Cui bono? – Wem nutzt das?

Wie jetzt in einem Artikel der AZ Mainz zu lesen ist, haben die „Hiwwels“ Jürgen Beck, Jürgen Schott und Stefan Rutsch die Hiwweltour Stadecker Warte für die kommende Wandersaison im Spätjahr und zur Weinlese mit Schneid- und Schmalspurgerät fit gemacht.  Über dieses, „überaus große(s) Engagement“, bricht Ortsbürgermeister Barth in Lobeshymnen aus und freut sich, dass durch diese „ehrenamtliche Arbeit“ die Gemeinde „ungemein“ entlastet wird und zugleich dafür sorgt, „dass unsere Tour überaus beliebt ist und so gut angenommen wird – das kann man gar nicht oft genug würdigen.“

Jetzt soll die Hiwweltour weiterentwickelt und die Infrastruktur den hohen Besucherzahlen angepasst werden. So wird darüber nachgedacht, weitere Parkplätze einzurichten und die Stadecker Warte zu einem „Verweilmittelpunkt“ auszubauen. Mit Sicherheit auf Kosten der Allgemeinheit und finanziert aus der Gemeindekasse.

Der Ortsbürgermeister und Freund der Winzer spricht in diesem Zusammenhang von „unserer Tour“, und es stellt sich die Frage, ob der Wanderweg, der „immer mehr Menschen von nah und fern anzieht“, für die Stadecken-Elsheimer Bürger*Innen überhaupt von Belang ist und wer am meisten von ihm profitiert. Ein direkter Vorteil ist auch nach längerem Nachdenken für die überwiegende Mehrzahl der Stadecken-Elsheimer Bürger & Bürgerinnen nicht zu erkennen. Und wenn sich die Einheimischen mal die Wanderschuhe anziehen wollen, dann stehen ihnen in der Gemarkung auch ohne eine „überlaufene“ Hiwweltour ausreichend interessante Wirtschaftswege zur Verfügung.

Auch für die meisten, örtlichen Gewerbetreibenden ist durch die Hiwweltour kaum ein positiver Umsatzeffekt zu erwarten. So bleibt die Mehrzahl der Geschäfte am Wochenende geschlossen, während der auf Kosten der Gemeinde angelegte Parkplatz für die Hiwweltour-Besucher aus allen Nähten platzt. Und dass während der Woche ein Hiwweltour-Wanderer seine Wanderung mit einem Besuch beim lokalen Friseur oder einer Fahrzeug-Reparatur in einer lokalen Auto-Werkstatt verbindet, ist eher unwahrscheinlich. Es bleibt allein die Weinwirtschaft, die in der Hiwweltour zusätzliches Absatzpotential sieht und deshalb die Wanderer am liebsten durch ihre Vinotheken und Gutsschenken führen möchten um in ihren, zu jeder Tages- und Nachtzeit geöffneten Verkaufsstellen, ihre Produkte verkaufen möchte.

Es steht eigentlich völlig außer Frage und ist marktwirtschaftlich eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Land- und Weinwirtschaft zur Absatzsteigerung ihrer Produkte Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnamen durchführt. Nur sollte sie dann, wie jedes andere Unternehmen auch, die Kosten für diese Aktionen selbst tragen und sich nicht aus der Gemeindekasse bezahlen lassen und die Allgemeinheit belasten. Allein schon deshalb mutet es schon recht seltsam an, dass sich Ortsbürgermeister Barth mit seinem überschwänglichen Lob und seiner überzogenen Dankbarkeit über diese Art „ehrenamtliche Arbeit“ beinahe überschlägt, wenn die alleinigen Profiteure der Hiwweltour einen kleinen Bruchteil der finanziellen Leistungen der Gemeinde zurückgeben und den Wanderweg ab und zu Mal in Ordnung halten.
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