„Elsheimer Kerb findet nicht statt – Herzliche Einladung zum ‚Virtuellen Kerbeschöppchen.'“

Die Ereignisse überschlagen sich: Gerade erst hat Ortsbürgermeister auf der Webseite der Gemeindeverwaltung mitgeteilt, dass er die normalerweise im Mai stattfindende Elsheimer Kerb ausfallen lässt und ihn dies zu tiefst schmerzt, da ist plötzlich diese Meldung wieder verschwunden und Barth überrascht stattdessen die Bürgerinnen & Bürger mit einer neuen, spektakulären Idee: Er lädt zu einem „Virtuellen Kerbeschöppchen“ ein. Dieser Geistesblitz muss Barth oder seinem Brain-Trust erst in einer der drei vergangenen Nächte gekommen sein, hätte er doch sonst seine schnöde Absagemitteilung bereits mit seinem genialen Einfall garniert.

 

In beinahe epischer Länge lässt der Ortsbürgermeister in dem neuen Beitrag den historischen Hintergrund der Kerb („Seit Menschengedenken“, wiedererwachte Natur“, nahender Sommer“), die Tradition („Straußwirtschaft“, „fröhliche Treiben“, „Kerbeschoppen“, „gutes Essen“, „rheinhessische Geselligkeit“) und die Kerbe-Stimmung („fröhliches Kerbetreiben“, „Kerbeschnitzel“,  „Musik“, „kulinarische Angebot2″, Süßigkeiten“ „Reitschul“, kerbefröhliche Gemeinsamkeit“ ) Revue passieren und behauptet allen ernstes, dass diese weinselig-tumben und sauf-bräsigen Veranstaltungen eine „moderne und attraktive Gestalt“ gewonnen hätte. Auch bei der Erwähnung der Anzahl auswärtiger Besucher faselt er sich in einen Rausch, als ob die Elsheimer Kerb mit dem Bayerischen Oktoberfest um den Titel des meistbesuchtesten Volksfestes in Deutschland konkurrieren würde.

Und jetzt geht’s zum „virtuellen Kerbeschöppchen.“ Interessiert Bürger*innen „sollen in ihrer häuslichen Umgebung per Handy ein kleines Video aufzunehmen und an die Gemeinde zu senden.“ Die Video-Clips sollen 6 – 8 Sekunden dauern und bis Sonntag, den 03. Mai an die Gemeindeverwaltung geschickt werden. Dort werden sie zu einem einzigartigen cineastischen Kunstwerkt zusammengefügt und auf der „Homepage der Gemeinde Stadecken-Elsheim am Samstag, 9. Mai, 17 Uhr (Zeitpunkt der eigentlichen Kerbeeröffnung) veröffentlicht.“

Also los geht’s, so wird’s gemacht:
Bechern vor dem Video-Dreh ein paar Flaschen Wein oder hochprozentige Alkoholika, um Ihre Nervösität und    Ihr Lampenfieber zu bekämpfen!
Befolgen Sie die Hygienevorschriften von Ortsbürgermeister Barth und waschen Sie vorher Ihre Hände („mind.   20 Sekunden, das entspricht 2 x „Alle meine Entchen“)!
Versammeln Sie dann alle Ihre Lieben in der guten Stube, setzen Sie Ihre Schutzmasken auf und halten Sie   mindestens 1,5 m Abstand von einander!
Stellen Sie sich und Ihre Familie kurz vor, sprechen Sie ein „vielfältiges Prosit“ aus und setzen Sie damit „ein   positives Zeichen der Gemeinsamkeit und Hoffnung!“
Sprechen Sie dann noch ein „paar Worte der fröhlichen Ermutigung an unsere dörfliche Gemeinschaft“ („Ei gude,   Ihr Leit“), um „nicht zuletzt auch an der Kerbetradition fest[zu]halten!
• Desinfizieren nach der Aufnahme Ihr Handy und, um ganz sicher zu gehen und dem Virus keine Chance zu   geben, löschen Sie vor dem Versenden auch noch den Videoclip!
Nehmen Sie dann Ihre Schutzmaske wieder ab und trinken Sie im Abstand von 1,5 m solange weiter, bis Sie   auch beim „Virtuellen Werbeschöppchen“ den vollgesoffenen und zugedröhnten Zustand erreichen, den Sie auch   sonst immer an den realen Kerbetagen genießen!
• Lassen Sie sich zur Wiederbelebung am Kerbedienstag die traditionellen Leberknödel nach Hause bringen und   hoffen Sie darauf, dass Sie zur Stadecker Kerb im August einen neuen Clip drehen können!

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