„Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!“ – Taschenspielertricks des Ortsbürgermeisters.

Es ist schon eine bemerkenswerte Studie, die der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) mit seinem Fahrradklima-Test 2016 durchgeführt hat. Noch bemerkenswerter ist allerdings, mit welchen Taschenspielertricks Ortsbürgermeister Barth die Tatsachen verdreht und das Ergebnis für Stadecken-Elsheim schön- und falschredet. Hemmungslos legt er sich die Zahlen und Ergebnisse so zurecht, dass Stadecken-Elsheim als das Paradies des Fahrradfahrens erscheint und man an keinem anderen Ort der Welt lieber in die Pedale treten möchte. Weitsichtig und verantwortungsvoll legt er auf der Webseite der Gemeinde dann noch oberlehrerhaft nach, dass man sich nicht ausruhen darf und es „(…) noch einiges in Stadecken-Elsheim zu verbessern gibt.“ Wir stimmen dem sofort zu, wenn damit auch seine bisher schwache Leistung als Ortsbürgermeister gemeint ist.

Wer den Fragebogen zum Test überhaupt bekommen und ihn ausgefüllt hat, ist beim ADFC nirgendwo ersichtlich. Auch über Stichprobenauswahl und Repräsentativität der Erhebung gibt es keinerlei Informationen. Das, in Verbindung mit der geringen Zahl der teilnehmenden Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz und der viel zu kleinen Stichprobengrößen, macht die Erhebung intransparent und es ist nicht auszuschließen, dass der Test nicht den Ansprüchen einer empirischen Befragung entspricht und deshalb nur beschränkt aussagefähig ist.

Wenn von 2.296 rheinland-pfälzischen Städten und Gemeinden mit bis zu 50.000 Einwohnern/innen (Stand 31.12.2015) nur 8 Kommunen an dem Test teilnehmen, dann macht es doch von vorne bis hinten keinen Sinn, darüber zu schwadronieren, ob man „auf Anhieb“ die Position 1, 2 oder 3 einnimmt. Es fehlen 2.296 Kommunensind und es sind noch nicht einmal 0,00348 Prozent, die in der Bewertung berücksichtigt werden. Besser sollte man sich einmal fragen, warum die Beteiligung so gering und ausgerechnet Stadecken-Elsheim zu den acht glücklichen Teilnehmern in dieser Kategorie zählt. Und die Tatsache, dass man mit kümmerlichen 78 Befragungen die Mindestvoraussetzung von 50 Einsendungen erfüllt hat, ist noch lange kein Grund, sich selbstverliebt auf die Schulter zu klopfen.

Dass Barth den zweiten Platz unter nur 8 Teilnehmern als Sensation hochzujubelt, ist schon sehr abenteuerlich und bloße Schaumschlägerei. Wenn er jedoch dann noch behauptet, dass unter den insgesamt 16 teilnehmenden Kommunen Stadecken-Elsheim Platz 1 einnimmt, dann ist das schlichtweg falsch. Denn auch bei 16 Teilnehmern aus Rheinland-Pfalz liegt unsere Ortsgemeinde hinter Ingelheim nach wie vor nur auf dem zweiten Platz – wenn man sich für einen kurzen Moment mal an den duseligen Positionsspielchen beteiligen möchte.

Wegen der unterschiedlichsten Strukturen in Großstädten, Städten und Gemeinden, verbietet es sich auch, Vergleiche anzustellen, die nicht gewichtet sind und die strukturellen Unterschiede nicht berücksichtigen. So vergleicht Barth schamlos Millionenstädte wie Berlin, Hamburg und Köln mit dem kleinen Flecken Stadecken-Elsheim und stellt dazu noch die definitiv falsche Behauptung auf, dass unsere Ortsgemeinde bundesweit Platz 4 bei 539 teilnehmenden Kommunen einnimmt. Diese Aussage ist eine dreiste Lüge und an den Haaren herbeigezogen. Laut der offiziellen Auswertung des ADFC liegt Stadecken-Elsheim in seiner Stadtgrößenklasse nur auf Rang 64 von 364. Selbst wenn man die Gesamtzahl der teilnehmenden Kommunen von 539 zugrunde legen würde, käme man über den 64. Platz nicht hinaus. Barth rechnet sich um Kopf und Kragen und beweist wieder einmal, dass er nicht in der Lage ist, richtig mit Zahlen und Fakten umzugehen.

Wenn Barth dann mit Kommunen bis zu 10.000 Einwohnern/innen noch eine eigene Kategorie ins Spiel bringt, nur um sich das Ergebnis schönrechnen zu können, dann kann man über solch eine durchschaubare Absicht nur den Kopf schütteln. Durch diesen Taschenspielertrick fällt nämlich plötzlich das besser bewertete Ingelheim aus dem Ranking raus und es verbleiben in dieser Kategorie nur noch 2 Konkurrenten, vor denen sich Stadecken-Elsheim Ruck-Zuck als Nummer 1 positioniert. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes „alternative Realität“ und man muss sich fragen, was sich Barth bei solchen Gaukeleien eigentlich gedacht hat.

Neben den unredlichen Ranking- und den Positionsverrenkungen bleiben auch bei der Größe der Stichproben einige Ungereimtheiten. Natürlich ist für das repräsentative Ergebnis einer Erhebung nicht allein die Größe ausschlaggebend, aber nimmt man einmal das mit 912 Personen angegebene Sample für Mainz, einer Stadt mit mehr als 200.000 Menschen, dann ist erhebungstechnisch klar, dass diese Stichprobengröße bei weitem nicht ausreicht und somit eine relativ hohe Fehlerquote besteht. Das hat natürlich enorme Auswirkungen auf die Qualität und Bewertung der Testergebnisse.

Auch die Fragekriterien, Inhalt der Fragen und Fragestil lassen viele Fragen offen. So sind zum Beispiel die Antworten auf die Fragen, ob Radfahren Spaß macht, ob Jung oder Alt Fahrrad fährt, ob für das Radfahren geworben oder ob die Presse darüber positiv berichtet, genauso interpretierbar wie auch indifferent und erlauben keine exakt verwertbaren Schlüsse. Und wenn dann noch auf die Frage, „sind öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar?“, noch 16 Stadecken-Elsheimer/innen die Note sehr gut bis ausreichend vergeben, dann muss man sich ernsthaft fragen, ob diese Damen oder Herren vielleicht beim Sturz mit dem Leihfahrrad ihren Schutzhelm nicht aufhatten und ein Hirntrauma erlitten haben.

Auch dass 40 Personen die Noten 1 bis 4 verteilen, wenn gefragt wird, ob in Stadecken-Elsheim „im Winter Radwege geräumt und gestreut“ werden und 51 Personen bei der Frage, ob die „Radwege regelmäßig gereinigt“ werden, zwischen den Noten sehr gut und ausreichend votieren, kann nur mit geistiger Verwirrung erklärt werden. Und wenn dann noch 64 Personen und über 82 % auf die Frage, ob „in jüngster Zeit besonders viel für den Radverkehr getan“ wurde, die Noten 1 bis 4 vergeben, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass Barth und seine Gemeindeverwaltung die 78 Fragebögen in einer konspirativen Nacht- und Nebelaktion selbst ausgefüllt und eingesendet haben.

Nein, dieser Test weist zahlreiche erhebungstechnische Mängeln und Fehler auf und ist weit davon entfernt, glaubwürdig zu sein und ernstgenommen zu werden. Es scheint eher so, als ob der DAFC mit seinem jährlichen Test den Städten und Gemeinden ein Instrument zur Verfügung stellt, das beliebig interpretiert werden kann und mit dem die Stadt- und Gemeindeverwaltungen ausgiebig und nach Gutdünken spielen können. Zumindest ist das in Stadecken-Elsheim so, wenn der Ortsbürgermeister das Zahlenwerk nicht richtig versteht und mit abwegigen und verzerrenden Deutungen die Bürgerinnen und Bürger täuschen möchte.

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