Aufatmen in Stadecken-Elsheim – Gemeinderat ergreift Initiative gegen Einbruch und Diebstahl.

polizeikelleWir hatten es schon erwartet: Nachdem der junge Ortsbürgermeister das Thema politisch-feinnervig bereits aufgespürt hatte (siehe hier), hat sich lt. AZ Mainz jetzt der Gemeinderat in einer sogenannten „Resolution“ an die „Obrigkeit“ (was für ein Wort!) gewandt. Frei nach dem Motto „Es gibt kein Thema, also lass es uns nutzen“ haben die Kriminalexperten im Gemeinderat zur Eindämmung von Einbrüchen und Diebstählen eine erhöhte Polizeipräsenz, verstärkten Streifendienst und regelmäßige Fahrzeugkontrollen gefordert. Über zusätzliche, verschärfende Gefahrenabwehrmaßnamen wie die Sperrung von Zufahrtsstraßen, nächtliche Ausgangsverbote, Festnahmen ohne richterlichen Beschluss und die permanente Stationierung gepanzerter Einheiten der Bundespolizei wurde im Krisenstab der Gemeindeverwaltung offensichtlich noch nicht gesprochen.

Wir möchten das Problem nicht verniedlichen und uns darüber lustig machen. Es muss ernsthaft angegangen werden, aber die „Resolution“ des Gemeinderates ist eine reine Lachnummer und an Naivität und Blauäugigkeit kaum noch zu übertreffen –  sie ist pure Effekthascherei und rauscht meilenweit an den eigentlichen Ursachen des Problems vorbei. Um seine Absicht, Handlungsfähigkeit und Tatkraft unter Beweis zu stellen, hätte der Gemeinderat ebenso  eine „Resolution“ gegen das Unrecht auf dieser Welt „erarbeiten“ können und es wäre genauso viel passiert, als wenn in China der vielzitierte Sack Reis umgefallen wäre.

Wir wissen nicht, in welchem Papierkorb welcher „Obrigkeit“ die „Resolution“ letztendlich landen wird, aber zurecht hat der Leiter der Polizeidirektion Mainz das unsinnige Anliegen der Ratsmitglieder abgelehnt und darauf verwiesen, dass für die Sicherheit in Stadecken-Elsheim keine polizeilichen Sondereinsätze durchgeführt werden und der Ortsgemeinde keine Extrawurst gebraten wird. Zudem verweist er darauf, dass die Zahl der Einbrüche in Stadecken-Elsheim zwischen Oktober und Januar im Vergleich zum Vorjahr zurückgegen sei – ein Hinweis, den man auch als indirekten Vorwurf der Panikmacherei werten kann. Zu der übertriebenen Besorgnis und Angst des jungen Ortsbürgermeisters haben wir bereits an anderer Stelle unsere Meinung gesagt.

Über die Unsinnig- und Wirkungslosigkeit der „Resolution“ ist sich anscheinend auch ihr vermutlicher Initiator Barth im Klaren, der einschränkend einräumt, dass „Eine Resolution […] lediglich ein Appell, eine Aufforderung mit Signalwirkung“ und nur ein „Hilferuf“ sein kann. Das stimmt sogar. Wer aber, wie unsere Kriminologen im Gemeinderat, meint, mit einem „Hilferuf“ gleichzeitig über die einzuleitenden Rettungsmaßnahmen selbst bestimmen und entscheiden zu können, der leidet an totaler Selbstüberschätzung und leichter Egomanie. Nochmals, es geht nicht um die Verniedlichung der Situation, sondern es geht darum, wie man ernsthaft und seriös dieses Problem angeht und sich nicht in blindem Aktionismus und künstlicher Aufgeregtheit erschöpft.

Etwas seltsam und verwirrend sind auch die  kriminaltechnischen Analysen und Erkenntnisse des Sicherheitsspezialisten Barth. Dass er kurzerhand die Ortsgemeinde Jugenheim „nahe“ an die A 63 verlegt, kann man ja noch verzeihen. Auch dass er Stadecken-Elsheim, wahrscheinlich aufgrund der hohen Millionärsdichte, in den „Speckgürtel“ von Mainz eingliedert, was soll’s. Vielleicht weiß er nicht, was ein „richtiger“ „Speckgürtel“ ist. Wenn er jedoch kompetenzfrei über Urbanisationsformen, demografische Merkmale und Infrastrukturgegebenheiten faselt und damit ein besonders hohes Risiko- und Gefährdungspotential für Stadecken-Elsheim nachweisen will, dann ist das pure Panikmache und geht weit am Kern des Problems vorbei.

Schließlich sieht sogar Barth ein: „Mehr als eine Resolution zu erarbeiten, könne die Kommunalpolitik aber nicht tun“. Wenn das richtig sein sollte, dann hätte sich „die Kommunalpolitik“ die „Erarbeitung“ doch gleich sparen können und die „Resolution“ erst gar nicht einreichen sollen. „ihm seien die Hände gebunden„, führt er weiter aus, und genau darüber sind wir froh und außerordentlich beruhigt. Denn wenn Polizei- und Ordnungsvollmacht in den ungebundenen Händen dieses jungen Ortsbürgermeisters liegen würden, dann wären wir ernsthaft besorgt darüber, wie es in Stadecken-Elsheim zur Vermeidung von Diebstahl und Einbruch aussehen würde.

Angesichts dieser Gefahr hoffen wir, dass die Einbruchs- und Diebstahlrate in den kommenden Monaten  signifikant zurückgeht und wir nicht befürchten müssen, dass der besorgte Gemeinderat im Spätsommer seinen geplanten „Tag der Sicherheit“ veranstaltet und die Bürgerinnen und Bürger mit leichter Bewaffnung, Tarnanzügen und Nachtsichtgeräten zur Schulung antreten müssen. Denn sie sollen dann lernen, „ihr Hab und Gut [zu] schützen und auch ein Auge auf das der Nachbarn [zu] werfen.“ Wobei die Formulierung „ein Auge auf das Hab und Gut der Nachbarn werfen“ nicht missverstanden werden darf.

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