Ortsbürgermeister Barth übt Selbstkritik und zieht negative Bilanz seiner bisherigen Amtszeit.

„Ist das Ehrenamt ungesund, läuft in der Gemeinde nichts mehr rund.“ Mit diesem, in der Dichtkunst hochgeschätzten Knittelvers hat der Stadecken-Elsheimer Ortsbürgermeister den Nagel auf den Kopf getroffen und ein zutreffendes Resümee seiner bisherigen Amtszeit gezogen: Ja, es ist höchst „ungesund“, wie Barth mit dem Ehrenamt des Ortsbürgermeisters umgeht – Ja, es ist richtig, dass seit seinem Amtsantritt „in der Gemeinde nichts mehr rund“ läuft. Anlass seiner Selbstkritik und seines Eingeständnisses war die Verleihung der Kultur-Ehrenpreise, mit der die Verbandsgemeinde Nieder-Olm jährlich das besondere, ehrenamtliche Engagement von Vereinen und Personen auszeichnet (siehe hier). Mit unter den Ausgezeichneten war auch der örtliche Kulturverein KiStE, der zu Recht für sein kulturelles Engagement geehrt wurde.

Das ausgerechnet Barth sich zum Ehrenamt und der ehrenamtlichen Tätigkeit engagierter Menschen zu Wort meldet, mag viele in der Ortsgemeinde verwundern und kann schon als echte Zumutung bezeichnet werden. Denn wie kein anderer Amtsinhaber vor ihm, hat Barth während seiner relativ kurzen Amtszeit das Ehrenamt des Ortsbürgermeisters beschädigt und unter Beweis gestellt, dass er ein schwer gestörtes Verhältnis zur Ausübung einer gemeinnützigen Tätigkeit hat. Dann noch an einer Laudatio für Ehrenämtler teilzunehmen und dort das große Wort zu schwingen, ist eigentlich an Scheinheiligkeit und Heuchelei kaum noch zu übertreffen.

Bereits wenige Monate nach seinem Amtsantritt hat sich Ortsbürgermeister Barth von seiner Ratskollegin und Parteifreundin Erika Doll für im Amt „überfordert“ erklären lassen und umgehend mit seinem damaligen Arbeitgeber eine 25-prozentige Freistellung von seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer vereinbart. Gründe für diese „Überforderung“ im Amt wurden bis heute nicht genannt. Den damit verbundenen Verdienstausfall hat sich Barth jedoch bedenkenlos aus der Gemeindekasse und damit von den Bürgerinnen & Bürgern zahlen lassen. Wir gehen davon aus, dass er sich wegen der „Überforderung“ im Amt auch heute noch zu mindestens 25 Prozent von seiner Arbeit im Landtag hat freistellen lassen und der Verdienstausfall aus der Landeskasse bezahlt wird.

Wer sich wie Barth, der bereits eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 2.000,00 erhält, so ungeniert für die Ausübung eines Teils seines Ehrenamtes bezahlen lässt, dem fehlt jede moralische Berechtigung, über Sinn und Zweck einer gemeinnützigen Tätigkeit glaubwürdig zu diskutieren. Das haben die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich und unentgeltlich engagieren, in vielen Fällen auch noch eigene, finanzielle Mittel aufbringen, nun wirklich nicht verdient. Es klingt wie blanker Hohn, wenn Barth sich bezahlen lässt und er auf der Gemeindewebseite die ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen & Bürgern mit dem folgenden, verlogenen Geschwafel noch zulallt: „Möge diese Auszeichnung Ansporn für Sie sein, sich auch weiterhin ehrenamtlich in und für Ihre Gemeinde einzubringen!“ Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken, so nennt man diese Heuchelei, die der jetzige Ortsbürgermeister offensichtlich nahtlos von seinem Vorgänger Müller übernommen hat und mit der er versucht, die Menschen in der Ortsgemeinde für dumm zu verkaufen.

Welch Geistes Kind der „überforderte“ Ortsbürgermeister ist und mit welcher Geringschätzung er die Arbeit der ehrenamtlich tätigen Mitgliede in den Vereinen und sonstigen Organisationen betrachtet, lässt sich auch in jedem Jahr am Gemeindehaushalt ablesen. Während er keine Gelegenheit auslässt, sich bei den Veranstaltungen der Vereine und Initiativen in den Vordergrund zu spielen und gerade so tut, als ob er Initiator und Hauptakteur des ehrenamtlichen Engagements sei, hat er während seiner gesamten Amtszeit noch nicht einen einzigen Cent für ehrenamtliche Tätigkeiten oder für die direkte Unterstützung von Vereinen und Initiativen in den Gemeindehaushalt eingestellt. Mit Empörung erinnern wir uns noch daran, dass er und sein willfähriger Gemeinderat die berechtigte Forderung einiger Vereine nach einem dringend benötigten Bühnenvorhang in der Burgscheune brüsk abgelehnt haben und diese Anschaffung letztendlich von den Ehrenämtlern selbst finanziert wurde.

Auf der anderen Seite gibt es dann den Bauern- und Winzerverein, dem Barth jeden Wunsch von den Lippen abliest und in vorauseilendem Gehorsam beinahe jede, noch so abwegige Forderung erfüllt. Dabei verfolgt des Bauern- und Winzerverein ausschließlich wirtschaftlichen Interessen und ist von der Gemeinnützigkeit so weit entfernt, wie die Erde vom Mars. Dagegen profitieren die Mitglieder dieses Interessenvereins von vielen Gemeindeausgaben, die ihnen indirekt und in verdeckter Form zugute kommen. Da muss man sich schon mal die Frage stellen, ob bei Barth und seinen Anhängern im Gemeinderat noch das soziale und moralische Koordinatensystem stimmt oder ob da nicht etwas gewaltig in Schieflage geraten ist.

Und wenn man dann noch sieht, mit welcher Unterwürfigkeit einige Vertreter der Vereine und Initiativen um die Gunst und Zuneigung dieses aufgeblasenen Wichtigtuers betteln, dann kann man gar nicht so viel essen, wie man sich übergeben möchte. Die gemeinnützigen Vereine und Initiativen in der Ortsgemeinde täten besser daran, den geltungssüchtigen Ortsbürgermeister erst gar nicht zu Ihren Veranstaltungen einzuladen oder, falls dies in alter Tradition geschehen sein sollte, ihn schnellstens wieder auszuladen. Sie sollten langsam aber sicher merken, dass sie von diesem Ortsbürgermeister nur instrumentalisiert und für seine eigene politische Karriere missbraucht werden.

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