Mitteilungen & Verschiedenes: Die lokalpolitische Bühne des Gemeinderats.

Am spannendsten, aber auch am lustigsten, wird es immer dann, wenn in einer Gemeinderatssitzung der Tagesordnungspunkt „Mitteilungen/Verschiedenes“ aufgerufen wird. Strenggenommen dürfte es diesen Tagesordnungspunkt überhaupt nicht geben, denn die „Väter des Kommunalrechts wollten eigentlich nicht, dass eine Ratssitzung zu einer öffentlichen Schwatzbude verkommt oder vom Ortsbürgermeister oder den Ratsmitgliedern zur eitlen Selbstdarstellung missbraucht wird. Im Gemeinderat soll nämlich vorwiegend über gemeindliche Dinge beraten und abgestimmt werden. Glücklicherweise gelingt es den Hobby- und Freizeitpolitkern immer wieder, diese Absicht zu unterlaufen und dem Forum ausreichend Gelegenheit zu geben, über seltsame, kuriose und manchmal auch peinliche Momente zu berichten.

Der Tagesordnungspunkt beginnt meistens mit einer Leistungsschau des ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeister, der die große Bühne nutzt, um detailliert und umfassend darüber zu schwadronieren, was er seit der letzten Gemeinderatssitzung alles geleistet hat, welche Probleme er gerade aus dem Weg räumt und bis zum Ende seiner Amtszeit noch alles erfolgreich zu Ende bringen wird. Das alles wird wichtigtuerisch und selbstgefällig vorgetragen, um auch die gewöhnlich 2-3 Besucher/innen im Zuschauerraum davon zu überzeugen, dass man Tag und Nacht sein Ehrenamt ausübt und sich unentgeltlich für das Wohl der Gemeinde aufopfert.

Noch während der Eigenlob-Hudelei des Protagonisten scharren die übrigen Ratsmitglieder bereits ungeduldig mit den Hufen und warten sehnsüchtig darauf, dass auch für sie endlich die große Bühne freigegeben wird und sie zu Wort kommen dürfen. Dort spielt sich dann von Schwank bis Komödie so viel Lustiges und Erheiterndes ab, dass man sich vor lauter Freude auf die Schenkel klopfen möchte und man bedauert, dass diese Vorstellung nicht öffentlich übertragen wird. In anderen Ortsgemeinden macht man das schon. Aber auch viel Peinliches, Entlarvendes und zum Fremdschämendes steht oft auf dem Programm. Am unangenehmsten wird es jedoch dann, wenn ein Ratsmitglied unter dem Deckmäntelchen des Gemeinwohls sich beim Versuch entlarvt, ausschließlich seine eigenen Interessen zu verfolgen und einen persönlichen Vorteil zu erlangen. Denn gern wird dieser Teil der Sitzung von den Ratsmitgliedern dazu genutzt, sein eigenes Süppchen zu kochen.

Normalerweise ist es ja so, dass sich die Bürgerinnen & Bürger mit ihren geschäftlichen oder privaten Anliegen vertrauensvoll an die Gemeindeverwaltung wenden, wenn sie etwas behördlich geregelt haben möchten. Dann hat man erst einmal geduldig zu warten, es sei denn, man gehört dem Freundes- und Bekanntenkreis des Ortsbürgermeisters an. Die Gemeindeverwaltung entscheidet dann schließlich über die Angelegenheit oder auch darüber, ob das Anliegen dem Gemeinderat zur Beratung und Entscheidung vorgelegt werden soll. Diese Vorgehensweise gilt ohne Ausnahme auch alle Mitglieder des Gemeinderats. Nicht jedoch in Stadecken-Elsheim. Da stellen sich die Damen und Herren Ratsmitglieder nicht wie alle anderen erst einmal hinten an, sondern nehmen gleich in der ersten Reihe Platz und versuchen beim Besprechungspunkt „Mitteilungen/Verschiedenes“, geschickt und vertuschend, ihre persönlichen und geschäftlichen Anliegen an den Mann zu bringen.

Wenn Sie sich schon immer einmal gefragt haben sollten, warum im Gemeinderat von Stadecken-Elsheim die Weinbauern, die Mitglieder des Bauern- und Winzervereins und der Aufbaugemeinschaft so überaus stark vertreten sind und sich so intensiv um das Wohl der Menschen in der Ortsgemeinde kümmern, dann werden Sie dafür unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen/Verschiedenes“ einige überraschende und erklärende Antworten finden.

Das Material aus diesem Teil der Gemeinderatssitzung ist so ergiebig, dass es den  durchschnittlichen Rahmen eines Forum-Artikels weit sprengen würde. Wir haben deshalb entschieden, die neue Rubrik „Mitteilungen & Verschiedenes“ zu etablieren, in der wir quasi als Nachrichten-Serie über die spannenden und aufsehenerregenden Ereignisse im Gemeinderat berichten werden. Bereits in der kommenden Woche beginnen wir mit einem Knaller, in dem das Ratsmitglied Glöckner (CDU) und Ortsbürgermeister Barth (CDU) eine besondere Rolle spielen.

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