Es ist bei vielen alten und älteren Menschen ein bekanntes medizinisches und psychologisches Phänomen, dass Sie beim Rückblick in die Vergangenheit Realitäten nur noch schemenhaft wahrnehmen und ihre Erinnerungen getrübt werden.
Dieses Problem belegt auch ein Artikel der AZ vom 12.03.2014, in dem eine völlig unkritische AZ-Mitarbeiterin Ortsbürgermeister Müller ungehindert schwadronieren und in nebulösen Erinnerungen schwelgen lässt.
Nun ist es ja nicht so, dass wir ihm jeglichen Verdienst und jeden Erfolg während seiner Amtszeit absprechen möchten. Ja, es ist, wenn auch nicht ausreichend genug, zweifelsfrei auch Positives geleistet worden. Wenn jedoch jemandem der Realitätssinn abhanden gekommen ist, er gerade so tut, als ob ohne sein Zutun in der Gemeinde die Luft zum atmen gefehlt hätte und sich seine Verdrehungen und Verdrängungen am Rande der Schmerzgrenze bewegen, dann muss einiges in dem AZ-Artikel richtig gestellt werden.
Es stimmt, dass sich Ortsbürgermeister während seiner Amtszeit intensiv um neue Baugebiete und sonstige Bauvorhaben gekümmert hat. Man ist bald geneigt zu sagen: ausschließlich. Sicherlich, wie auch aus seinen Aussagen in dem Artikel in der AZ zu ersehen ist, hat er 80 % seines Engagements auf diesen Bereich konzentriert. Und genau da liegt das Problem. Denn ob eine solche Konzentration und einseitige Ausrichtung richtig war und ob es sich dabei immer um sinnvolle Maßnahmen gehandelt hat, muss stark bezweifelt werden. Wir behaupten nicht, dass in anderen Bereichen nichts getan wurde. Wir behaupten nur, dass in einem Bereich zu viel und zu viel Sinnloses und in anderen Bereichen viel zu wenig und zu wenig Notwendiges getan wurde.
Hinterfragen muss man in diesem Zusammenhang die vielen, unnötigen Bebauungspläne im Außenbereich, die intensiv ausgelegten Vorkaufsrechtssatzungen für die Ortskerne und die kaum noch nachvollziehbaren Investitionen in Immobilien. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf den dubiosen Kauf der „Gaststätte zum Dorfplatz“, die nicht erstellten Parkplätze auf dem Burghof oder das ungelöste Verkehrs- und Parkraumproblem in den beiden Ortskernen. Auch in den immer wieder heuchlerisch vorgebrachten Bemühungen um die Umgehungsstraße ist man, auch wenn es schwierig ist, unter Müller keinen Millimeter weitergekommen. Und dass wir im Kita-Angebot so gut dastehen, ist nicht das besondere Verdienst des Ortsbürgermeisters.
Ortsbürgermeister Müller hat eigentlich nie verstanden, dass sein Mandat sich nicht allein auf die Ausweisung neuer Baugebiete und den Baubereich beschränkt, sondern dass dem Amt weit mehr abverlangt wird. Bei nur einem flüchtigen Blick in die Positionen eines Haushaltsplans hätte er merken können, dass es eine breite Palette von Aufgaben und Notwendigkeiten gibt, die für die Bürgerinnen und Bürger ebenso wichtig sind und einen hohen Stellenwert haben. Dies gilt besonders für den Jugendbereich, in dem außer ein paar kleinen Alibi-Aktivitäten nichts Konzeptionelles vorzuweisen ist. Und dies gilt auch für den Seniorenbereich, in dem bis auf Lippenbekenntnisse während seiner Amtszeit keine nennenswerten Aktivitäten zu erkennen waren.
Auch im kulturellen Bereich blieb Ortsbürgermeister weitestgehend untätig. Nur als sogenannter „Grußaugust“ Vereinsveranstaltungen zu besuchen ist für eine aktive Kulturpolitik nicht ausreichend. Das kulturelle Leben wird nicht von der Gemeindeverwaltung, sondern überwiegend von den Vereinen gestaltet, die dafür großes Lob verdienen. Sich dieses Engagement, wie auch die Aktivitäten der Partnerschaftsausschüsse, an den Hut zu stecken, ist einfach nur anmaßend und unangebracht. Auch die enormen Möglichkeiten unserer Gemeindebücherei wurden vom Ortsbürgermeister weder verstanden noch ausgeschöpft. Dafür hat er nämlich kein Auge.
Fragen Sie doch mal, warum es in unserer Ortsgemeinde seit Jahren nur eine allgemeinärztliche Praxis gibt und was von der Gemeindeverwaltung dagegen unternommen wurde? Auch die vielen Dienstleister und Gewerbetätigen plagen sich seit Jahren mit viel zu niedrigen Übertragungsraten rum, bis jetzt die Telekom die Initiative ergriffen hat und den Ausbau einer schnellen Internetanbindung vorantreiben will. Ortsbürgermeister Müller hat dafür keinen Finger krumm gemacht. Noch einmal: Wir möchten nicht missverstanden werden. Dies ist keine Abrechnung mit der Amtszeit von Müller. Dazu würden wir mehr Platz benötigen. Wir möchten nur, dass die Proportionen stimmen, die Realität nicht verdreht und nicht so getan wird, als ob ohne den Ortsbürgermeister kein Leben in Stadecken-Elsheim möglich gewesen wäre.
Was uns jedoch am meisten empört, ist, dass der Ortsbürgermeister in seinem „Rückblick“ egomanenhaft und mit keinem Wort seine eigenen Mitarbeiter und die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde erwähnt. Es sind die Mitarbeiter und Fachleute der Verbandsgemeinde, die 90 % der Arbeiten und Umsetzungen für die Ortsgemeinden erledigen und die eigentliche Arbeit verrichten. Selbstverliebt hat er dies vergessen und es nicht für nötig befunden, sich bei diesen Menschen zu bedanken und den hohen Anteil ihrer Arbeit zu würdigen.
Wie immer, gibt Müller auch in diesem Artikel wieder Gelegenheit für eine lustige Schlusspointe. Überheblich und sich selbst überschätzend führt er an, dass „manche sein Tempo „manchmal nicht mitgehen konnten oder wollten“ Da stimmen wir dann ausnahmsweise und uneingeschränkt mal zu. Wenn nämlich die Anfertigung einer simplen Niederschrift einer Gemeinderatssitzung bei Ortsbürgermeister Müller teilweise mehr als einen Monat dauert, dann können und wollen wir dieses, „sein Tempo […]nicht mitgehen„. Das ist uns einfach zu schlafmützig.