Die Tourismus-Lüge: Wie eine Ortsgemeinde für dumm verkauft wird.

Wenn man heute die Bürgerinnen & Bürger fragen würde, ob sie die Politik der Tourismusförderung in Stadecken-Elsheim begrüßen, dann würden mindestens 95 Prozent diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. „Tourismus?, ja, aber bitte nicht in meiner Wohngemeinde“, wäre eine zutreffende Erläuterung. Denn den Menschen in der Ortsgemeinde ist klar, dass sie mit gleich drei vielbefahrenen Landesstraßen, einem ungelösten Verkehrs- und Parkraumproblem und der ständigen Ausweisung neuer Baugebiete schon genug Schwierigkeiten am Hals haben. Die Menschen wollen ihre Ruhe haben, denn das ist einer der wesentlichsten Gründe, warum sie in „unserer liebens- und lebenswerte Ortsgemeinde“ zuhause sind

Es stellt sich also die Frage, wer in dieser Gemeinde unablässig das Thema Tourismusförderung aufs Tapet bringt, was damit verfolgt wird und wer die eigentlichen Nutznießer einer solchen Debatte sind.

Um dies zu beantworten, muss man sich erst einmal eingestehen, dass es für einen erlebnishungrigen Touristen kaum einen Grund gibt, ausgerechnet nach Stadecken-Elsheim einen Tagesausflug zu machen oder hier gar einen Mehrtage-Urlaub mit der Familie zu verbringen. Dafür fehlt einfach die touristische Substanz. Bei allem Respekt vor der 11000-Mägde-Mühle, dem Babo-Häuschen oder der Burgscheune, Stadecken-Elsheim ist kein „Rothenburg ob der Selz“ und weist auch sonst keine bemerkenswerten touristischen Attraktionen auf. Das ist heute so und wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Wer das verdrängt, leidet unter Realitätsverlust.

Trotzdem lassen Ortsbürgermeister Barth und seine Gefolgschaft aus dem Bauern- und Winzerverein nicht davon ab, Stadecken-Elsheim als Tourismus-Hochburg hochzujubeln und permanent der Tourismusförderung das Wort zu reden. Die Vorlage für diese scheinheilige und durchschaubare Debatte liefert der Ortsbürgermeister höchstpersönlich. Seit der Eröffnung der Hiwwelroute lässt er keine Gelegenheit aus, darauf zu verweisen, dass demnächst gewaltige Touristenströme und täglich Tausende von Menschen Stadecken-Elsheim überschwemmen werden, obwohl er genau weiß, dass das nie der Fall sein wird. Das ist zwar etwas überspitzt ausgedrückt, aber aus einem solchen Szenario leiten Barth und der Bauern- und Winzerverein regelmäßig Handlungsbedarf ab und fordern permanent die Umsetzung von „Tourismus-Projekten“, die dann von der Allgemeinheit bezahlt, jedoch überwiegend oder ausschließlich der Wein- und Landwirtschaft zugutekommen.

Unter dem Deckmäntelchen „Tourismusförderung“ werden aus dem Gemeindehaushalt Wirtschaftswege saniert und erneuert, für deren Unterhaltung zu 90 % die Mitglieder des Bauern- und Winzervereins aufkommen müssen. Auch die neue Hiwwelroute ist ein Wirtschaftsweg, der mit öffentlichen Geldern aufgewertet wurde, ohne dass die Wein- und Landwirtschaft dazu einen Beitrag geleistet hat. Das Mitglied des Bauern- und Winzervereins, Cramer, geht gleich so weit, eine Satzungsänderung zu fordern und den Finanzanteil der Gemeinde an den Unterhaltungskosten zu erhöhen – aufgrund der von Barth „prognostizierten“ Besucherschwemme, die plötzlich für die Zerstörung der Wege verantwortlich sein soll. Das Vereinsmitglied Eppelmann, „Herr über Fässer und Reben“, fordert gleich ein ganzes Touristik-Büro, dass sich dann um die Tourismusförderung respektive um die Belange des Bauern- und Winzervereins kümmern soll. Wenn es jedoch um die Ansiedlung einer Sternwarte geht, stellt sich dieser ewig gestrige Verein komplett quer.

Die Liste der scheinheiligen und durchschaubaren Forderungen ließe sich beliebig fortsetzen. Unter dem Deckmäntelchen der „Tourismusförderung“ werden in dieser Gemeinde Maßnahmen getroffen und Mittel zur Verfügung gestellt, die ausschließlich oder überwiegend den Interessen der Wein- und Landwirtschaft dienen und aus der Gemeindekasse bezahlt werden. Die Bürgerinnen & Bürger so wie alle anderen Gewerbetreibenden gehen leer aus und werden dann noch für dumm verkauft.

Damit die Wellen der Empörung nicht zu hoch schlagen: Nachfolgender Text auf der Webseite der Gemeinde wurde seinerzeit von einem Redakteur des Forums verfasst:
„Sehenswürdigkeiten im traditionellen Sinne werden Sie in Stadecken-Elsheim nicht finden. Wenn Sie jedoch ein ausgeprägtes Gefühl für Landschaften und Menschen haben, wenn Sie hinschauen können und Ihre Augen auch die versteckten und verdeckten Dinge des Lebens sehen, dann bietet Ihnen Stadecken-Elsheim eine ganze Reihe von interessanten „Sehenswürdigkeiten.“

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