Nicht nur die Rechenkünstler der AZ Mainz, sondern auch die örtliche SPD überrascht manchmal mit außergewöhnlichen, mathematischen Erkenntnissen. So behauptet sie in Ihrer Pressemitteilung vom 17.07.2014, sie sei „stärkste Fraktion im Gemeinderat, obwohl sie genauso wie die CDU über neun Sitze verfügt„. Diese mathematische Aussage mit ihrem offensichtlichen Widerspruch muss man erst einmal eine Weile auf sich wirken lassen, um sie voll zu verstehen.
Wir halten deshalb noch einmal fest: Wenn in einer Gemeinderatswahl 2 Fraktionen die gleiche Anzahl von Mandaten gewonnen haben und es keinen zahlenmäßigen Unterschied im Ergebnis gibt, ist trotzdem eine der beiden Fraktionen, die im Vergleich zur anderen Fraktion keinen Vorsprung hat und die absolut identische Anzahl von Mandaten aufweist, die stärkere Fraktion. Noch Fragen?
Wir wissen, dass diese komplizierte, mathematische Formel für den Nicht-Mathematiker nicht sofort und leicht zu verstehen ist. Deshalb noch einmal die Erläuterung in Zahlen und an einem aus dem Leben gegriffenen und anschaulichen Beispiel:
Wenn ein zum zweiten Mal verheirateter Bauer an einem sonnigen Herbsttag mit 2 Körben und seinen beiden Kindern, einem 14-jährigen Mädchen und einem, von seiner Frau mit in die Ehe gebrachten Jungen von 12 Jahren, zur Apfelernte auf seine mit mehreren Apfelbäumen bestückte Obstwiese geht und von insgesamt 20 gepflückten Äpfeln jeweils 10 Äpfel in den einen und anschließend 10 Äpfel in den anderen Korb der 2 mitgebrachten Körbe legt, dann befinden sich nach der Ernte in jedem der beiden Körbe 10 reife Äpfel. Daran gibt es keinen Zweifel, denn wir haben exakt mitgezählt.
Zum leichteren Nachvollziehen dieses Beispiels haben wir den Bauern nur jeweils 10 Äpfel verteilen lassen. Natürlich hätten wir in unserem Beispiel auch mit einer weit höheren Anzahl von Äpfeln arbeiten können, zum Beispiel mit jeweils 250 Äpfeln. Das wäre völlig egal, denn an der Richtigkeit der SPD Aussage ändert sich dadurch nichts, es sei denn, der Bauer hätte sich bei dieser größeren Verteilungsmasse vertan und unbemerkt einen Apfel zu viel in einen der beiden Körbe gelegt, so dass nicht mehr jeweils 250 Äpfel, sondern in einem Korb 251 und im anderen 249 Äpfel gelegen hätten. Aber kommen wir zurück zu unserem vereinfachten Beispiel.
Wenn der Bauer jetzt je einen Korb mit 10 Äpfeln seinen beiden Kindern schenkt und seinem Stiefsohn, den er in all den Jahren immer mal wieder gegenüber seiner leiblichen Tochter benachteiligt hat und dem er jetzt endlich auch mal etwas Gutes angedeihen lassen möchte, auf dem Heimweg nachruft, dass er ihn besonders lieb und ihm deshalb mehr als 10 Äpfel in seinem Korb getan habe, dann stimmt das objektiv gesehen zwar nicht und und entspricht nicht der Wahrheit, aber es ist ein schöner Liebesbeweis und unzweifelhaft eine nette Geste des Bauern seinem Stiefsohn gegenüber. Und wenn sich dieser, in der felsenfesten Annahme, dass sich mehr als 10 Äpfel in seinem Korb befinden, mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen auf den Heimweg macht, dann ist die These der SPD eingentlich plausibel bewiesen. Fazit: Man muss nur fest an etwas glauben und dann ist man, wie die SPD, auch bei Mandatsgleichheit trotzdem stärkste Fraktion im Gemeinderat, oder?
Nein? Immer noch nicht verstanden? Dann lassen wir uns jetzt nicht weiter auf den Unsinn ein und kommen zur Auflösung: Die SPD weiß ganz genau, dass sie nicht stärkste Fraktion im Gemeinderat ist. Eigentlich wollte sie nur zum Ausdruck bringen, dass sie als stärkste Partei aus den Ortsgemeinderatswahlen hervorgegangen ist. Das stimmt sogar mathematisch und darauf kann sie ja auch stolz sein. Daraus jedoch einen Anspruch auf die Mitarbeit in der Gemeindeverwaltung in Form der Bestellung eigener Beigeordneter abzuleiten, ist geradezu abenteuerlich und kommunalpolitischer Nonsens. Und das werden wir, neben dem Hinweis auf andere Merkwürdigkeiten in ihrem Verhalten, in einem unserer kommenden Beiträge der SPD detailliert aufzeigen, weil sonst der Umfang dieses Artikels absolut gesprengt werden würde.