Virus in der Gemeindeverwaltung breitet sich aus: Auch erster Beigeordneter bereits infiziert.

Man kann über die Politik und Aktivitäten der örtlichen SPD streiten oder nicht, mit Sicherheit aber kann man ihr nicht  vorwerfen, zu wenig über sich und ihr politisches Engagement zu kommunizieren. Da ist sie sehr rührig. Während die politische Konkurrenz kaum etwas substanziell Politisches und überwiegend Seichtes von sich gibt (siehe „Ostergruß“), hat die SPD ihr Parteiblatt „EinBlick“ gerade auf 8 Seiten erweitert und ist seit knapp 2 Jahren auch auf ihrer Facebook-Seite sehr aktiv. Ob sie dabei allerdings immer den richtigen Politikansatz und die richtigen findet, muss in machen Fällen bezweifelt werden.

So entpuppt sich bereits auf der Titelseite des neuen Flyers der SPD-Beigeordnete Krützfeld als echte Plaudertasche, die sich dazu aufgerufen fühlt, den lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern einmal zu erklären, was eine Gemeindeverwaltung in diesen Tagen eigentlich so macht. Dabei stellt er die waghalsige Behauptung auf, dass dies „in diesen Tagen eine häufig gestellte Frage“ sei. Das mag nicht nur eine gewaltige Übertreibung sein, sondern wir sind sogar sicher, dass dies mit Sicherheit keinen Menschen interessiert. Vielmehr vermuten wir, dass Krützfeld sich die Frage selbst gestellt und zum Vorwand genommen hat, endlich mal über sein Wohlbefinden und seine Mitgliedschaft in dieser Verwaltung plaudern zu können, während man ja sonst nichts von ihm hört. Jedenfalls behauptet „Verwaltungssprecher“ Krützfeld erst einmal, dass auch in der Corona-Krise „das Tagesgeschäft und die begonnenen Projekte“ weitergehen, wobei sich uns die Frage stellt, was er unter Tagesgeschäft versteht und von welchen begonnenen Projekten er eigentlich spricht. Darauf haben wir noch keine Antwort gefunden.

Das alles, was es auch immer sein mag, würde „in der Verwaltung mit den politischen Verantwortlichen in Form von Videokonferenzen“ kommuniziert und fände „noch im kleineren Kreis statt: Beigeordnetenrunde mit dem Ortsbürgermeister, Ältestenrat und – je nach Fragestellung – bilateral untereinander“ und „über verschiedene Email-Verteiler“ kommuniziert. Wir sind froh, dass uns mit Krützfeld endlich mal jemand über den hohen technischen Standard einer „Großbehörde“ in der Corona-Krise informiert und das aufregende und digitale Geschehen in der Stadecken-Elsheimer Gemeindeverwaltung aufzeigt. Wir gehen sogar davon aus, dass die Verwaltung bereits Überlegungen anstellt, demnächst mit dem Messaging-Dienst WhatsApp auch modernste Technik einzusetzen.

Mangels anderweitigem Interesse stellt sich Krützfeld dann zum 2. Mal die „häufig“ gestellte Frage: „Was also macht die Verwaltung in der Coronazeit?“, und gibt sich auch gleich selbst die Antwort: „Sie arbeitet unter veränderten Rahmenbedingungen weiter.“ Gut, die Rahmenbedingungen kennen wir, aber weiterarbeiten? Die wahre Antwort auf diese Frage kann man im Archiv des Nachrichtenblatts nachlesen: Seit der Ausgabe 07 vom 13.02.2020 und seit über 10 Wochen ist dort im amtlichen Teil kein einziges Wort mehr über irgendeine nennenswerte Verwaltungstätigkeit oder wichtige Maßnahme dieser Gebietskörperschaft zu lesen. Und auch wenn Krützfeld den Neubau des Vereinsheims und die Sanierung der L426/428 anführt, dann haben diese beiden Projekte, die federführend von der Bauabteilung der Verbandsgemeindeverwaltung bzw. dem LBM des Landes Rheinland-Pfalz durchgeführt werden, nichts mit seinem Aufgabenbereich zu tun. Wasserstandsmeldungen oder Wichtigtuereien des Ortsbürgermeisters oder des Beigeordneten zu diesen beiden Projekten oder der Corona-Krise sind keine Verwaltungstätigkeiten und dienen nur der Selbstdarstellung und Eigenprofilierung dieser beiden Herren.

Krützfeld hat Spaß daran, Beigeordneter und ehrenamtliches Mitglied der Gemeindeverwaltung zu sein. Das sagt er nicht nur („Und diese Arbeit macht nach wie vor Spaß“), sondern das geht auch aus jeder einzelnen Zeile seines Beitrags hervor. Krützfeld spricht davon, dass ihm die Arbeit weiterhin Freude mache und teilt in diesem Zusammenhang mit, dass er in den ersten Monaten seiner Tätigkeit versucht habe, „mit möglichst vielen Vereinen und Initiativen ins Gespräch zu kommen.“ Offensichtlich scheint nicht viel dabei herausgekommen zu sein, denn seit seiner Ernennung zum Beigeordneten für den Geschäftsbereich Generationen, Ehrenamt, Kultur, Sport und Tourismus vor fast einem Jahr, ist er nicht sonderlich in Erscheinung getreten.

Geradezu respektvoll-ergriffen lässt der Beigeordnete uns wissen, dass er „als Ratsmitglied (…) schon einen guten Einblick in die vielfältigen Prozesse der kommunalpolitischen Arbeit in Stadecken“ hatte und er die vielfältigen Prozesse der kommunalpolitischen Arbeit „seit einigen Monaten hautnah“ miterleben darf. Vielfältige Prozesse! Hautnah! Wir meinen, dass der so beeindruckte Beigeordnete mal langsam die Kirche im Dorf und sich mal erklären lassen sollte, was es in der freien Wirtschaft oder großen Verwaltungseinheiten für verantwortungsvolle und aufreibende Jobs gibt. Gegenüber seiner „aufregenden“ und „nervenzerreibenden“ Tätigkeit in der Verwaltungs-Zweigstelle von Stadecken-Elsheim, so könnte man schließen, gleicht die Arbeit auf der Intensivstation eines Krankenhauses eher einem gemütlichen Beisammensein oder lockeren Kaffeeklatsch.

Dem Beigeordnete Krützfeld sind offensichtlich die richtigen Relationen etwas durcheinandergeraten. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass schon seit Längerem in der Stadecken-Elsheimer Gemeindeverwaltung ein Virus grassiert, mit dem sich die „politischen Verantwortlichen“ gegenseitig infiziert haben. Dabei ist es zu schweren Ausbrüchen von schmerzender Phrasendrescherei und unerträglicher Selbstdarstellung gekommen. Nachdem bereits Ortsbürgermeister Barth (CDU) schon seit Längerem von dieser schweren Krankheit befallen ist, zeigt jetzt auch der Beigeordnete Krützfeld erste Symptome. Es wäre ihm deshalb dringendst anzuraten, sich in Quarantäne zu begeben und jeden verbalen Kontakt mit der Außenwelt zu vermeiden. Damit seine Infektion abklingt und er nicht noch den Beigeordneten Horst ansteckt.

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