Corona-Krise: Ortsbürgermeister Barth (CDU) mit gefährlicher Empfehlung.

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Angesichts der aktuellen, dramatischen Situation müsste man sich einmal fragen, was eigentlich einen ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeister dazu berechtigt, zu Ursachen, Symptomen und Krankheitsverlauf des Corona-Virus Stellung zu nehmen und über den Umgang mit der Krise seine eigene Meinung abzugeben. Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und sich fragen, ob es zum Schutz der Bevölkerung nicht angebrachter wäre, diesen ehrenamtlichen tätigen Freizeit-Politikern jegliche Aussage und Kommentierung über eine in dieser Form nie dagewesene Endemie zu verbieten, so lange das nicht auch Auswirkungen auf Ihren lokalen Aufgabenbereich hat. Insbesondere gelte das Verbot für alle Maßnahmen, die von einer übergeordneten Behörde angeordnet worden und durchzuführen wären.

 

Offensichtlich spielen solche Überlegungen im Weltbild von Ortsbürgermeister Barth (CDU) keine besondere Rolle. Wie von uns befürchtet, kann er sich wieder einmal nicht zurückhalten und nimmt unablässig auf der Internetseite der Gemeindeverwaltung Stellung zur Corona-Krise. Offenlicht hat er nach der begonnenen Sanierung der Schul- und Mainzer Straße jetzt seine neue „Krise“ gefunden, an der er sich zur Selbstdarstellung und Eigenprofilierung genüsslich hochschaukeln kann.

Während man über seine abgedroschenen Phrasen – „Angesichts dieser für uns alle neuen Umstände heißt es jetzt, umsichtig und besonnen zu reagieren. Panikmache ist ebenso wenig angebracht wie Verharmlosung.“ – noch großzügig hinwegsehen könnte, gab er am 17.03.3030 auf der Webseite der Gemeindeverwaltung noch Dinge von sich, über die man angesichts der Dramatik in der jetzigen Situation nur noch den Kopf schütteln konnte. Als zu diesem Zeitpunkt bereits halb Deutschland und die Mehrheit der Virologen über ein Ausgangsverbot nachdachte, verbreitete Barth in seiner Mitteilung noch folgende, gefährliche Empfehlung: „Generell sollen – Stand heute – Menschenansammlungen auf max. 30 Personen beschränkt sein.“ (siehe hier).

Ob dieser Ratschlag auf seinem eigenen Mist gewachsen war, wissen wir nicht. Jedenfalls ließ Barth offen, auf welche Quelle er sich beruft und wer ihn auf den „Stand heute“ gebracht hatte. Wir jedenfalls haben an diesem Tag keine vertrauenswürdige Quelle gefunden, die diese gefährliche Empfehlung ausgesprochen hat. Wir halten es deshalb für unverantwortlich und fahrlässig, dass in dieser dramatischen Situation ein lokaler Provinzpolitiker unautorisiert und eigenmächtig Ratschläge erteilt, wie man den Virus und die Krise am besten in den bekommt. Barth kann jederzeit seine private Meinung äußern, er hat jedoch kein Recht, offiziell und in seiner Funktion als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister eigene Maßnahmen zu Eindämmung des Virus vorzuschlagen. Das sollte ausschließlich den dazu berufenen Wissenschaftlern und den dafür verantwortlichen Behörden, und nicht einem gelernten Sprach- und Oberlehrer vorbehalten sein.

Auch die unüberlegte Verteilung des Flyers „Bürgerinformation: Corona-Virus“ hat unseres Erachtens viel mit Wichtigtuerei zu tun und könnte für die Bevölkerung ebenfalls gefährlich sein. Jeder weiß, dass sich die Situation täglich ändert und Aussagen beinahe stündlich revidiert werden müssen. Da können Informationen, die die Bevölkerung erst mit einer zeitlichen Verzögerung von mehreren Tagen erreichen, schon längst überholt sein und die Menschen mit fehlerhaften Empfehlungen in Gefahr bringen. Es bedarf deshalb keines Flyers der Gemeindeverwaltung; die Menschen sind über die Medien und die verantwortlichen Behörden bestens und zeitnah informiert. Und warum auf dem Druckwerk auch noch das Logo der Rheinhessen Touristik aufgebracht ist, spricht angesichts der dramatischen Situation nicht gerade für das Feingefühl und die Sensibilität des Ortsbürgermeisters und seiner Verwaltung.

Es ist jetzt endlich an der Zeit, dass Ortsbürgermeister Barth (CDU) ab sofort jegliche Kommentierung der Krise und seine eigenen Empfehlungen zu ihrer Bewältigung unterlässt. Stattdessen sollte er sich einmal zurück-, weniger wichtig nehmen und sich auf seine eigentlichen, ehrenamtlichen Aufgaben konzentrieren. Und wenn er meint, uns jetzt schwafelnd-abgedroschen und sogar in fettem Schriftgrad auch noch zurufen zu müssen: „Passen Sie alle auf sich auf und bleiben Sie gesund, dann werden wir diese ‚Krise‘ auch gemeinsam und erfolgreich meistern!“, dann rufen wir ihm geradezu sinnbildlich-tapfer und in „bold“ zurück: Lass man gut sein, wir schaffen das auch ohne Dich!

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