Kultur- und Etikettenschwindel – Wein und Sektvergnügen Stadecken-Elsheim.

Nachdem sich die örtlichen Winzerbetriebe über Jahre hinweg zerstritten und erst vor 3 Jahren wieder zusammengefunden hatten, fand am Samstag, den 09.06.2018, wieder das Wein und Sektvergnügen, „Das Weinevent in Stadecken-Elsheim“, auf der Stadecker Warte statt. Veranstalter dieser kommerziellen Werbe- und Verkaufsförderungsaktion ist eine „Wein und Sektvergnügen Stadecken-Elsheim GbR“, deren Sitz am Rebenhügel 10 ist und durch einen Volker Hamm vertreten wird. Auf den kommerziellen Charakter der Veranstaltung weist im Impressum auch der Verweis auf die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer hin, was auf die Versteuerung von Einkünften aus Gewerbebetrieb und der Anfertigung einer Gewinn- und Verlustrechnung schließen lässt.

Auf einer eigens für die Verkaufsveranstaltung erstellten Webseite wird von der beauftragten Werbeagentur dann auch reißerisch für dieses Event geworben. Mit Plattheiten wie „Volles Programm! Genießen und Erleben! In Stadecken-Elsheim“, „LIVE! LIVE! LIVE! Echter (Wein)Genuss und wahre Feierfreude!“ und „09.06.2018 Wein– und Sektvergnügen. Das Abenteuer geht weiter“ werden die potenziellen Weinkunden an die Verkaufsstände getrieben, um weinselig für die beabsichtigten Umsatz- und Gewinnsteigerungen zu sorgen. Es handelt sich bei den sogenannten Werbefuzzis nicht zufällig um die Werbeagentur, die auch das Weingut Eppelmann Eppelmann, „das Weingut mit dem SpülService“, werblich betreut und schon dort mit ihren Flachheiten und abgedroschenen Werbephrasen jeden noch so werbeaffinen Menschen zur Raserei treibt. Fehlt nur noch, dass Thomas Barth in seiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister die Eröffnungsrede der Werbeveranstaltung hält und den potentiellen Weinkäufern/innen mit einem „guten Glas Stadecken-Elsheimer Weins“ zuprostet.

Nun steht auch der heimischen Weinwirtschaft, wie auch jedem anderen Gewerbetreibenden, das uneingeschränkte Recht zu, Werbe- und Verkaufsförderungsaktionen zur Umsatz- und Gewinnsteigerung durchzuführen. Daran gibt es keinen Zweifel. Nur sollte sie diese Zielsetzung auch zugeben und nicht versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass das Wein und Sektvergnügen eine kulturelle Veranstaltung wäre und in der Tradition und Geschichte der Menschen verhaftet sei. Das ist nämlich nicht der Fall: Das Wein- und Sektvergnügen Stadecken-Elsheim ist und bleibt eine kommerzielle Werbe- und Verkaufsveranstaltung, die ausschließlich dazu dient, die Produkte der veranstalteten Winzer an den Mann/die Frau zu bringen und die Umsatz- und Gewinnrendite der Weinwirtschaft zu steigern.

Umso erstaunlicher ist es deswegen, dass die AZ-Mainz, die ansonsten für jeden Millimeter einer gewerbliche Anzeige teures Geld von den Inserenten nimmt, gleich zwei Artikel, einen zur Ankündigung und einen über den Verlauf der Verkaufsveranstaltung, kostenlos und im redaktionellen Teil ihres Blattes veröffentlicht. Entweder hat man dort den Kultur- und Etikettenschwindel noch nicht bemerkt, oder es ist viel Wein die Stadecker-Warte hinuntergeflossen.

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