Nur wer Großes angeht, kann auch Großes leisten.

Wie bereits angekündigt möchten wir heute über einen Aufsehen erregenden Artikel in der AZ Mainz berichten, in dem schon die Überschrift wie ein Donnerhall durch den Blätterwald schallt: „Ortschef Thomas Barth will im Kreis Mainz-Bingen den Ausbau der Radwege angehen.“ Na, das ist doch was! Da krempelt endlich jemand die Ärmel hoch und lässt aufhorchen. Wer also bisher angenommen hat, dass sich ein ehrenamtlich tätiger Ortsbürgermeister vorwiegend um die lokalen Angelegenheiten seiner Ortsgemeinde kümmert, der wird hier eines Besseren belehrt.

Nun hat der weitblickende Ortsbürgermeister schon immer gerne mal über den begrenzten Tellerrand der Ortsgemeinde hinausgeschaut und sich landes- und bundespolitischen Themen nicht verschlossen. Stadecken-Elsheim ist dem umtriebigen Ortsbürgermeister einfach zu eng. Man erinnert sich daran, wie er vor zwei Jahren quasi im Alleingang den bundesweiten Kita-Streik  beendete, sich heute vehement für den Bau einer neuen Rheinbrücke bei Bingen einsetzt oder neuerdings den gesamten Ausbau des Mainzer Autobahnnetzes fordert. Nur wer Großes anpackt, kann auch Großes leisten – das ist die Devise. Jetzt sind eben mal die Radwege im Landkreis Mainz-Bingen dran.

Leiten lässt sich der „Ortschef“ bei seiner neuen Coup von geradezu sensationellen Erkenntnissen, die er offensichtlich als Promoter des alljährlich stattfindenden Stadtradelns gewonnen hat und das er als eine der wichtigsten Veranstaltungen seiner Amtszeit betrachtet. „Das Fahrrad gewinnt im Alltag zunehmend an Bedeutung – sowohl als Vehikel im Freizeitbereich als auch in Bezug auf seine zunehmende Nutzung als Verkehrsmittel auf dem Weg zum Arbeitsplatz.“ , wobei die Formulierung, dass ein Vehikel in Bezug auf seine zunehmende Nutzung zunehmend an Bedeutung gewinnt, die Plausibilität dieser These nicht einmal wirkungsvoll unterstreicht. Die Barthsche Analyse mag jetzt viele überraschen, mit Sicherheit jedoch nicht die vielen Hundert Menschen, die schon jetzt jeden Tag aus dem Landkreis Mainz-Bingen mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Frankfurt radeln.

Wie nicht anders zu erwarten, hat der Ortsbürgermeister als ‚Thomas B.“ auch gleich wieder eine kleine Anfrage zum Thema an die Landesregierung gestellt: „Planungsstand Radwegebau im Landkreis Mainz-Bingen.“ Offensichtlich hat ihn die Antwort nicht befriedigt, denn Ortsbürgermeister Barth geht es „vor allem darum, dass noch bestehende Lücken im Radwegenetz zügig geschlossen und seit Jahren anstehende Bauvorhaben endlich realisiert werden.“ Das geht dem Ortsbürgermeister alles nicht schnell genug, und so will er den Ausbau selbst „angehen.“ – was einiges an Eigeninitiative vermuten lässt. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn der zupackende „Ortschef“ sein Versprechen wahrmacht und man ihn demnächst, mit Spitzhacke und Schaufel ausgerüstet, irgendwo im Landkreis beim Radwegbau antreffen würde. Denn was sonst sollte er mit „angehen“ auch anderes meinen, wenn er als nachgerückter CDU-Hinterbänkler kein Gehör findet und aus der Opposition heraus eh kaum etwas bewirken kann. Da schwingt man lieber das große Wort und macht marktschreierisch auf sich aufmerksam.

So sei Politik eben, hört man immer wieder. Uns aber stellt sich die Frage, warum der „umtriebige“ Ortsbürgermeister jetzt auch noch den Ausbau der Radwege im Landkreis „angeht“, obwohl er doch schon unter normalen Umständen des Job einen ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeisters nicht geschafft hat. Jahrelang hat er sich, angeblich wegen Überforderung, auf Kosten der Gemeinde zu 25 Prozent von seiner beruflichen Tätigkeit freistellen lassen. Und trotzdem halst er sich jetzt auch noch den Brocken mit den Fahradwegen auf. Gibt es denn in der Ortsgemeinde nichts mehr für ihn zu tun? Liegt nichts mehr an und ist bereits alles in trockenen Tüchern? Hat Barth bereits alles gewuppt? Oder bestätigt sich unsere Vermutung, dass er schon seit Längerem seine Aufgaben als Ortsbürgermeister nicht mehr ernstnimmt und nur noch an der monatlichen Aufwandsentschädigung von knapp 2.000,00 Euro interessiert ist? Dann würde das alles wieder einen Sinn geben.

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