Eins, zwei, g’suffa – Freistaat Bayern verschiebt Landesgrenze bis nach Stadecken-Elsheim.

Wir haben fast unseren Augen nicht getraut, als wir heute in der AZ Mainz lesen mussten, dass in Stadecken-Elsheim eine „Oktoberfestbier„-Veranstaltung geplant ist, bei der man sich während des Genuss‘ eines gepflegten, bayrischen Bieres  „Stimmungshits, Backhendl, Weißwurst und Co. ganz einer zünftigen Wiesn-Stimmung hingeben“ kann – ausgerechnet in Stadecken-Elsheim, wo der Weinanbau quasi seinen historischen Ursprung hat und einige, übergeschnappte Winzer der Meinung sind, dass sie zu den weltbesten Produzenten des edlen „Kulturguts“ gehören.

In anderen Weinregionen würde man die Veranstaltung eines Bierfestes als skandalösen Kulturbruch bezeichnen, der beinahe an „Blasphemie“ grenzt und einen überzeugten Weintrinker seinen Glauben an die bisherige Weltordnung verlieren lässt. In Stadecken-Elsheim kommt es für einen solchen Menschen sogar noch dicker: Das Bierfest mit „Oktoberfestmusik“ und „Stimmungshits vom Feinsten“ von „Hansi und seiner Oktoberfestband“ sowie einem „Andreas-Gabalier-Double“ findet dann auch noch in der Barriquescheune des Winzers Eppelmann statt, der sich gern und ungeniert als „Herr über Rebstöcke und Fässer“ bezeichnet und sich mit „PanoramaVinothek, TurmTerasse, BarriqueScheune, AromaGarten und GartenTerrasse“ ein Weingut geschaffen hat, mit dem er stolz als selbsternannter Gralshüter der Weinrebe in Rheinhessen herumgockelt. Über ein geplantes „Bierfest“ in den heiligen Hallen eines Weinguts schüttelt sich vermutlich sogar der im Barrique-Fass lagernde Wein vor Ekel und Abscheu.

Dass Eppelmann, der von den 15 Euro Eintritt gleich 5 Euro für den Verzehr im eigenen Betrieb einstreicht, des schnöden Mammons willens seine Wein-Überzeugung über Bord wirft und das mühsam erarbeitet Image von Stadecken-Elsheim als von seinen Winzern geprägte Weinhochburg zerstört, sollte den Menschen in der Ortsgemeinde und vielen seiner Berufskollegen zu denken geben. Ein Oktoberfest mit abgeschmackter Biersauf-Romantik gehört einfach nicht nach Stadecken-Elsheim, wo schließlich eine rheinhessische Weinkönigin regiert und die Gemeindeverwaltung vom Bauern- und Winzerverein sowie einem ihm treu ergebenen Ortsbürgermeister dominiert wird.

Ausgerichtet wird das Bierfest von einem eingetragenen Verein namens „Die Weinheiligen.“ Was „Die Weinheiligen“ für eine Art Verein ist, wissen wir nicht. Weder ist die Satzung bekannt, die uns über Sinn und Zweck des Vereins Auskunft geben könnte, noch gibt es öffentliche Mitgliederversammlungen oder sonstige Details. Dem Namen nach müsste dieser Verein etwas mit „Wein“ zu tun haben und wir haben nicht ausgeschlossen, dass es sich bei „Die Weinheiligen“ um eine Art subversiv tätige Geheimorganisation des Bauern- und Winzervereins handeln könnte, deren Aufgabe es ist, den verarmten Winzern ein Zusatzeinkommen zu generieren, ähnlich wie die als „Brauchtum“ bezeichneten Funzelfahrten, die für die Winzer ja ein zweites „finanzielles Standbein“ sind.

Wir wollten es dennoch genauer wissen und haben das Geld für einen Auszug aus dem Vereinsregister nicht gescheut. Zwar ist auch in diesem Auszug nichts über eine Satzung oder den Sinn und Zweck dieses Vereins zu erfahren, aber zu unserer aller Überraschung haben wir gelesen, dass ein Thomas Barth als stellvertretender Vereinsvorsitzender fungiert. Wir gehen davon aus, dass es sich bei dieser Person um den ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeister von Stadecken-Elsheim handelt. Es ist deshalb umso wichtiger, dass Sinn und Zweck des Vereins bekannt werden, damit damit6 Barth seinem Verein keine ungerechtfertigten Vorteile gewährt und die übrigen Ortsvereine benachteiligt werden. Auch hoffen, dass „Die Weinheiligen“ keine gewerbliche Tätigkeit ausüben, brav die Vereinssteuern bezahlen sowie einen ordentlichen und nachprüfbaren Rechenschaftsbericht abliefern.

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