Offenbar unbemerkt von der Bevölkerung ist Stadecken-Elsheim bereits vor der Sanierungs- und der Corona-Krise im Januar von einer anderen Katastrophe heimgesucht worden. Das geht aus einem Artikel in der AZ Mainz hervor, in dem sich Ortsbürgermeister Barth (CDU) wieder einmal von seiner Parteifreundin Gisela Zurmühlen zum Stand des Neubaus des Vereinsheims hat befragen lassen. Anstandshalber war in dem Gespräch auch Heiko Horst anwesend, der als Beigeordneter für den Geschäftsbereich Bauen, Umwelt und Verkehr eigentlich für das Projekt zuständig ist. Im Gespräch hatte Horst allerdings nicht viel zu sagen. Erwähnt wird nur, dass er mit Barth in einem Punkt einer Meinung sei und dass man über den Fortgang der Bauarbeiten „schon in etwa vier Wochen (…) mehr erkennen“ könnte. Eine geradezu hellseherische Prognose. Ansonsten ist zum Bau des Vereinsheims vom Beigeordneten nicht viel zu lesen. Nur einer schwingt wie immer das Wort: Barth.
Um von seiner Mitverantwortung für den verspäteten Beginn der Bauarbeiten im Dezember 2019 abzulenken, hat Barth jetzt die Selz und das nasse Wetter im Januar verantwortlich gemacht: „Als die Selz viel Wasser führte, war der Boden in der Baugrube einfach zu nass.“ Das kann so nicht stimmen, denn die Selz hatte im Januar einen nachgewiesenen niedrigen bis normalen Pegelstand. Im Landesdurchschnitt fielen in RLP im Januar 2020 45 l/m² Regen im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 67 l/m² (Quelle: Statista). Laut Statistik der Proplanta, dem Informationszentrum für die Landwirtschaft, lag die Niederschlagmenge gemessen in Mainz-Lerchenberg im Januar nur bei 14.60 mm/m². Das sind über 3 Mal weniger Niederschläge als im Vergleichsmonat Januar 2019 und ebenfalls über 3 Mal weniger als der Jahresdurchschnitt 2019 mit 44.00 mm/m². Wo Barth im Januar das viele Wasser gesehen haben will, bleibt uns ein Rätsel.
Offensichtlich um die absehbare Kritik für weiterer Verzögerungen durch eigene Versäumnisse vorzubeugen, schiebt Barth schon jetzt die Auswirkungen der Corona-Krise vor. Während der Beigeordnete Krützfeld gerade erst geschildert hat, dass durch den Einsatz modernster Technik (Videokonferenzen und Emails) die Verwaltungsarbeit ganz normal und reibungslos weiterlaufe, beugt Barth bereits vor: „In Corona-Zeiten gestalten sich die Absprachen zwischen Gemeinde, Verbandsgemeinde, Planern, Architekt und der ausführenden Baufirma aufwendiger als sonst.“ Dazu muss Folgendes angemerkt werden:
Für die Abwicklung und Durchführung des Neubaus ist ausschließlich die Abteilung Bauen, Umwelt und Verkehr der Verbandsgemeindeverwaltung Nieder-Olm zuständig. Diese nimmt auch die gesamten Ausschreibungen vor und erstellt dafür Beschlussvorlagen, über die der örtliche Gemeinderat dann entscheiden muss. Auch die Bauaufsicht ist nicht Aufgabe der Gemeindeverwaltung, sondern sie wird von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen als untere Bauaufsichtsbehörde wahrgenommen.
Wenn Barth, der sich offenbar schon im Wahlkampfmodus befindet, jetzt vorgibt, in der Bauphase Absprachen mit der VG, den Planern, Architekten und Baufirmen treffen zu müssen, dann ist das pure Wichtigtuerei und Anmaßung. Alle wichtigen Arbeiten werden nämlich von den hauptamtlich tätigen Fachkräften der VG bzw. der Kreisverwaltung erledigt und werden, aus guten Gründen, nicht den ehrenamtlich tätigen Freizeit-Politikern und Laien in der Gemeindeverwaltung überlassen. Es ist deshalb völlig überflüssig, wenn sich der Ortsbürgermeister und sein Beigeordneter in das laufende Bauvorhaben einmischen und sich unautorisiert auf der Baustelle herumtreiben. Stattdessen sollte sich der Ortsbürgermeister darauf konzentrieren, endlich eine Gemeinderatssitzung einzuberufen, damit die Ratsmitglieder schnellstmöglich wieder die Verwaltung kontrollieren und die notwendigen Beschlüsse für den Fortgang der Bauarbeiten am Vereinsheims fassen können. Wir schlagen dafür die Selztalhalle vor, die sich bestens zur Einhaltung der Hygiene- und Abstandsmaßnahmen eignet, deren Anordnung, wie von Barth großspurig angedeutet, ihm nicht leichtgefallen ist.