Wenn Sie aus Nieder-Olm kommend direkt an der Ortseinfahrt und hinter den Überresten der früh-eiszeitlichen Endmoräne nach links einbiegen, befinden Sie sich auf dem Schildweg, einem Wirtschaftsweg, der mit seinen Ausläufern in die umliegenden Weinlagen und bis zur Stadecker Warte führt. Ja, Sie haben richtig gehört, Wirtschaftsweg! Denn wenn wir bis gestern glaubten, dass es sich beim Schildweg um eine öffentliche Straße in einem ausgewiesenen und sorgfältig geplanten Bau- und Gewerbegebiet handeln würde, haben wir heute feststellen müssen müssen, dass das nicht der Fall ist und die Durchfahrt für den öffentlichen Verkehr gesperrt und nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist.
Der Schildweg befindet sich in einem ruinösen Zustand. Das hat das Gemeinderatsmitglied und der Winzer Klonek zurecht bemerkt und dem Gemeinderat mitgeteilt. Aber wer nutzt eigentlich diesen Wirtschaftsweg und wer ist für seinen aktuellen ruinösen Zustand verantwortlich? Da der Schildweg keine öffentliche Straße und nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist, schließen wir konsequenterweise, dass die von Herrn Klonek monierten Schäden nicht durch den die Gemeinde durchquerenden LKW-Durchgangsverkehr, sondern durch die LKW und Großgeräte der anliegenden landwirtschaftlichen Betriebe und von den Weinbauern verursacht wurden, die über diesen Wirtschaftsweg ihre umliegenden Weinlagen anfahren.
Doch was möchte uns Herr Klonek sagen und was führt er am Schildweg eigendlich im Schilde? Weiß er nicht, dass gemäß der Satzung über die Erhebung von Beiträgen für Feld-, Weinberg- oder Waldwege die Anlieger und Benutzer für 90 % der Reparatur- und Instandhaltungskosten selbst aufkommen müssen? Verfolgt er mit seiner Initiative vielleicht Sonder- oder gar Eigeninteressen? Oder möchte er den Schildweg zur öffentlichen Straße machen, um den Anliegern und Benutzern die vorgesehen Beiträge zu ersparen? Und was ist mit der Zufahrt zur geplanten Sternwarte? Fragen über Fragen.
Es wäre wünschenswert, wenn Herr Klonek in der nächsten Gemeinderatssitzung einmal sein Anliegen konkretisieren würde, damit keine falschen Verdächtigungen und ungerechtfertigten Vermutungen aufkommen.
Aber nicht nur auf dem Schildweg selbst, sondern auch auf der anliegende Bebauung geh es sehr schlecht und chaotisch zu. Wer über den seinerzeitigen Goldrausch in Alaska Bescheid weiß und durch Fotos oder Filmausschnitte die damaliege Bebauung am Klondike kennt, der findet am Schildweg interessante Parallelen. Denn während sonst jeder Quadratmeter bebauter und unbebauter Fläche von den Aufsichtsbehörden argwöhnisch beäugt und sorgfältig kontrolliert wird, scheint es sich links und rechts des Schildweges um ein bauliches El Dorado zu handeln, in dem jeder gerade macht, was er will und seinen „Claim“ so absteckt, wie es ihm gefällt. Es sieht dort städtebaulich und planerisch aus wie Kraut und Rüben und man fragt sich, warum die „Obrigkeit“ eine solch chaotische Bebauung überhaupt zugelassen hat. Wer in unsere Ortsgemeinde kommt und Stadecken-Elsheim an den Gegebenheiten am Schildweg misst, der muss mehr als enttäuscht sein. Und das schon am Ortseingang.
Auf beiden Seiten des Wirtschaftsweges befinden sich erlaubterweise landwirtschaftliche Betriebe, die aufwertend und werbewirksam heute als „Weingüter“ bezeichnet werden. Dass eine Reitanlage sich dort angesiedelt hat, mag auch noch angehen. Was jedoch eine therapeutische Praxis und mehrere, wild platzierte Wohnhäuser, für die es nicht einen einzigen Hinweis darauf gibt, dass es sich um Teile einer Auslagerung landwirtschaftlicher Betriebe handelt, dort zu suchen haben, wirft etliche Fragen auf. Wohlgemerkt, wir befinden uns nicht in einem ausgewiesenen Bau- oder Gewerbegebiet, sondern im Außenbereich der Gemeide, für den es keinen Bebauungsplan gibt und eine Bebauung erst einmal strikt verboten ist.
Wie sich diese Restriktionen z. B. mit der riesigen Bauruine, die sich links am Ende der Bebauung in Richtung der Stadecker Warte befindet, vereinbaren lassen, ist erst einmal nicht nachvollziehbar und es ist sogar zu befürchten, dass die „wilde“ Bebauung so weitergeht. Die Gemeinde- und Kreisverwaltung sollten sich hierzu einmal erklären, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht das Gefühl haben, dass einigen, wenigen Priviligierten viele Privilegien eingeräumt werden.
Der Beitrag hört sich an, als ob die Hauseigentümer vollendete Tatsachen geschaffen haben. Vielleicht haben Grundstückseigentümer ihren Kindern ein Stück Land zur Bebauung überlassen. Nach dem Motto „wo kein Kläger, da kein Richter.“
Nach meinem Verständnis müsste aber die VG die Baugenehmigung geprüft haben. Ergo wurde entweder das argwöhnische Auge des Sachbearbeiters mit genügend Liter Wein vernebelt oder die Bebauung ist doch Rechtens.
Wir haben nicht behauptet, dass es bei der Bebauung links und rechts des Schildwegs und im Außenbereich der Gemeinde nicht mit rechten Dingen zugegangen ist oder gar Alkohol bei den Genehmigungsbehörden im Spiel war. Wir haben darauf hingewiesen, dass die aktuelle Situation am Schildweg einige Fragen aufwirft oder zumindest von einer geordneten, städtebaulichen Planung, die ja bei vielen Immobiliengeschäften oder sonstiger Bauaktivitäten der Gemeindeverwaltung nicht immer nachvollziehbar ist, keine Rede sein kann. Es gibt in der Ortsgemeinde einige Menschen, die beim Thema Schildweg immer wieder zusammenzucken.