Barth auf medizinischer Mission – Ortsbürgermeister im Gespräch mit Ärzten.

aeskulapstabNachdem unser junger Ortsbürgermeister vor wenigen Wochen schon wesentlich zur Beendigung des bundesweiten KiTa-Streiks beigetragen hat, ist er jetzt gerade dabei, das Problem der chronisch-medizinischen Unterversorgung in ländlichen Gebieten zu lösen. Zumindest für Stadecken-Elsheim. So jedenfalls ist es aus der Niederschrift der Gemeinderatssitzung am 29.06.15 zu ersehen, in der der Beigeordnete Ruf auf die Anfrage des Ratsmitglieds Schwerdt, „wann es einen weiteren Allgemeinarzt in Stadecken-Elsheim geben wird“, mitgeteilt hat, „dass Ortsbürgermeister Barth bereits in konkreten Gesprächen ist.“ Da scheint sich endlich ein Licht am Ende des Tunnels aufzutun und es sollte dann nur noch ein kleiner Schritt sein, bis Barth dann auch das Welt-Hunger-Problem anpacken kann.

Vorher muss man sich aber erst einmal darüber wundern, warum Frau Schwerdt überhaupt die Frage nach einem Allgemeinarzt (korrekt: Facharzt für Allgemeinmedizin)  an die Verwaltung gestellt hat. Braucht sie vielleicht für ein gesundheitliches Problem eine zweite ärztliche Meinung? Ist sie mit dem ansässigen Arzt nicht zufrieden oder wollte Sie nur auf die medizinische Unterversorgung in ländlichen Gebieten hinweisen? Wir wussten es nicht, bis uns der eigentliche Grund „wie Schuppen aus den Haaren“ fiel und wir jetzt vermuten, dass sie sehr wahrscheinlich die Ansiedlung eines Allgemeinmediziners in der dafür vorgesehen Praxis im sogenannten „Mehrgenerationenhaus“ gemeint hat. Dann nämlich würde die Frage einen Sinn ergeben. Aber warum stellt sie die Frage an die Verwaltung? Die ist doch nicht für die Ärzteversorgung zuständig, oder?

Noch mehr wundern wir uns allerdings über die Antwort auf die Frage von Frau Schwerdt. Wenn also dann vom Beigeordneten Ruf erwidert wird, „dass Ortsbürgermeister Barth bereits in konkreten Gesprächen ist.“, lässt das schon aufhorchen. Barth befindet sich in konkreten Gesprächen mit Ärzten. Aber was ist denn Sinn und Zweck dieser Gespräche? Ist Barth jetzt zuständig für die Niederlassungserlaubnis von Ärzten in Stadecken-Elsheim? Macht er ohne Wissen des Gemeinderates den Ärzten Lockangebote für die Ansiedlung? Bietet er gar die Vermittlung tschetschenischer Arzthelferinnen an oder, wo von wir eher ausgehen, setzt er die unrühmliche Politik seines Vorgängers Müller fort und verquickt sein Amt als Ortsbürgermeister mit Werbe- und Verkaufsförderungsaktionen für das Renditeobjekt eines gewerblichen Bauträgers? Gut, alles ist möglich. Aber das alles ist nicht sein Job.

Nun mag hinter seinen Bemühungen vielleicht eine gute Absicht stecken. Aber es gehört einfach nicht zu den Aufgaben eines Ortsbürgermeisters, sich für den Verkauf von Immobilien von profitorientierten Bauinvestoren einspannen zu lassen. Auch wenn es sich um Praxisräume handelt. Und wenn man dann noch für solche Nicht-Aufgaben seine Zeit verplempert, dadurch keine ausreichende Zeit mehr für die Erfüllung der eigentlichen Aufgaben hat, sich deshalb von seiner Arbeit freistellen lässt und die Bürgerinnen und Bürger für den entstandenen Verdienstausfall zur Kasse bittet, dann muss sich ein Ortsbürgermeister schon fragen lassen, ob er der richtige Mann für die eingegangene, ehrenamtlich Tätigkeit ist und die Bürgerinnen und Bürger dürfen sich fragen, ob sie die richtige Person in dieses Amt gewählt haben.

Denn Eines ist mittlerweile jedem in der Ortsgemeinde klar: Das Immobilienprojekt des gewerblichen Bauträgers in der Schulstraße ist keine gemeinnützige Veranstaltung, sondern eine auf maximalen Profit ausgerichtete Investition, bei der sich jeder ausgewiesene Kubikmeter Wohnraum und die Anzahl der vorgeschriebenen Stellplätze hart an der erlaubten Grenze des BauGB bewegen.

Übrigens: Wie Sie unter http://fischerco.de/fc/upload/pdf/630-Preisliste-Schulstr.pdf ersehen können, konnte die Arztpraxis vom Investor bisher noch nicht verkauft werden. Doch allen chronisch und akut kranken Menschen in der Ortsgemeinde sei gesagt: Bleiben Sie ruhig! Hoffnung naht! Ortsbürgermeister Barth befindet sich „bereits in konkreten Gesprächen“ und wird die Arztpraxis schon an den Mann/die Frau bringen.

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Ein Gedanke zu „Barth auf medizinischer Mission – Ortsbürgermeister im Gespräch mit Ärzten.“

  1. Die Bürgerinnen und Bürger in Stadecken-Elsheim sollten nicht allzu viel Hoffnung in die geplante Arztpraxis setzen, da im Umkreis von 5km (laut Suche in den gelben Seiten) sage und schreibe 17 Allgemeinmediziner ansässig sind.
    Unattraktiv wird sie auch als Zweitpraxis sein, denn es dürften nur 10 Stunden pro Woche dort praktiziert werden und das rechnet sich anhand der Miet- und/oder Kaufpreise nicht.

    Also auch hier wieder ein Schuss in den Ofen.

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