Fischen in seichtem Gewässer – Landratswahlkampf für Blöde.

Man kann über die Wirksamkeit der lancierten und miteinander abgestimmten Unterstützeranzeigen bei der Landratswahl am kommenden Sonntag streiten oder nicht. Fest steht jedoch, dass diese Inserate von unterirdischem, politischem Niveau sind und vor Allgemeinplätzen und Flachheiten nur so strotzen. Was in diesen Anzeigen an Wortmüll und Geschwafel abgesondert wird, geht auf keine Kuhhaut und würde jedes Phrasenschwein zum Platzen bringen. Hemmungslos wird in seichtem Gewässer gefischt und man muss sich ernsthaft fragen, ob die Kandidaten/innen und ihre Wahlhelfer/innen die Menschen im Landkreis für blöde halten.

So lässt sich ein Bernd Süssenberger aus Jugenheim zu der flachsinnigen Aussage hinreißen, dass er die CDU-Kandidatin deshalb unterstützt, „weil ich Freier Wähler bin.“ Was soll das denn? Ex-Ortsbürgermeister und Polit-Fossil Müller denkt zurück und empfiehlt seine Kandidatin mit der nachträglichen Danksagung: „weil sie mich in meiner Amtszeit immer kompetent unterstützt hat.“ Donnerwetter, Herr Müller! Wir wissen ja, dass Sie es seinerzeit alleine nicht geschafft haben. Aber was haben denn die heutigen Wählerinnen und Wähler von der damaligen Unterstützung?

Völlig spröde und einfallslos zeigt sich ein Thomas Barth aus Stadecken-Elsheim, der den Ball dezent flach hält und seine Kandidatin nur deswegen empfiehlt, „weil sie sich in der Kommunalpolitik auskennt.“ OMG! Offensichtlich weiß dieser Herr nicht, dass Kenntnisse in der Kommunalpolitik eine unabdingbare Voraussetzung für die Ausübung des Landratsjobs sind. Barth legt dann noch nach und behauptet, dass seiner Kandidatin „die Gemeinden am Herzen liegen.“ Ja, was soll ihr den sonst am Herzen liegen? Etwa die Riesen-Schildkröten auf den Galapagos-Inseln?

Mit solchen „Detailaussagen“ hält sich eine Ute Granold aus Klein-Winterheim erst gar nicht lange auf. Sie fasst den gesamten Unterstützungs-Schwachsinn kurz zusammen und reduziert ihn auf die gewagte Prognose, „dass wir alle von ihr als Landrätin profitieren werden.“ Gerne doch, Frau Granold: Wir schätzen jegliche Art von Profit, solange er nicht nur einer bestimmten Klientel zugutekommt. Die Herren Horn und Lenzen aus Nieder-Olm präsentieren sich in ihrem Aufruf mit einem Fan-Poster und empfehlen ihre Kandidatin schlicht und einfach als „Die Beste Wahl für unseren Landkreis.“ und versichern als ausgewiesene Experten für Landratswahlen, dass „Jede Stimme zählt!“ Wer hätte das gedacht?!

Natürlich lassen sich auch die Unterstützer des SPD-Kandidaten nicht lumpen, machen das jedoch beinahe ebenso farblos, wie die blasse und kaum lesbare Schrift auf den Wahlplakaten ihres Hoffnungsträgers. Zuversichtlich aber nichtssagend prophezeit ein Dirk Martin, dass sein Kandidat „ein überragender und menschlicher Landrat wird.“ Wir sind angesichts dieser Versicherung beruhigt, hätte er jedoch auch ein unterdurchschnittlicher und unmenschlicher Landrat werden können.

Eine Liesel Metten bringt ihre Unterstützung sogar durch ein Bild zum Ausdruck, auf dem eine Fee liebevoll den Kopf des Kandidaten küsst und ein Frosch, in dem offenbar ein verwunschener Landrat sitzt, in einer Sprechblase sagt: „und sie verwandelte ihn in einen Landrat.“ Das mag verstehen wer will, aber ohne Zauberei scheint es der Kandidat von Frau Metten offensichtlich nicht zu schaffen. Wer solche Unterstützer hat, der sollte sich gut überlegen, in die Politik einzutreten.

Diese künstlerische Peinlichkeit wird eigentlich nur noch dadurch übertroffen, dass der SPD-Kandidat sich in einer weiteren Anzeige kumpelhaft mit einem als Bischof verkleideten Herrn Schmitt ablichten lässt und dabei so erleichtert und befreit aus der Wäsche guckt, als hätte dieser ihm gerade die Beichte abgenommen und die Absolution erteilt. Ein abgedroschenes „Für ein weltoffenes und lebensfrohes Mainz-Bingen“ ist die kirchliche Botschaft der beiden Kumpel und man fragt sich, was den Kandidaten dazu verleitet haben mag, ausgerechnet durch die Aura und das Charisma eines als Bischof verkleideten Büttenredners sein politisches Image aufbessern zu wollen.

Den Vogel der Geistlosigkeit schießt allerdings die CDU-Kandidatin ab, die auf einer ganzseitigen Anzeige im Nachrichtenblatt auch vor folgender Peinlichkeit nicht zurückschreckt: „SIE haben die Chance eine Landrätin für Mainz-Bingen zu wählen.“ Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die Bürgerinnen & Bürger bekommen von der Kandidatin die Chance, eine Landrätin zu wählen! Wer da nicht zupackt, ist selbst schuld. Das ist schon ganz schön starker Tobak, den die Kandidatin da ablässt. Offensichtlich ist sie der Meinung, dass die Menschen im Landkreis seit Jahrhunderten auf diese „Chance“ gewartet haben.
Wer sich so schamlos am Emanzipationsgedanken vergeht und den Gleichberechtigungsanspruch der Frauen für eine billige Wahlaussage missbraucht, bei dem ist zu befürchten, dass ihm schon allein die Aussicht auf die Übernahme des Landratsamts das Gehirn vernebelt hat. Wie soll das erst dann werden, wenn eine solche Person den Job ausübt? Wir lehnen deshalb das Angebot der Kandidatin ab und werden die uns eingeräumte Chance nicht wahrnehmen und ungenutzt an uns vorbeiziehen lassen. Auch wenn sie niemals wiederkommt.

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4 Gedanken zu „Fischen in seichtem Gewässer – Landratswahlkampf für Blöde.“

  1. interessant bei diesem ungleichen Wahlkampf ist doch auch, welches Budget die CDU Kandidatin für Anzeigen und Plakate zur Verfügung hat im Vergleich zum SPD Kandidat. Hier scheint sich eine Lobby Ihren Landrat zu kaufen. Äußerst zweifelhaft, das diese Politikerin dann den normalen Bürger vertritt. Es ist auch abzusehen, das es zum parteipolitischen Machtkampf mit der Landesregierung zugunsten von Frau Klöckner kommt und die Interessen des Landkreises in den Hintergrund treten.

    1. Also wenn man hier so durch die Landschaft fährt, grinsen einen Frau Schäfer und Herr Barbaro gefühlt gleich oft an. Sollte allerdings Frau Schäfer tatsächlich ein größeres Budget haben, könnte es daran liegen, dass der SPD-Kandidat am Hahn gezeigt hat, dass er mit Geld nicht sonderlich gut umgehen kann…
      Wenn man ihrer Meinung folgt, müssten also alle Landräte in Rheinland-Pfalz der SPD angehören, damit es zu keinen Machtkämpfen mit der Landesregierung kommt. Das hat aber mit Demokratie nichts mehr zu tun und wird hoffentlich niemals eintreten.

    2. Wir sind in unserem Beistrag bewusst nicht auf das Thema Wahlkampfbudget eingegangen. Uns war ausschließlich daran gelegen, aufzuzeigen, wie seicht und inhaltslos die Wahlwerbung gestaltet wird und die Wählerinnen und Wähler für blöde gehalten werden.
      Wie es auch anders geht, zeigt überraschenderweise ein uns heute ins Haus geflatterter Wahlbrief des CDU Ortsverband Stadecken-Elsheim, in dem dessen Vorsitzender, Dieter Laukhardt, durch eine respektvolle und informative Ansprache belegt, dass es auch anders geht. Wir sind nämlich grundsätzlich nicht gegen Wahlwerbung. Nur sollte sie schon ein bestimmtes Niveau haben.

  2. Programmierer nennen solche, inhaltlosen Phrasen scherzhaft „Nullpointer“.

    Zur Erklärung:
    Ein sogenannter Nullpointer beinhaltet nicht den Wert 0, sondern NICHTS. Das ist für einen Programmierer ein entscheidender Unterschied.

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