Offener Brief an die Gemeindeverwaltung.

Sehr geehrte Frau Wehrland-Döß,

falls wir sich richtig verstanden haben, rufen Sie auf der Webseite der Gemeindeverwaltung unter dem Titel “ Elsheimer Kerb 2016 in Planung!“ die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, neue Ideen für die Gestaltung der Elsheimer Kerb einzubringen.
Wir kommen dieser Bitte gerne nach und möchten Sie deshalb mit einem außergewöhnlichen Gedanken überraschen. Warum wird die Elsheimer oder Stadecker Kerb, anstatt als subventionierte Werbe- und Verkaufsveranstaltung der lokalen Weinbauern zweckentfremdet zu werden, nicht wieder am Ursprung ihrer Tradition und an ihrem originären Anlass ausgerichtet? Danach war die Kerb, oder auch die Kirchweih, ein religiöses Fest, das anlässlich der Weihe eines christlichen Kirchengebäudes gefeiert wurde und sogar den Rang eines kirchlichen Hochfestes einnahm.

Die Rückbesinnung auf diese Tradition und die Umgestaltung der Kerb wäre gleich mit mehreren Vorteilen verbunden:

  • Erstens könnten sich die Feierlichkeiten auf einen Gedenk- und Weihegottesdienst in den 3 Kirchen von Stadecken-Elsheim beschränken, anstatt sich öde und zähflussig über 5 Tage hinwegzuwälzen und während dieser Zeit den Anliegerinnen und Anliegern der Festlichkeiten auch noch auf den Nerv zu gehen.
  • Zweitens könnten sich die Eltern direkt nach dem Gottesdienst mit Ihren Kleinen zum Europa-Park Rust aufmachen und dort einen erlebnisreichen und chilligen Tag verbringen, anstatt ihre widerwilligen Kleinen mit sanfter Gewalt auf das weiße Pony des Kinderkarussells zu hieven und anschließend mit dem Kauf einer großen Zuckerwatte den Grundstein für die spätere Erkrankung des Kindes an Diabetes zu legen.
  • Drittens müsste die Kerbejugend/der Kerbejahrgang nicht mehr zwangsrekrutiert und zu einem 5-tägigen Zwangseinsatz verpflichtet werden. Die Jugendlichen haben schon seit langem keinen Bock mehr darauf, an einer sinnentleerten Veranstaltung teilzunehmen oder die obligatorische „Hier brummt der Bär“-Land- und Wiesen-Disco mit ihren ort-erschütternden Bässen als den jährlichen Höhepunkt ihrer Chill- und Fun-Aktivitäten anzusehen.
  • Viertens müssten die Sperrzeiten für die Straußwirtschaften und Gutsschänken nicht aufgehoben werden und der für Bau und Verkehr verantwortliche Beigeordnete Ruf wäre der Sorge entledigt, Straßen abzusperren und in den abgesperrten Straßenbereichen „bei Bedarf“ Durchfahrtsgassen für Rettungsfahrzeuge zu „gewährleisten“ (siehe hier). Stattdessen könnte er sich darauf konzentrieren, endlich ein vernünftiges Straßenkonzept für die Gemeinde vorzulegen.
  • Fünftens, und das sollte nicht unterbewertet werden, würde es uns die stereotype Einladungsanzeige des Sprechers der lokalen Weinbauern im Nachrichtenblatt und die Eröffnungsrede des jungen Ortsbürgermeisters ersparen, der sich zu allem Überfluss anschließend noch mit seiner jungen Familie volksnah unters Volk mischt und nach Gutsherrenart den vorbeieilenden Untertanen wohlwollend zunickt.

Sehr geehrte Frau Wehrland-Döß. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserer Idee und unseren Vorschlägen einen konstruktiven Ansatz zur Abschaffung der Kerb in ihrer jetzigen Form und zu einem würdevollen Neubeginn geben konnten.

Gerne würden wir Sie noch an einer ganzen Reihe weiterer, toller Ideen teilhaben lassen, verzichten aber darauf, weil Sie extra darauf verwiesen haben, dass es in diesem Jahr „keine gesonderte Kerbevorbesprechung geben“ wird. Das können wir so nicht akzeptieren. Denn wenn wir Ihnen schon wertvolles Gedankengut zukommen lassen, dann möchten wird auch, dass darüber gesprochen wird und wir als Urheber entsprechend gewürdigt werden. Außerdem schließen wir nicht aus und befürchten, dass sonst der einnehmende Ortsbürgermeister auf die Idee kommt, unsere Ideen als sein eigenes, geistiges Eigentum auszugeben. Das möchten wir auf alle Fälle verhindern. Denn wir lassen nicht zu, dass sich ein fremder Gockel mit unseren Federn schmückt.

Immer für eine gute Idee gut,
Ihr Forum Stadecken-Elsheim

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