Keine Feier ohne Meier – Dem Besuch schutzlos ausgeliefert.

jubilaeumEs ist schon auffallend, wie häufig unsere Kommunalpolitiker an Ehrungen, Jubiläen, runden Geburtstagen oder sonstigen, hochrangigen Privat- oder Firmenfestlichkeiten teilnehmen. Dies erkennt man an der Anzahl der Fotos im Lokalteil der AZ Mainz und im Nachrichtenblatt, auf denen Landrat, VG-Bürgermeister, Ortsbürgermeister und Beigeordnete, die allesamt und gelegentlich sogar gemeinsam auftreten, die Gefeierten von allen Seiten in die Zange nehmen und die Festgesellschaft würdevoll umrahmen. Dabei ist uns eigentlich noch nicht einmal klar, ob diese kommunalpolitisch tätigen Damen und Herren offiziell geladen werden oder ob die Jubilare und 90-jährigen Geburtstagskinder diesen Besuchern nur schutzlos ausgeliefert sind.

Mir möchten hier keine Haltungsnoten verteilen aber während der Landrat und der VG-Bürgermeister auf den Fotos gekonnt und professionell in die Kamera lächeln, wirkt unser junger Ortsbürgermeister und „Ortschef“ immer etwas hölzern und steif, obwohl er doch sonst immer versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob er schon auf eine 40-jährige Profi-Politik-Karriere zurückblicken kann und solche „Amtshandlungen“ für ihn pure Routine und Gewohnheit sind. Ja, manchmal hat man sogar den Eindruck, als ob er sich erst in letzter Sekunde ins Bild gedrängt hätte, um im Blitzgewitter der Fotografen noch ein Stück vom PR-Kuchen abzubekommen. Aber lassen wir das. Denn wir sollten eher fragen, ob es für diese, vom Steuerzahler bezahlten Damen und Herren, keine wichtigeren Verwaltungsaufgaben gibt, als  in der Verbandsgemeinde jede aufgetischte Jubiläumstorte anzuschneiden oder in den Ortsgemeinden an jedem Glas Geburtstagssekt zu nippen.

Möglicherweise beruft sich der junge Ortsbürgermeister fürs permanente Party-Machen auf den § 47 der Gemeindeordnung, nach dem ein Ortsbürgermeister die Gemeinde nach außen vertritt. Dann läge er allerdings falsch, denn sicherlich ist damit nicht gemeint, dass sich ein Ortsbürgermeister ungebeten auf jeder Feierlichkeit blicken lässt und unbeauftragt die Glückwünsche der Ortsgemeinschaft überbringt. Solche PR- und Selbstdarstellungs-Aktionen gehören nämlich nicht zu seinem Aufgabenbereich. Vielmehr sollte er sich auf seine wesentlichen Aufgaben beschränken, denn dadurch würde sich auch die beabsichtigte Freistellung verhindern lassen, zu der wir demnächst Stellung nehmen.

Zu allem Überfluss hat sich jetzt auch die SPD Stadecken-Elsheim in die Phalanx der Dauer-Lächler eingereiht und nimmt seit einigen Wochen ebenfalls bedenkenlos und uneingeladen an solchen Anlässen und Feierlichkeiten teil. Zukünftig ist dann auch mit dem Besuch des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden oder zumindest eines Mitglieds des Ortsvorstands zu rechnen, um die Herzen der meist schon älteren Menschen zu gewinnen. Den Anfang hat man jetzt bei Gretel und Fritz Kleemann gemacht, die man bereits vor wenigen Wochen überrumpelte. Wenige Tage später waren es dann die Eheleute Irmgard und Norbert Lickhardt, die sich gegen den überraschenden Besuch nicht wehren konnten. Leider wurden die dabei gestellten Fotos nicht in der AZ oder im Nachrichtenblatt veröffentlicht, sondern sind nur auf der Facebook-Seite des Ortsvereins zu finden, wodurch natürlich der angestrebte PR-Effekt stark gemindert wird.

Mit dieser raffinierten Strategie und gnadenlosen Charme-Offensive versucht die SPD  offensichtlich, das Ausscheiden aus der Gemeindeverwaltung zu kompensieren und neben dem unvermeidlichen Kartoffel-Fest und den Boule-Abenden ein weiteres, politisches „Standbein“ zu etablieren. Wir befürchten allerdings, dass die SPD mit ihrer grandiosen Idee die Büchse der Pandora geöffnet hat und demnächst auch andere Parteien, Organisationen und Vereine ihre wichtigsten Vertreter auf PR-Mission schicken und uneingeladen bei diesen Anlässen und Feierlichkeiten auflaufen. Für die lieben Verwandten oder gute Freunde der zu ehrenden Personen bleibt dann kein Platz mehr.

Also, sollten Sie einmal Ihren Jubiläums- oder einen anderen Freudentag in Ruhe und nur im Kreise Ihrer Liebsten verbringen wollen, dann machen Sie diesen Plagegeistern einfach nicht die Tür auf und verzichten im nächsten Nachrichtenblatt oder im Lokalteil der AZ auf das langweilige und einfallslose Gemeinschaftsfoto, auf dem Sie von diesen profil- und PR-süchtigen Akteuren so wie so nicht ernst und nur auf den Arm bzw. in die Zange genommen werden.

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