Nichts als heiße Luft – Die Lachnummer mit der Kerb.

Kinderkarussell, Pferdchen, KirmesWie von uns vorausgesagt, hat sich die vom nebenberuflich tätigen Ortsbürgermeister initiierte Aktion „Arbeitskreis Kerb“ als heiße Luft und das Ergebnis des aufwendigen Sitzungsmarathons als reine Lachnummer erwiesen (siehe hier). Bis auf die „revolutionäre Neuerung“, dass an beiden Standorten jetzt ein Dixi-Klo aufgestellt wird, bleibt, wie erwartet, alles beim Alten – Es gibt nichts Neues und alles geht weiter im gleichen, langweiligen Trott. Allerdings gibt es eine Sache, die uns doch neugierig gemacht hat.

Im Bericht der AZ Mainz über die Gemeinderatssitzung am 03.04.17 war Folgendes zu lesen: „Auch der Vorschlag, die Kerb zu verkürzen, sei nicht möglich, da in den Verträgen die Dauer der Kerb von Freitag bis Dienstag festgeschrieben sei.“ Im ersten Moment haben wir gedacht, dass es sich dabei um eine vertragliche Abrede mit dem Bauern- und Winzerverein handelt, der sich von der Gemeinde die 5-tägige Dauer der Kerb hat garantieren lassen. Das wäre ja keine Überraschung, wird doch die Kerb von den Weinbauern als geschäftsfördernde Werbe- und Verkaufsveranstaltung geschätzt. Allerdings haben wir dann gemerkt, dass es sich um Verträge mit den Schaustellern handelt, von denen auch die Idee abgelehnt wurde, die Kerb mehr in die Gassen des alten Ortskerns zu verlagern. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: In Stadecken-Elsheim bestimmen die Schausteller nicht nur, wo eine Kerb stattzufinden hat, sondern  darüber hinaus auch noch, wann eine Kerb gefeiert wird und wie lange sie zu dauern hat.

Nun ist es ja mehr als verständlich, wenn die Schausteller nicht nur für einen Tag ihr Geschäft aufbauen möchten, auch wenn es sich nur um eine Schiffschaukel oder ein Kinderkarussell handelt. Das wäre sicherlich nicht effizient. Dass sie sich aber vertraglich darauf berufen können, dass sich eine Kerb über einen Zeitraum von gleich fünf langweiligen Tagen hinziehen muss und eine Gemeinde nicht mehr handlungsfähig ist, dass spricht nicht gerade für die Geschicklichkeit und Verhandlungskunst einer Gemeindeverwaltung. Der Ortsbürgermeister, der unter solch ein Vertragswerk seine Unterschrift geleistet hat, wäre in früheren Zeiten von aufgebrachten Bürgern geteert und gefedert worden.

Seitens der Gemeindeverwaltung müsste man sich auch einmal fragen, ob das aktuelle Angebot der Schausteller überhaupt noch zeitgemäß ist. Wenn man nämlich beobachtet, wie Kleinkinder, die sich schon als Einjährige im Holiday Park Pfalz bei Höchsttempo 120 km/h auf der „bigFM Expedition GeForce“ durch „überraschende Wechsel in der Orientierung, das Überlisten des Gleichgewichtssinns, das Spiel zwischen Beschleunigung und Abbremsen, zwischen Schwerkraft und Schweben, dann der fast freie Fall und schließlich der Quantensprung in die Air-Times – dem Abheben in die Schwerelosigkeit“ sich ihren ersten Adrenalin-Kick holen, wie sie von ihren Eltern widerwillig in den Sattel des Holzpferdchen auf dem Kinderkarussell gezerrt werden und dort gelangweilt und heulend Ihre 3 Runden drehen, dann muss man sich doch auch mal fragen, ob es nicht ein angemesseneres attraktiveres Unterhaltungsangebot für die Kleinen gibt. Auch mit dem unvermeidlich anzufindenden Autoscooter wird der Erlebnishunger unserer Jugendlichen schon lange nicht mehr gestillt, zumal Ihnen mit der sogenannten und für viel Geld erstellten „Mountainbike-Strecke“ auf dem Knichel ein wahrhaftes „Eldorado für Aufregung und Abenteuerlust“ zur Verfügung gestellt wurde.

Nein, es kann nicht sein, dass Schausteller über Ort, Zeitpunkt und Zeitraum einer Kerb bestimmen und einer Gemeinde ihr überholtes Schausteller-Konzept aufzwingen. Die Gemeindeverwaltung wurde deshalb aufgefordert, Einblick in die Knüppel-Verträge zu geben. Es geht darum, sich schnellstmöglich aus den vertraglichen Fängen der Schausteller zu befreien und eine eigenbestimmte Kerb zu feiern – wenn überhaupt.

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Ein Gedanke zu „Nichts als heiße Luft – Die Lachnummer mit der Kerb.“

  1. Ganz so dramatisch sehe ich die Kerb nicht. Wer den Kick benötigt, kann das in Mainz nachholen. Aus Erfahrung weiß ich, dass Einjährige nicht aus Langeweile weinen. Sie denken, dass sie alleine gelassen werden. Für diese Klientel und einige Ältere Ist das Arrangement ausreichend. Ich kann auch die Planungssicherheit der Schausteller nachvollziehen.

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