Rolle rückwärts des Ortsbürgermeisters und seiner CDU-Fraktion – TSVgg setzt sich durch – Sofortiger Abriss vertagt.

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Nachdem Ortsbürgermeister Barth (CDU) schon seit Wochen keine Fotos mehr über den Baufortschritt des neuen Vereinsheims ins Internet gestellt hat und sich schon Besorgnis in der Bevölkerung breitmachte, konnte Architekt Roland Bott jetzt beruhigen und versicherte in der letzten Gemeinderatssitzung: „Die Baustelle läuft.“ Was auch immer er damit meint, offensichtlich aber läuft die Baustelle nicht rund. Und teilweise sogar aus dem Ruder. Neben dem noch immer ungelösten Problems mit dem Sickerwasser, spielt sich bei der Frage um den Abriss des alten Vereinsheims eine echte Lokalposse ab, in der das CDU-Gemeinderatsmitglied Paschke eine leicht durchschaubare Rolle übernommen hat.

Als in der Gemeinderatssitzung am 15.06.2020 SPD und FDP den Antrag stellten, die Entscheidung über den Abriss des Bestandsgebäudes zu vertagen und dem Wunsch des Sportvereins TSVgg entgegenzukommen, das alte Vereinsheim teil- und übergangsweise noch nutzen zu können, schmetterten CDU- und FWG-Fraktion den Antrag hochnäsig ab und beschlossen mit der Stimme des CDU-Ortsbürgermeisters mehrheitlich den von ihm empfohlenen Abriss. Für den sofortigen Abriss plädierend legte sich besonders das CDU-Fraktionsmitglied Ruf ins Zeug.

Nachdem sich die Verwaltung zwischenzeitlich mehrere Angebote für den Abriss eingeholt hatte, setzte der Ortsbürgermeister für die Gemeinderatssitzung am 07.09.2020 die Vergabe der Abrissarbeiten auch prompt auf die Agenda, um Nägel mit Köpfen zu machen. Noch am gleichen Tag unterstrich er in einem Artikel der AZ Mainz seine Standfestigkeit und ließ verlauten, dass klar sei und feststehe, „dass das alte Vereinsheim abgerissen werde.“ Basta! Nur vier Tage später war dann in einem Bericht der AZ Mainz über die Gemeinderatssitzung am 07.09.2020 Folgendes zu lesen: „Stadecken-Elsheim: Vereinsheim-Altbau bleibt vorerst stehen.“

Angesichts dieser Meldung reibt man sich verwundert die Augen und fragt sich, woher dieser abrupte Sinneswandel des Ortsbürgermeisters und der CDU-Fraktion gekommen ist und ob man noch im richtigen Film befindet. Denn es hatte sich nicht das Geringste an Situation und Ausgangslage geändert: Hier der unerbittliche Ortsbürgermeister mit dem CDU-Mehrheitsbeschluss für den Abriss, dort der verärgerte TSVgg, dessen Drohung mit Sicherheit eine ganze Anzahl von Menschen gegen Ortsbürgermeister aufgebracht und ihm Stimmen bei seiner Bewerbung um ein Landtagsmandat gekostet hätte. Es musste also eine Lösung her.

So betritt dann das CDU-Fraktionsmitglied Paschke die Bühne, der an der Gemeinderatssitzung im Juni nicht teilgenommen hat und dadurch auch nicht für den sofortigen Abriss des alten Vereinsheim stimmen konnte.  Paschke, der in der Vergangenheit noch nie durch eine abweichende Meinung zum Ortsbürgermeister oder seiner CDU-Fraktion aufgefallen ist, stellt sich plötzlich gegen seine eigene Fraktion und fordert ultimativ: „Wir wollen das Vereinsheim so lang wie möglich stehen lassen. Dafür brauchen wir einen Plan“, und tat ahnungslos so, als ob er von den Wünschen des TSVgg zum ersten Mal etwas gehört hätte. Offenbar glaubten Barth und die CDU-Fraktion mit Paschke einen idealen Vorturner gefunden zu haben, mit dem man der Bevölkerung die Rolle rückwärts erklären und die Gründe für den Sinneswandel bei der Abstimmung weismachen könnte. Und so legten dann alle CDU-Abrissbefürworter eine astreine Roller rückwärts auf die Matte und stimmten plötzlich gegen einen sofortigen ‚Abriss des alten Vereinsheim.

Auch über das Verhalten von Ortsbürgermeister Barth (CDU) fällt man aus allen Wolken. Er, der noch am Tag der Gemeinderatssitzung seine Unnachgiebig- und Standhaftigkeit beteuert hatte, verliert ebenfalls sein Gesicht und versucht sich verzweifelt aus der Affäre zu stammeln: „Es sind Fragen aufgeworfen, die beantwortet werden müssen.“ Oha! Schwafelnd versucht er sich aus der Nummer herauszuwinden, knickt dann aber völlig ein und formuliert einen sogenannten Vorratsbeschluss, mit dem „nicht in nächster Zeit und erst nach terminlicher Abstimmung mit der TSVgg“ der Abriss des alten Vereinsheims beschlossen werden soll. Eine ganz schwache Vorstellung des Ortsbürgermeisters in einem peinlichen Schauspiel der CDU- und FWG-Fraktion im Gemeinderat.

Offensichtlich hat Barth erkannt, dass es nicht von Vorteil ist, sich kurz vor den Landtagswahlen, in denen man sich als Neuling zum ersten Mal den Wählern stellt, mit einem mitgliederstarken Sportverein anzulegen. Da zieht man schon mal den Schwanz ein. Und offensichtlich hat auch der Sportverein gemerkt, wie leicht es ist, einen schwachbrüstigen Ortsbürgermeister und seine willfährigen Unterstützer im Gemeinderat mit guten Argumenten und offener Drohung umzustimmen und zum Einlenken zu bringen.

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