Wir kommen mit der Berichterstattung kaum noch nach. Die Ereignisse zur Wahl der rheinhessischen Weinkönigin überschlagen sich. Denn da ist heute in der AZ-Mainz unter der Überschrift „Isabelle Willersinn aus Stadecken-Elsheim möchte rheinhessische Weinkönigin werden“ Folgendes zu lesen: „Fünf junge Frauen – jede gegen jede.“
Glauben Sie uns, davon haben wir nichts gewusst. Weder auf der Rheinhessen-Weinkönigin-Webseite noch in irgend einer anderen Publikation gab es einen Hinweis darauf, dass sich nur „Fünf junge Frauen“ dem knallharten Wettbewerb dieser Werbe- und Verkaufsförderungsveranstaltung aussetzen würden. Kein Wort haben wir darüber von den Veranstaltern gehört. Kein Wunder, denn das wäre ja auch schön dumm von diesen Marketing- und Verkaufsstrategen: Denn wenn bekannt geworden wäre, dass sich gerade mal „Fünf junge Frauen“ und nicht Hunderte von attraktiven Damen zur Teilnahme an diesem Humbug bereit erklärt hätten, wäre ja die Spannung im Vorfeld weit unter dem gewünschten Siedepunkt geblieben. Da ist ja sogar die Papstwahl spannender, obwohl es dabei keine Kandidatinnen gibt. Deshalb hat die AZ-Mainz von sich aus und vorsorglich ein weiteres Spannungselement hinzugefügt und auch dem Dümmsten klargemacht, dass „jede gegen jede“ antritt. Als ob man sonst auf den Gedanken käme, dass die Damen vielleicht gegen sich selbst, mit sich selbst oder nur gegen ihre Nervosität kämpfen würden. Und wo sind eingetlich die anderen Kandidatinnen geblieben? In den Vorentscheidungen gnadenlos ausgesiebt? Sind da Tränen geflossen und Schicksale besiegelt worden? Wir wissen es nicht.
Trickreich ist auch der Einfall der Verkaufsspezialisten, dass an alle Teilnehmerinnen, bei denen es nicht zur Königinnenkrone gereicht hat, automatisch der Prinzessinnentitel vergeben wird, denn „Wer nicht zur Weinkönigin gekrönt wird, tritt zukünftig als eine von vier Weinprinzessinnen auf.“ Das ist nicht nur tröstlich, sondern durch diesen geschickten Schachzug ist sichergestellt, dass zumindest in fünf rheinhessischen Ortsgemeinden die Glocken läuten und die Weinkorken knallen werden, wenn die „Weinmajestäten“ aus ihrem Kampf „jede gegen jede“ zu den verzückten Menschen in ihren Heimatgemeinden zurückkehren werden. Der Rummelplatz wird dadurch automatisch vergrößert.
Und jetzt verstehen wir auch unseren jungen Ortsbürgermeister, dem wir fälschlicherweise hellseherische Fähigkeiten unterstellt haben. Wenn bei der Wahl fünf Mal der Titel einer „Weinmajestät“ vergeben wird und es nehmen nur „Fünf junge Frauen“ an der Wahl teil, dann ist, wenn nicht eine der Kandidatinen durch eine plötzlich auftretende Herz-Nieren-Verfettung aufgeben muss, völlig klar, dass sich nach Beendigung der Wahl jede der „Fünf jungen Frauen“ mit dem Titel „Weinmajestät“ schmücken darf. Zumindest sagt das unsere Rechenschieber. Und das hat auch der junge Ortsbürgermeister gewusst und schon vor der Wahl und zu Ehren der Stadecken-Elsheimer „Weinmajestät“ eine riesige Party in der Burgscheune angekündigt.
Wir möchten die gute Laune nicht vermiesen, aber das Forum hat den Gemeinrat gebeten, zu prüfen, ob für diese Veranstaltung Steuergelder ver(sch)wendet werden oder ob es sich um eine reine Werbe- und Verkaufsveranstaltung der örtlichen „wine-grower“ handelt, wie Landrat Klaus Schick einmal typisch und auf Rheinhessisch unsere Winzerinnen und Winzer genannt hat.
Übrigens, Isabelle kommt in dem Artikel in der AZ-Mainz sehr sympatisch und natürlich rüber. Wir freuen uns schon darauf, ihr bei dem „weinmajestätischen“ Empfang unsere Ehrerbietung entgegenbringen zu dürfen.