Wie stehen die Chancen? – Kann Isabelle gewinnen?

ortseinfahrtWenn morgen die Werbe und Verkaufsveranstaltung des Werbe- & Vermarktungsunternehmens Deutsches Weininstitut GmbH stattfindet und die deutsche Weinkönigin 2015/2016 küren möchte, stellt sich sicherlich nicht nur uns, sondern auch vielen Menschen rund um den Globus die spannende Frage, wie die Chancen für unsere Isabelle stehen und ob sie den würdevollen Titel gewinnen kann. Diese Frage stellt sich sicherlich auch die regionale und lokale „Polit-Prominenz“, die sich mit aller Wahrscheinlichkeit morgen nach Neustadt aufmachen und dort mit klopfenden Herzen und feuchten Händen den spannenden Wettbewerb verfolgen wird.

Damit diese Delegation und Unterstützergruppe, aber auch viele Menschen in „unserer lebens- und liebenswerte Ortsgemeinde“, schon im Vorfeld eine realistische Einschätzung der Titelaussichten von Isabelle vornehmen können, hat das Forum gemeinsam mit dem Institut für angewandte Mathematik der Universität Bochum und einer Gruppe von Elitestudenten eine Prognose erstellt, deren Ergebnis wir entgegen aller rechtlicher Bedenken schon heute veröffentlichen.

Basis der groß angelegten Untersuchung waren die auf der Webseite des DWI (früher Deutsche Weinwerbung GmbH) vorzufindenden Daten über alle gekürten Weinköniginnen und ihrer Weinprinzessinnen, die seit 1949 und bis heute nach der Krone und dem Krönchen gegriffen haben. Gut, man hätte es sich auch einfacher machen können. Die Wahrscheinlichkeit eines Titelgewinns bei nur 6 Teilnehmerinnen und gleich 3 zu vergebenden Titeln ist mathematische leicht zu errechnen. Konkret gesagt: Die Chance, die Krone der deutschen Weinköniginnen aufgesetzt zu bekommen, steht, mathematisch genau, bei 1:6. Dass man zur Weinprinzessin auserwählt wird, kann mit einer Wahrscheinlichkeit von exakt 1:3 vorhergesagt werden.

Aber so leicht haben wir es uns und die dafür extra ins Leben gerufene Forschungsgruppe der naturwissenschaftlichen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum es sich natürlich nicht gemacht. Da wurden die Wahlchancen der Majestäten doch weit akribischer und wissenschaftlich fundierter untersucht. So wurde die gesamte, zur Verfügung stehende Datenmenge über die Königinnen und Prinzessinnen in einem extra dafür entwickelten Statistik- und Wahrscheinlichkeitsprogramm aufbereitet und in einen Hochleistungsrechner mit über 360 Terragagabyte über einen Zeitraum von 6 Monaten und unter strengster Geheimhaltung bewertet, analysiert und in unendlichen Zahlenreihen und Nullsummen-Spielen gegeneinander abgewogen. Mitberücksichtigt wurde sogar der Zugang neuer Weinanbaugebiete, die durch die Wiedervereinig 1989 die Attraktivität und Vermarktungschancen des deutschen Weines noch verstärkt haben.

Was dann als Ergebnis herauskam und in dem über 370 Seiten starken Forschungsbericht nachzulesen ist, kann nur noch als ein gewaltiges Erdbeben und kultureller Schock bezeichnet werden. Unter Berücksichtigung der 13 deutschen Weinanbaugebiete und der Häufigkeit, mit der aus diesen Gebieten Weinköniginnen und -prinzessinnen hervorgegangen sind, wwurde wissenschaftlich korrekt, jedoch kalt errechnet:

„Isabelle Wissersinn wird nicht Deutsche Weinkönigin!“

Das ist ein schwerer Schlag, aber wissenschaftlich nachgewiesen. Deutsche Weinkönigin kann nämlich nur eine charmante Dame aus einem der Weinanbaugebiete werden, das seit über 12 Jahren keine Weinkönigin mehr gestellt hat. Und das können nur Josefine Schlumberger aus Baden oder Caroline Guthier von der Hessischen Bergstraße sein. Die Wissenschaft lügt nicht. Für Isabelle Willersinn ist maximal die Krone einer Weinprinzessin drin. Diese Tatsache erschüttert und muss erst einmal verdaut werden.

Dieses Ergebnis ist nicht nur ein Faustschlag in die Magengegend der Menschen unserer Gemeinde, sondern sollte auch die Erwartungen der nach Neustadt mitreisenden Politik-Entourage gewaltig dämpfen. Wobei, wenn wider Erwarten und gegen alle wissenschaftliche Vernunft, Isabelle mit einem Titel, sei es den der Königin oder den einer Prinzessin, triumphierend in ihre Heimat zurückkehren würde, wir befürchten, dass die Damen und Herren Regional- und Lokal-Politiker völlig aus dem Häuschen geraten und allerlei unsinnige Entscheidungen treffen. Um dies zu verhindern und damit alle schön auf dem Teppich bleiben, heben wir noch einmal hervor, dass der DWI-Titel „Deutsche Weinkönigin“ oder „Deutsche Weinprinzessin“ nur als Werbe- und Verkaufsförderungsinstrument zu verstehen und kulturell sowie historisch genauso wertlos ist, wie der Titel einer „Heidschnuckenkönigin“ aus der Lüneburger Heide. Die Anspielung auf den durch die Metzgerinnung verliehenen Titel „Deutscher Blutwurst-König“ verkneifen wir uns.

Trotzdem wünschen wir Isabelle viel Spaß und viel Erfolg. Denn was schert uns die Wissenschaft.

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