Chaos im Gemeinderat – Keiner blickt mehr durch.

Solch eine Armutsvorstellung hat man lange nicht mehr gesehen. Das seit Jahren andauernde Chaos um den Bau der kleinen Sporthalle und die Sanierung des Vereinsheims scheint jetzt im Gemeinderat und in der Gemeindeverwaltung seinen absoluten Höhepunkt erreicht zu haben. Die SPD hat offenbar mit einem Restbestand an kommunalem Gestaltungswillen und politischer Verantwortung lt. AZ Mainz dem „überforderten“ Ortsbürgermeister einen Fragenkatalog mir 28 Punkten übergeben – mit der Begründung, dass mittlerweile in diesem Tohuwabohu kein Mensch mehr durchblickt und in einer geradezu peinlich-politischen Floskel darauf hingewiesen, dass man die Vorgeschichte kennen müsse, „um die Übersicht über die aktuelle Lage zu haben.“ Mehr Banalität und Unbedarftheit geht eigentlich nicht.

Etliche seiner Kollegen, so der SPD-Fraktionsvorsitzende, „die erst seit dieser Amtsperiode im Rat sind, wollten beispielsweise gern aus erster Hand wissen, welche Pläne es zuvor gab, welche Vorabsprachen mit der TSVgg getroffen wurden oder wie die Idee zum neuen Sporthallen-Standort zustande kam.“ Die Antworten auf diese Fragen hätten die „Kollegen“ „aus erster Hand“ von den Ratsmitgliedern Barth, Doll, Eppelmann, Glöckner, Bernhardt, Willersinn, Rau, Schneller, Burkhart und Schwerdt bekommen können, die allesamt schon in der vorangegangen Amtsperiode Mitglieder im Rat waren und für das heutige Chaos mitverantwortlich sind.

Gerdazu aufrüttelnd und elektrisierend ist dann die folgende Frage des SPD-Fraktionsvorsitzenden: „Und wenn es Vorbeschlüsse im Rat gab: Wo sind die geblieben?“ Das haben auch wir uns gefragt, jedoch, im Gegensatz zu dem Fraktionsvorsitzenden, einfach mal in die Protokolle der Gemeinderatssitzungen in 2014 reingeschaut und, jetzt halten Sie sich bitte gut fest, Nichts, aber auch Garnichts, weder einen Vorbeschluss noch einen Beschluss des Gemeinderats zum Bau der kleinen Sporthalle gefunden. Aufgefallen ist uns nur, dass das Gemeinderatsmitglied Ruf bei allen Beratungen über die Vereinsheimsanierung im Zuschauerraum Platz nehmen musste, bis wir uns letztendlich wieder daran erinnerten, dass er ja schon in 2013 vom Gemeinderat für die Sanierung des Vereinsheim mit über 24.000,00 Euro für Architektenleistungen bedacht worden war. Seitdem sitzt er auf dem Honorar, dreht Däumchen und man fragt sich, warum eine Gemeindeverwaltung Aufträge an ein Gemeinderatsmitglied vergibt, ohne dass die Finanzierung des Projektes überhaupt gesichert ist.

Besonders interessant und kompromittierend ist die Aussage von Barth, „2014 habe es einen einstimmigen Grundsatzbeschluss und eine Baugenehmigung für die Halle am Sportplatz gegeben“ sowie die Information, dass 34 000 Euro für ein Planungsbüro ausgegeben wurden. Das ist glatt gelogen. Weder gab es in 2014 einen einstimmigen Grundsatzbeschluss, noch einen Beschluss zum Antrag einer Baugenehmigung oder gar die Baugenehmigung, geschweige denn einen Beschluss des Gemeinderates über die Vergabe von 34.000,00 Euro an ein Planungsbüro. In den Protokollen ist darüber nichts zu finden. Was hier vor sich geht, ist einfach nicht mehr nachzuvollziehen. Die Gemeindeverwaltung wurde deshalb aufgefordert, schriftlich Auskunft über die Vorgänge zu geben. Wir hoffen, es gibt für die Ungereimtheiten eine plausible und glaubhafte Erklärung.

Jetzt scheint sich auch herauszustellen, dass man dem Vorstand der TSVgg in den vergangenen Jahren im vorauseilenden Gehorsam zu große Versprechungen gemacht hat. Jetzt muss der „überforderte“ Ortsbürgermeister, der maßgeblich an den haltlosen Versprechungen beteiligt war, mit aller Kraft zurückrudern und die Enttäuschung und den Zorn der Vereinsmitglieder fürchten. Und so schnell und bis zur nächsten Wahl wird man ihm nicht vergessen, wieder einmal den Mund zu voll genommen zu haben.

Ein Gedanke zu „Chaos im Gemeinderat – Keiner blickt mehr durch.“

  1. Die Narrhalla aus Stadecken-Elsheim lässt grüßen.
    Vielleicht sind neben den 24.000 € doch die 34.000 € in die Stadecken-Elsheimer „Amigo-Wirtschaft“ geflossen. Der Empfänger wird aber seinen Finger, wie im ersten Fall wegen ausgebliebener Gegenleistung, bestimmt nicht freiwillig heben.

    „Und so schnell und bis zur nächsten Wahl wird man ihm nicht vergessen, wieder einmal den Mund zu voll genommen zu haben.“
    Da kann ich trösten: In dieser „kurzlebigen Zeit“ mit einer derart großen Flut von Informationen ist die Vergessensrate von Wählern sehr hoch!

    Ein weiterer „Trost“ ist, dass die Honorare für bauplanerische Tätigkeiten in Stadecken-Elsheim wesentlich günstiger sind als im Mainz. In Mainz werden für die Planung der Rathaussanierung mal locker 10 Mio (!) € angesetzt (AZ, 28.04.2015).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert