„Polizeireporter“ im Einsatz: Ortsbürgermeister „schockiert“ über „schweren Vandalismus an Verkehrsmännchen.“

„Mit Vandalismus wird heute in der Kriminologie eine vorsätzliche Handlung bezeichnet, die meist eine Zerstörung oder Beschädigung einer privaten oder öffentlichen Sache (Sachbeschädigung)…. zur Folge hat.“ (Wikipedia). So oder so ähnlich muss es zugegangen sein, als ein paar verwirrte Vollpfosten 2 der 3 von den Kindern des „Haus des Kindes“ erstellte Papp-Verkehrsmännchen beschädigt haben. „Drei Tage nach Ihrer Aufstellung wurden zwei der Männchen (am Zaun der Grundschule und am Brückengeländer über der Selz) mutwillig zerstört – obwohl diese fest verschraubt waren!“  

Wir fragen uns natürlich, was mit den Verkehrsmännchen passiert wäre, wenn sie nicht
„fest verschraubt“ gewesen wären: Wären sie dann bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und zerstückelt worden? Wäre die moderne Forensik dann an Grenzen gestoßen? Nein, Spaß beiseite: Der Vorgang ist ärgerlich, aber dabei hat es sich auch. Noch ärgerlicher ist allerdings, dass ein wichtigtuerischer Ortsbürgermeister sich über diese läppische Angelegenheit theatralisch empört und aufgesetzt entrüstet. Das ist ein durchschaubares Unterfangen und an Verlogenheit und Effekthascherei kaum noch zu überbieten.

Um an der Ungeheuerlichkeit des von ihm als „schwerer Vandalismus an Verkehrsmännchen“ bezeichneten Verbrechens erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, hat „Polizeireporter“ Barth den Tathergang sorgfältig recherchiert und ermittlungstechnisch festgestellt, dass „unheimlich viel kriminelle Energie und Vorsatz im Spiel“ waren. Offenbar leitet er diese Erkenntnis aus den grausamen Verletzungen ab, die den Verkehrsmännchen durch ihre Peiniger zugefügt wurden. Barth bietet den Tätern auch keine Möglichkeit für windschlüpfrige Ausflüchte. Er weist nach, dass die „Vandalen“ ihre zerstörerische Tat mit „Vorsatz“ begangen haben und sie nicht versehentlich gegen die Pappen gelaufen sind. Die Verkehrsmännchen hatte einfach keine Chance.

Auch das erschütternde Foto zur Tatanalyse auf der Webseite der Gemeinde macht deutlich, wie bestialisch die Täter vorgegangen sein müssen. Abgebildet ist dort eines der malträtierten Verkehrsmännchen, dass oberhalb der Hüfte zerstückelt und geradezu zweigeteilt wurde – daneben wird noch eine brutal abgetrennte Hand abgebildet (siehe hier). Eine widerliche Tat, die uns an die blutrünstigsten Horrorfilme mit Zerstückelungs- und Massaker-Szenen erinnert. Und so ist es nur mehr als verständlich, dass der erschütterte Ortsbürgermeister über das unfassbare Verbrechen „schockiert“ ist und man vermuten muss, dass er noch beim Verfassen seines Polizeiberichts unter Schockeinwirkung stand. Anders wären seine Aufgeregtheit, seine Empörung und Betroffenheit nicht zu erklären.

Wie stark Barth von dem Verbrechen getroffen wurde, bringt er noch einmal dadurch zum Ausdruck, dass er „nicht das geringste Verständnis für diese unfassbare Zerstörungswut“ hat. Das sind klare Worte, das hört man gern und wird dem kriminellen Gesindel noch lange in den Ohren liegen. Insbesondere erschüttert ihn, dass die schwere Kriminaltat „gegenüber von Kindern für Kinder erstellte Sachen“ stattgefunden hat, obwohl er zu Beginn seines Polizeiberichts selbst darauf hinweist, dass die Verkehrsmännchen nur zur Sensibilisierung der vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmer hergestellt wurden. Gut, er stand eben noch unter Schock. Verständlich aber ist, dass Barth wegen dieser „unfassbaren Zerstörungswut“ Anzeige erstattet hat. Ob er auch das LKA, BKA und die Bundespolizei einschalten oder eine unter seiner Leitung stehende Sonderkommission „SK Verkehrsmännchen“ einsetzen wird, hat Barth noch nicht bekanntgegeben.

Letztendlich hat der schockierte Ortsbürgermeister ins seinem Tatprotokoll dann noch die „Lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger“ um Hinweise zur Straftat und auf die Straftäter gebeten und sich, wie es sich für einen gewieft vorgehenden Einsatzleiter gehört, schon im Voraus dafür artig bedankt. Dieser Bitte kommen auch wir gerne nach und geben hiermit dem Ortsbürgermeister folgende, sachdienliche Hinweise:

  • Behalten Sie Augenmaß und verbreiten Sie in der Ortsgemeinde keine aufgebauschten Horrorgeschichten,
  • unterlassen Sie Ihre durchschaubare Panikmache, aufgesetzte Hystery und Betroffenheits-Heuchelei,
  • nutzen Sie die von Ihnen aufgebauschten Banalitäten nicht zur Selbstdarstellung und
  • versuchen Sie, den Menschen im Ort mit dem nötigen Respekt zu begegnen und sie nicht für dumm zu verkaufen.

Übrigens: Bei einem Erdrutsch in Nepal sind gerade 19 Schulkinder und 2 Lehrer unter Ihrer Schule begraben und getötet worden. Ob sich auch Verkehrsmännchen unter den Opfern befinden, ist noch nicht bekannt.

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