Nachdem die vom Ortsbürgermeister prognostizierten Touristenströme demnächst die Ortsgemeinde überfluten werden und der Bauern- und Winzerverein sich schon jetzt bitterlich darüber beklagt, dass die Wanderer/innen mit ihrem festen Schuhwerk die Wirtschaftswege zu den Anbauflächen beschädigen und für das landwirtschaftliche Großgerät unpassierbar machen, ist Barth jetzt auch um die gastronomische Versorgung der erwarteten Menschenmassen besorgt. Jetzt hat er das „Gastronomisches Konzept Stadecken-Elsheim“ aus der Tasche gezaubert, durch das, vereinfacht ausgedrückt, ein der Gemeinde gehörendes Gebäude als Gaststätte, Weinlounge oder Weincafé mit „Mittagstisch“ dienen soll.
Vermutlich hat Barth seine gastronomischen Sachkenntnisse als „Kellner“ bei den häufigen Seniorenausflügen entdeckt, jedenfalls hat er sich jetzt die Kochmütze aufgesetzt und festgestellt, dass in Stadecken-Elsheim für die Tausende von Wanderfreunden/innen ein Mittagstisch mit einem „traditionellen Angebot“ fehlt. Offenbar hat Barth eine gewaltige Marktlücke entdeckt, und wir gehen davon aus, dass er mit „traditionell“ eine deftige Hausmannskost meint, die in Form von Schweinshaxe, Rippchen mit Kraut oder Blut- und Leberwürstchen von vielen Wandersleuten auch schon mal gerne vor der Wanderung verzehrt wird, damit man unterwegs nicht vom Fleisch fällt
Besonders im Blick hat der Ortsbürgermeister bei seinem Gastronomie-Coup die ehemalige Schenke am Dorfplatz in Elsheim, die kleine Amtsscheune, das alte Stadecker Spritzenhaus und eventuell noch die alte Schmiede in der Portstraße. Für das ehemalige Gasthaus am Dorfplatz sollen, wie schon zu besten Müller-Zeiten, zahlreiche Interessenten Schlange stehen und sich geradezu um die marode Immobilie reißen. Wir rechnen deshalb stündlich damit, dass Barth den Verkauf an einen Großinvestor oder an eine internationale Hotel- oder Restaurantkette bekannt gibt, die dort ein Wellness-Restaurant mit angegliederter Bettenburg in Betrieb nehmen wollen.
Weitestgehend deppert dagegen ist die Idee, ein Mittagessen in der kleinen Burgscheune oder der alten Schmiede anzubieten, weil dies allein schon die Räumlichkeiten nicht hergeben und der Einbau einer Restaurantküche nur mit erheblichen Kosten möglich sein würde. Bleibt das alte Spritzenhaus, das zumindest wegen seiner zentralen Lage geeignet wäre, obwohl bisher auch dort kein erkennbares Nutzungskonzept der Gemeindeverwaltung zu erkennen ist.
Völlig unbeantwortet bleibt bei all‘ diesen wirren Gedankenspielchen schlussendlich die Frage, welcher Pächter sich in einer der vorgesehen Räumlichkeiten sich zur Mittagszeit die Füße in den Bauch stehen und sehnsüchtig auf die vielen Wandersleut‘ warten möchte, die sich um die Mittagszeit in der Ortsmitte tummeln und drängend nach dem „traditionellen Mittagsangebot“ fragen. Dieser Fall wird mit Sicherheit nicht eintreten. Da helfen weder Hinweisschilder noch Apps. Mit 100-prozentiger Sicherheit wird der von Barth prognostizierte Besucherstrom nicht die Ortsgemeinde überschwemmen. Heute, und auch in ferner Zukunft nicht. Das ist reines Wunschdenken, das in einem verwirrten Kopf entstanden ist und vorwiegend den Interessen der Land- und Weinwirtschaft dient.
Gut, Barth ist als gelernter Lehrer für Sprachen nicht gerade ein Wirtschaftsexperte und kennt vermutlich nicht das ökonomische Gesetz von Angebot und Nachfrage. Aber vielleicht hätte er einmal bei der örtlichen Gastronomie erfragen können, warum sich diese das anscheinend so lukrative Geschäft mit dem „traditionellen Mittagsangebot“ entgehen lassen und ihre Betriebe erst in den Nachmittags-/Abendstunden öffnen. Dafür gibt es nämlich einleuchtende Gründe, über die sich der beratungsresistente Barth mit seiner fixen Idee wieder einmal störrisch hinwegsetzen möchte: Es wird keine zusätzliche Nachfrage geben! Wir sind deshalb sicher, dass für den von Barth vorhergesagten „Besucherandrang“ ein zusätzlicher Stuhl an der „Heissen Theke“ der Landmetzgerei Harth ausreicht, um die „gewaltige Nachfrage“ der Wanderer/innen zu befriedigen.
Und so bleibt wieder einmal nur die bittere Erkenntnis, dass der effektheischende Ortsbürgermeister mit seiner fixen Idee von einem „Gastronomischen Konzept Stadecken-Elsheim“ erneut eine Sau durchs Dorf treibt, um von seiner Konzeptions- und Hilfslosigkeit bei den wichtigen Angelegenheiten der Gemeinde abzulenken. Es wäre besser, er würde endlich auch einmal dringende Projekte anpacken, als gedanklich die Kochmütze aufzusetzen und den Kochlöffel zu schwingen.