Peinlich & absurd: „Dankbarkeitsplakat“ auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung.

Als die Menschen in Spanien und Italien vor wenigen Wochen in der Corona-Krise ihrem überforderten und unermüdlich arbeitendem Krankenhaus- und Pflegepersonal abends auf ihren Balkonen applaudierten und für ihren aufopferungsvollen Einsatz dankten, konnte man dieser Aktion nur Anerkennung und Respekt abgewinnen. Wenn aber jetzt eine überdrehte Gemeindeverwaltung am Eingang der Ortsgemeinde ein „Dankbarkeitsplakat“ anbringen lässt, mit dem man sich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung bedankt, weil sie „unser tägliches Leben in Stadecken-Elsheim mit all seinen Bedürfnissen und Beschränkungen trotz Corona so erträglich und „normal“ wie möglich machen“, dann muss man sich allen Ernstes fragen, ob die Initiatoren dieser Aktion noch alle Tassen im Schrank haben.

Peinlich und absurd wird es insbesondere dann, wenn Ortsbürgermeister Barth (CDU) auf der Webseite der Gemeinde den Sinn der Plakataktion erklärt und sich ausdrücklich bei denjenigen bedankt, die am wenigsten von der Corona Krise betroffen waren und deren Arbeit nicht im Geringsten von der Krise beeinträchtigt wurde. Im Gegenteil, bei „…den Mitarbeitern der Gemeinde – hauptamtlich wie ehrenamtlich…“ kann man wegen der Schließung aller gemeindlichen Gebäude und Anlagen davon ausgehen, dass sie in der Corona-Krise weit weniger beansprucht und viel geringeren Belastungen ausgesetzt waren, als dies ohne Corona gewesen wäre. Auch die Tatsache, dass die wirre Aktion es zulässt, Parallelen zu der dramatischen Situation und dem Dank der Bevölkerung in den beiden schwer betroffenen Ländern zu sehen, könnte man schon als eine kaum zu überbietende Takt- und Niveaulosigkeit bezeichnen.

Mit den „gemeindlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sei es in den Kindertagesstätten, im Bauhof, im Rathaus oder die Reinigungskräfte“ bedankt sich Barth ausgerechnet bei einer Personengruppe, von der man nun wirklich nicht behaupten kann, dass sie während der Corona-Krise bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten vor besondere Herausforderungen gestellt oder in ihrer Arbeit dramatisch beeinträchtigt waren. Bei allem Respekt vor der Arbeit der Reinigungskräfte können wir uns nicht vorstellen, dass sie nach der Komplettschließung aller gemeindlichen Gebäude besonders belastet waren. Auch die Mitarbeitet des Bauhofs konnten unbeeinflusst ihrer Arbeit nachgehen, ohne durch den Corona-Virus wesentlich belastet worden zu sein. Und nach Schließung der Kitas und bei der Notversorgung waren vermutlich auch die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keiner besonders schwierigen Situation ausgesetzt. Wofür also das wirre Dankeschön?

Bleiben noch die von Barth hervorgehobenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus. Ja, es war schade, dass das Rathaus geschlossen war und man die liebenswerte Frau Petra Wehrland-Döß nicht zu Gesicht bekam. Dass sie jedoch besonderen Belastungen ausgesetzt war, davon ist eigentlich nicht auszugehen. Auch der Gemeinderat hat sich erst einmal in Quarantäne begeben und für beinahe 3 1/2 Monate seine Arbeit eingestellt. Von einer besonderen Belastung kann auch dort nicht ausgegangen werden. Bleibt noch Ortsbürgermeister Barth, der sich ebenfalls vor dem Virus verkrochen hat und vorwiegend mit Wichtigtuerei, oberlehrerhaften Hygiene- und Abstandsappellen und schwülstigen Danksagungen an die Bevölkerung den „Laden am Laufen“ gehalten hat. Für diese Leistung auch noch ein „Dankbarkeitsplakat“ aufzustellen, ist an Peinlichkeit und Absurdität kaum noch zu übertreffen.

Wenn es in Stadecken-Elsheim überhaupt jemanden geben sollte, bei dem man sich hätte bedanken können, dann sind es mit Sicherheit nicht die „gemeindlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sei es in der Kindertagesstätten, im Bauhof, und Rathaus oder die Reinigungskräfte“, sondern all diejenigen Menschen, die trotz der Ansteckungsgefahr mit dem Virus unerschrocken und pflichtbewusst ihrer Arbeit nachgegangen sind und den Laden am Laufen gehalten haben. Dazu gehören zum Beispiel die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von REWE, der allgemeinärztlichen Praxis, der Apotheke und das hier wohnenden Personal der umliegenden medizinischen Einrichtungen und anderer Pflegebereiche. Doch anstatt Geld für ein idiotisches „Dankbarkeitsplakat“ auszugeben, hätte man diesen Menschen besser eine kleine Aufmerksamkeit der „Bürgerschaft“ zukommen lassen sollen. Aber so weit denkt der egozentrische Ortsbürgermeister nicht. Da belässt er es lieber bei Selbstbeweihräucherung und Eigenlob.

 

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