Die Trittbettfahrer der Corona-Krise.

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Dass Politiker*innen Katastrophen und sonstige Unglücke gerne zur Selbstdarstellung und Eigeninszenierung nutzen, ist mittlerweile gang und gäbe und überrascht nicht einmal mehr. Wir alle erinnern uns noch an Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, als er sich bei der Elbe-Flutkatastrophe 2002 werbewirksam in Gummistiefeln im Überschwemmungsgebiet zeigte und dabei den Eindruck erweckte, als würde er allein durch seine pure Anwesenheit die Elbe wieder in ihr normales Flussbett zurückdrängen. Wer in Katastrophen- und Unglückszeiten als Politiker*in vorgibt, anpackender Macher zu sein und an der Seite der Leute zu stehen, hat bei den Wählerinnen und Wählern eben einen Stein im Brett und steht auf der Politiker-Beliebtheitsskala im oberen Bereich.

Nun kann man den Hang zur Selbstdarstellung und Eigeninszenierung dieser Politiker*innen noch einigermaßen verstehen, wenn sie in unmittelbarer Verantwortung des Geschehens stehen und im Krisenmanagement eine entscheidende Rolle spielen. Wer würde sich eine solch gute Gelegenheit zur Selbstdarstellung schon entgehen lassen.

Ganz anders ist das bei den lokalen Politik-Hanseln und örtlichen Freizeit-Politikern*innen, die sich in der Corona-Krise ungefragt in den Vordergrund spielen und die Endemie ungeniert zur persönlichen Profilierung nutzen. Diese Damen und Herren blasen sich gerade mächtig auf und tun so, als ob sie persönlich zur Krisenbewältigung aufgerufen oder von höchster Stelle dazu aufgefordert worden seien. Der ehrenamtlich tätige Ortsbürgermeister von Stadecken-Elsheim versucht sogar den Eindruck zu erwecken, dass er Kraft seines Amtes eigenständig Anordnungen und Maßnahmen zur Krisenbewältigung angeordnet hätte: „Diese Maßnahmen fallen mir nicht leicht, sind aber mit Blick auf die Eindämmung bzw. Verlangsamung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus unumgänglich.“). Ohne selbst in der Verantwortung zu stehen oder in irgendeiner Weise etwas Konstruktives zur Bewältigung der Krise beizutragen zu müssen, kauen diese Hobby-Politiker permanent die Verordnungen und Anordnungen der übergeordneten Behörden wieder und wenden sich überheblich und eitel mit ausgeblasenen Appellen, Ratschlägen und Danksagungen an die mittlerweile genervte Umgebung.

Während in allen Medien seit Wochen täglich und gefühlte 24 Stunden über die Corona-Krise berichtet wird, fühlt sich Ortsbürgermeister Barth (CDU) dazu aufgerufen, auf der Webseite der Gemeindeverwaltung unaufhörlich Allgemeinverordnungen der Landesregierung zur Eindämmung des Virus zu interpretieren und sich in „Abstands- und Versammlungsregelungen“ zu ergießen, die mittlerweile auch beim letzten Hinterwäldler Deutschlands angekommen sind. Das ist überflüssig und gehört nicht zu den Aufgaben eines ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeisters.

Dem neunmalklugen Barth „fällt auf, dass angesichts des schönen Wetters und der herannahenden Ferienzeit sich zunehmend mehr Menschen im öffentlichen freien Raum aufhalten“, und gibt deshalb „nochmals den vorsorglichen Hinweis, dass alle öffentlichen Räume (Sportplatz, Friedhöfe, Spielplätze, Pavillons etc.) für Versammlungen jeglicher Art gesperrt sind.“ Offensichtlich rechnet der besorgte Ortsbürgermeister trotz ausdrücklichem Verbot immer noch mit großen Menschenansammlungen in Stadecken-Elsheim und hat einfach noch nicht verstanden, dass nach § 4 der 3. Corona-Bekämpfungsverordnung vom 23.03.2020 „Der Aufenthalt im öffentlichen Raum (…) nur alleine oder mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person und im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands zulässig“ ist. Und, wie man mittlerweile sieht und im Gegensatz zu der Befürchtung von Barth, halten sich die Menschen an diese Anordnung. Da ist der „fürsorgliche Hinweis“ dieses geltungsbedürftigen Wichtigtuers völlig überflüssig.

Völlig überflüssig sind auch seine pathetischen Aufrufe, mit denen er die Menschen nervt und die Maßnahmen der Landesregierung zu x-ten Mal wiederholt: „Ich appelliere im Sinne der Gesundheit an Sie alle, die Abstandsregelungen einzuhalten (mind. 1,5 Meter zu nicht Ihrem Hausstand angehörigen Menschen).“ Zu guter Letzt lässt er dann noch den Staatmann raushängen und maßt sich an, den Menschen „danke für Ihre Kooperation und Ihr Verständnis.“ zu sagen.  Man muss sich mittlerweile fragen, woher Barth die Chuzpe ableitet, sich in einer solch überheblichen und arroganten Art zu äußern.

Wir haben den Ortsbürgermeister bereits mehrfach aufgefordert, sein wichtigtuerisches Geschwätz und seine Phrasendrescherei zu unterlassen. Es hat unsere Anordnung einfach nicht befolgt. Deshalb nehmen wir uns jetzt auch einmal ganz wichtig und versprechen den Bürgerinnen § Bürgern, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Corona-Krise so schnell wie möglich zu beenden. Nicht nur, damit wir wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können, sondern auch, damit wir das unerträgliche Geschwafel dieses Herrn nicht mehr länger ertragen müssen.

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