Nachtrag zur „Positionierung“ der TSVgg 1848 zur 3-Felder-Sporthalle.

schulwieseVIIAuch im heutigen Nachrichtenblatt hat der TSVgg 1848 die Gelegenheit genutzt, seine Position zum Bau einer neuen Sporthalle darzulegen und noch einmal darauf zu verweisen, dass „Die überwiegende Mehrzahl der Bürger […] eine neue Halle als dringend notwendig“ ansieht. Auf die wenig überzeugende Argumentation für den Standort auf der Schulwiese haben wir entsprechende reagiert, aber dass ein Sportverein jetzt auch statistische Erhebungen und Meinungsumfragen in der Gemeinde durchführt und zu solchen „mundgerechten“ Ergebnissen kommt, das ist neu und verwundert schon ein wenig. Es zeigt aber auf der anderen Seite auch in aller Deutlichkeit, von wem und mit welchen Mitteln in dieser Ortsgemeinde seit Jahrzehnten Politik gemacht und versucht wird, Einzel- oder  Gruppeninteressen durchzusetzen – und das mit allen Mitteln.

Natürlich darf der TSVgg den Bau einer zusätzlichen Sporthalle fordern, insbesondere dann, wenn dies mit Kapazitätsengpässen bei den Sportanlagen begründet werden kann. Es ist jedoch nicht seine Aufgabe, Investitionsrechnungen für die Verwendung von Steuergeldern durchzuführen, Folgekosten zu kalkulieren oder gar zu bestimmen, an welchem Standort die Gemeinde eine neue Halle bauen soll. Darüber hat nicht ein Sportverein, sondern nur der Gemeinderat zu entscheiden.

So wie es auch nicht Aufgabe eines Bauern- und Winzervereins ist, darüber zu entscheiden, ob auf gemeindeeigenem Grund eine Sternwarte gebaut werden darf oder nicht. Das ist allein Sache der Gemeinde. Und ein Bürgermeister, der Mitglied eines Kirchenvorstands ist, hat sich im Gemeinderat der Stimme zu enthalten, wenn die Zuwendung von Steuergeldern an seine Kirche zur Entscheidung ansteht. Ebenso wenig dürfen die einheimischen Winzer bestimmen, an welcher Stelle in dieser Gemeinde geparkt werden darf. Es hat kein Ortsbürgermeister das Recht, eigenhändig Parkeinschränkungen und Parkverbote vorzunehmen, nur damit ein paar Winzer mit Ihren Großgeräten bequem durch die engen Gassen der beiden Ortskerne kommen. Selbst Ratsmitglieder haben nicht das Recht, Bebauungspläne zu ignorieren und ausgewiesene Kleingärten als Parkplatz für ihre gewerblichen Verkaufsveranstaltungen zu nutzen. Ebenso müssen die Anlieger von Wirtschaftswegen für die Erhaltungs- und Instandsetzungskosten aufkommen, solange dies gesetzlich so vorgeschrieben ist. Und letztendlich sollte es in dieser Gemeinde nicht möglich sein, ohne den glaubhaften Nachweis der Berechtigung auf Kosten der Gemeinde in den Genuss der Erstattung eines permanenten Verdienstausfalls zu kommen.

Auch dass Gelder aus der Gemeindekasse unter dem Mäntelchen der Kultur- und Wirtschaftsförderung für Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnahme einer bevorzugten Berufsgruppe verwendet werden, kann nicht akzeptiert werden. Diese einseitige Politik zieht sich durch bis in die aktuelle Widmung von Straßen, die jetzt öffentlich gemacht wurden und für deren Instandhaltung plötzlich die Allgemeinheit zur Kasse gebeten wird, obwohl bei einigen nur die Durchfahrt für die Landwirtschaft freigegeben ist. Und wenn dann noch ein schwacher und überforderter Gemeinderat, der darüber hinaus auch noch von einer einzigen Interessengruppe dominiert wird, nicht Willens oder in der Lage ist, sich diesen Auswüchsen zu widersetzen, dann kann man sich doch wohl an 10 Fingern ausrechnen, wie es in dieser Ortsgemeinde um eine korrekte Entscheidungsfindung und um das Allgemeinwohl bestellt ist.

Nehmen Sie als Beispiel nur einmal die Diskussion über den Standort einer neuen Sporthalle. Mit keinem Wort wird von den Befürwortern der Schulwiese erwähnt, dass die unmittelbaren Anwohner/innen an den Straßen Auf der Langweid, Rup Sur Moselle Straße und Im Selztal durch die hohe Anzahl öffentlicher Gebäude bereits schon jetzt außerordentlich hoch belastet sind. Mit dem Containerstellplatz, der Feuerwehr, der Gemeindeverwaltung, der Selztalhalle, der Kita „Zwergenhaus“, der Grundschule mit öffentlich genutzter Schulturnhalle und der Kita „Haus des Kindes“ befinden sich dort bereits 7 öffentlich Einrichtungen, die außerordentlich stark frequentiert werden. Der Bau der 3-Feld-Sporthaulle auf der Schulwiese würde diese Konzentration noch verstärken und die Belastung der dort lebenden Menschen weiter erhöhen. Über diese Tatsache wird von den Befürwortern der Schulwiese kein Wort verloren und rücksichtslos hinweggegangen, obwohl sich mit dem Gelände am Sportplatz eine vernünftige und leicht realisierbare Alternative bietet, die ja nicht umsonst über 5 Jahre hinweg vom Gemeinderat ins Auge gefasst wurde.

Es scheint so, als ob in dieser Gemeinde Politik mit dem Recht des Stärkeren gemacht wird und dabei eine Hand die andere wäscht. Deshalb ist auch zu vermuten, dass der TSVgg nicht allein aus Eigeninteresse handelt, sondern sich bereitwillig vor den Karren des Ortsbürgermeisters spannen lässt, der gegen alle Widerstände und Vernunft den Bau der neuen Halle auf der Schulwiese durchsetzen will. Dass bei einer solchen Interessen- und Klientelpolitik die Schwachen und das Allgemeinwohl auf der Strecke bleiben, das muss nicht nur klar gesagt, sondern auch verhindert werden.

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Ein Gedanke zu „Nachtrag zur „Positionierung“ der TSVgg 1848 zur 3-Felder-Sporthalle.“

  1. „Die überwiegende Mehrzahl der Bürger […] eine neue Halle als dringend notwendig“

    Ein Beispiel wie man durch Manipulation oder falscher Aussage Meinungsmache betreiben kann. Solch ein Stil kann sogar Befürworter zur Abneigung bringen.

    Da wurde wohl das Wort „Sportler“ einfach durch „Bürger“ ersetzt – und schon haben die Befürworter eine scheinbare Mehrheit hinter sich. Von Politikern erwarte ich solch einen Stil – aber nicht von Sportlern. Von wegen „Fair geht vor“. Die TSVgg will sich doch wohl nicht den Ruf einhandeln, dass man Sportfunktionäre mit Politfunktionäre in den gleichen „moralischen Topf werfen“ kann?

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