Klein-Winternheim macht es uns wieder einmal vor: Bezahlbarer Wohnraum beschlossen.

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Nachdem uns die Ortsgemeinde Klein-Winternheim durch eine weitsichtige und zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik schon beim Gewerbesteueraufkommen um 3 Längen voraus ist (siehe hier), hat sie auch jetzt beim Thema bezahlbarer Wohnraum die Nase vorn. Auf 3.200 Quadratmetern, von denen ein Teil der Gemeinde gehört, soll jetzt auch bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum entstehen. Dafür, und für 2 weitere Maßnahmen, hat sie mit einem Investor einen städtebaulichen Vertrag geschlossen, durch den ihr keine Kosten entstehen und mit dem sie kein Risiko eingeht.

Na, dass ist doch schon was! Im Gegensatz zu Stadecken-Elsheim, wo Ortsbürgermeister Barth (CDU) erst einmal das Fußbecken der Weidenbornquelle als welthistorisches Ereignis und touristische Sensation feiern lässt. Seit Jahren läuft Barth vollmundig durch die Gegend und schwadroniert über die Notwendigkeit des sozialen Wohnungsbaus. Offenbar jedoch mit fest angezogener Handbremse, denn passiert ist bisher nichts. Außer Lippenbekenntnissen und vagen Andeutungen.

Das 2.000 Quadratmeter große Grundstück Kreuznacher Straße/Ecke Talstraße wurde bereits 2016 von der Gemeinde für teures Geld gekauft. Doch anstatt das Areal schnellstmöglich einer Bebauung zuzuführen, wird es seit Dezember 2016 für eine Bauherrengemeinschaft reserviert, die dort 20 luxuriösen Eigentumswohnungen, einschließlich Grillplatz, Atrium mit Wasserspielen, Dachterrassen und einem „Besucher-Pavillon.“ bauen möchte. Immer wieder wurden Fristen für den Grundstückskauf verlängert, die letzte lauft im August dieses Jahres ab. Jetzt dämmert es mittlerweile dem Ortsbürgermeister und dem Gemeinderat, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Bauherrengemeinschaft nichts wird. Deshalb bringt man vage einen 2. Investor ins Spiel, der sich vielleicht und unter Umständen bereit erklären könnte, zwei „komplette“ Wohneinheiten auch als Sozialwohnungen und bezahlbaren Wohnraum auszuweisen. Was für ein Witz. Und Ortsbürgermeister Barth (CDU) faselt gleich wieder von einem neuen „Quartierlösung“

Dass man eines der dringendsten, sozialen Probleme nicht anpackt und ein gemeindeeigenes Grundstück so lange ungenutzt liegen lässt, ist der eigentliche Skandal. Und wenn LiStE, „eine Initiative der CDU“,  das „Schaffen von bezahlbarem Wohnraum mit öffentlicher Förderung“ als „Erledigt“ abgehakt und eine Bauherrengemeinschaft  mit „Initiierung von Bürgergenossenschaften“ feiert, dann ist das nur noch als peinliches Wahlkampfgetöse und inhaltsloses Geschwafel zu bezeichnen. Dabei ist eine öffentliche Förderung noch nicht einmal zwingend, wie andere Ortsgemeinden bereits gezeigt haben: Mit einem vernünftigen städtebaulichen Vertrag finden sich noch immer genügend Investoren, die gerne bezahlbaren Wohnraum erstellen.und dabei profitabel arbeiten.

Sogar die Kreisverwaltung Mainz-Bingen, die früher gerne das Problem auf die Städte und Gemeinden abgewälzt hat, hat inzwischen erkannt, dass sie sich nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen kann. Nur bei uns tut sich nichts. Wir befürchten, dass sich Stadecken-Elsheim bald am unteren Ende des Rankings fortschrittlicher Gemeinden wiederfindet, sollte Ortsbürgermeister Barth auch zukünftig seine Hände untätig in den Schoß legen dürfen.

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