Beunruhigende Entwicklung: Verkehrs- und Städteplaner sehen Kirchenthing in „Blech und Autos“ versinken.

“Wer aus der Kirche kommt, der sieht nur Blech und Autos.“ Mit dieser Behauptung unterstreichen die beiden „Verkehrs- und Städteplanerinnen“ Britta Jung und Carola Schmitt ihre Forderung, die fünf neu angelegten Parkraummarkierungen am Kirchenthing zu entfernen und „ein Parkverbot zu erlassen.“ Auch auf den Hochzeitfotos, die vor der Kirche gemacht werden, würden die dort geparkten Autos stören und ihre Nummernschilder müssten aus rechtlichen Gründen verpixelt werden. Das alles findet auch Ortsbürgermeister Barth (CDU) „zugegebenermaßen nicht schön“ und spielt den Ahnungslosen: Er wüsste nicht, wer der Verwaltung überhaupt den Auftrag für die Straßenmarkierungen gegeben hätte. Und, wenn er es gewusst hätte, hätte er ein „Veto eingelegt.“

Nun fragt man sich, warum Brautpaar und Hochzeitsgäste sich ausgerechnet vor die parkenden Autos stellen, anstatt als Hintergrund für ihre Hochzeitfotos nicht das attraktive Kirchengebäude der historischen Peterskirche wählen. Das wäre doch nicht nur schöner, sondern auch viel gescheiter, als anschließend mühevoll etwaige Nummernschilder zu verpixeln. Wenn das Brautpaar aus der Peterskirche anschließend in die Flitterwochen nach Paris fahren würde und von ihrem Besuch des Eifelturms ein Erinnerungsfoto machen möchte, würde es doch auch nicht die gegenüberliegenden Ausflugsboote auf der Seine als Bildhintergrund wählen, sondern selbstverständlich das weltbekannte Pariser Wahrzeichen.

Auch die Behauptung, dass man bei Ausgang aus der Peterskirche „nur Blech und Autos“ sieht, ist nicht zutreffend. Wie man auf dem Foto leicht erkennen kann, befinden sich die neuen Parkplatzmarkierung nicht vor dem Kirchhofausgang, sondern seitlich versetzt und in einem Abstand von mindestens 16 Metern. Die gegenüberliegende Straßenseite liegt sogar über 25 m vom Kircheneingang entfernt. Wo die beiden Damen und der Ortsbürgermeister das nur Blech und die vielen Autos sehen, bleibt allein deren Geheimnis.

Jung und Schmitt nutzen jedes, noch so fadenscheinige Argument, um gegen die neu erstellten Parkplatzmarkierungen zu wettern. Dabei waren das schon seit Jahren Parkmöglichkeiten eingezeichnet. Sie hätten am Kirchenthing gerne einen „tatsächlichen Dorfplatz“, der „den Menschen zum Treffen und Verweilen gehören“ und „wieder zu einem großzügigen Treffpunkt im historischen Dorfmittelpunkt werden (soll), mit Sitzgelegenheiten und schöner Umgebung.“ Die beiden Damen, von denen die Eine weit entfernt von der Peterskirche, und die Andere, unseres Wissens nach, gar nicht in Stadecken-Elsheim wohnt, haben deshalb eine Bürgerinitiative gegründet, um „die Markierungen wieder zu entfernen und ein Parkverbot zu erlassen.“ Und um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben Jung und Schmitt nach eigenen Angaben Unterschriften von rund 100 Bürgern*innen gesammelt, die damit ihren „Unmut über die neu eingezeichneten Parkmarkierungen“ Ausdruck geben möchten. Die beiden Damen wollen demnächst auch „bei Ortsbürgermeister Thomas Barth und dem Ordnungsamt der Verbandsgemeinde vorstellig werden“, um ihrem Ärger Luft zu machen den verantwortlichen Damen und Herren einen gehörigen Schreck einzujagen.

Der Kirchenthing ist eigentlich gar kein richtiger Platz, allenfalls die etwas verbreiterte Durchgangsstraße mit einigen Abzweigungen. Daraus einen „tatsächlichen Dorfplatz“ zu machen, ist allein schon aus diesem Grund ein schwieriges Unterfangen. Und dass Menschen sich dort gerne treffen und verweilen möchten, ist eher unwahrscheinlich und müsste erst einmal bewiesen werden. Auch mit dem „historischen Dorfmittelpunkt“ und die Andeutung mit „der Denkmalzone Burg Stadeck, das Areal mit den mittelalterlichen Bauten“, ist es nicht weit her. Bis auf die Peterskirche, und selbst die lockt keinen „zum Verweilen und Treffen“ hinter dem Ofen hervor, ist von „historisch“ nicht viel zu spüren.

Der Kirchenthing ist umgeben von schmucklosen Mehrfamilienhäusern und es gibt dort, bis auf den alten Kastanienbaum, nichts, worauf man seinen Blick länger als eine halbe Sekunde schweifen lassen möchte. Eine Pizzeria, ein Pub, der die meiste Zeit des Jahres geschlossen ist und eine Straußwirtschaft, die nur zu bestimmten Zeiten im Jahr geöffnet hat, schaffen noch keine Voraussetzung für eine kommunikative und soziale Infrastruktur. Bösartige Menschen sind sogar der Meinung,  dass jeder Berliner Hinterhof auf dem Kreuzberger Kiez bei Regen mehr Atmosphäre ausstrahlt als der Kirchenthing bei Sonnenschein und vergleichen den „Dorfplatz“ eher mit dem stillgelegten Vorfeld des Fluhafen Tegel. Und noch bösere Menschen behaupten, dass sich die neuen Straßenmarkierungen harmonisch in das Umfeld anpassen und die dort parkenden Autos den Kirchenthing aufwerten und ihm wenigstens noch zu etwas Flair verhelfen.

Jung und Schmitt bemühen für ihr Anliegen auch den gerade erst erstellten Parkplatz am Woog, dessen 30 Plätze „kaum benutzt“ werden, so Frau Schmitt. Das sehen wir, aber sicherlich auch Ortsbürgermeister Barth, ganz anders. Der Parkplatz am Woog war heute rappelvoll und es war dort kein unbelegter Stellplatz mehr zu finden. Auch das unterstreicht die Tatsache, dass in der Ortsgemeinde noch ein starker Bedarf für weitere Parkplätze besteht.

Besonders verwirrt hat uns dann der Hinweis von Frau Jung, dass auch Info- und Bildtafeln unter der alten Kastanie von den parkenden Autos „quasi zugestellt“ seien. Es handelt sich dabei um die Bilder zweier Malerinnen und das Foto eines Fotografen, die auch ihre Werke auf einem sogenannten „Bilderweg“ ausstellen und unseres Wissens nach mit ihrer Fotografie und Malerei einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen. Abgesehen von der Frage, was die Info- bzw. Bildtafeln („Stadecken im Abendlicht“, „Wolken über Stadecken“) und das Logo einer örtlichen Metzgerei überhaupt unter der alten Kastanie zu suchen haben, sieht es beinahe so aus, als ob die Bürgerinitiative mit ihrer Unterschriftensammlung auch kommerzielle Interessen vertritt.

Welche Motive auch immer hinter der Aktion von Frau Jung und Frau Schmitt stecken mögen, beide Damen scheinen eine etwas antiquierte Vorstellung von einem modernen und zeitgemäßen Miteinander in einer Ortsgemeinschaft zu haben. Der Kirchenthing ist angesichts der dortigen Gegebenheiten der dafür ungeeignetste Ort. Die Vorgehensweise der beiden Initiatoren ist höchst fragwürdig und ihre Forderung, für ein wirres Anliegen fünf dringend benötigte Parkplätze zu entfernen, ist absurd und anmaßend.

Wenn wegen dem Begehren der beiden Damen die dringend benötigten Parkplätze am Kirchenthing zum Opfer fallen würden, wäre dies ein echter Skandal und das Signal für eine starke Gegenbewegung, die sich bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr für den Kandidaten aus Stadecken-Elsheim sicherlich nicht positiv auswirken würde.< zurück zur Artikelübersicht!

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