschüre mit keinem Wort erkennbar, dass sie sich an die Flüchtlinge wendet oder in Verbindung mit den Geschehnissen in der Silvesternacht steht. Da wird seiten- und zeilenlang um den heißen Brei herumgeredet. Natürlich muss man in solch einer Broschüre nicht gleich mit der Holzhammer-Methode das perfide Antanzen von weiblichen Personen, das Stehlen von Handys und Handtaschen oder die sexuelle Gewalt gegen Frauen in den Vordergrund schieben, aber mit ein bisschen Geschick hätte man doch auf die Gepflogenheiten und Tabus in unserer Gesellschaft und speziell auf die des Karnevals hinweisen können. Man denke nur einmal an das Verteilen von sogenannten „Bützchen“, das sogar von vielen Nicht-Kölnern häufig falsch interpretiert wird.

Vielleicht hat zur richtigen Ansprache wieder einmal der Mut gefehlt oder sie wurde aus falsch verstandener Rücksichtnahme unterlassen. Und so liest sich dann eben auch der Flyer des Komitees:  Als ob man ihn unverändert aus Wikipedia übernommen  und volkshochschulartig eine Vorlesung über „Brauchtum und Sitte im Karneval – gestern, heute und morgen“ abgehalten hätte. Aufklärung und zielorientierte Information sieht anders aus.

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