Aus dem Landesstraßen-Sanierungs-Tagebuch des Ortsbürgermeisters.

Schlichtweg begeistert zeigt sich Ortsbürgermeister Barth (CDU) über den Fortgang der Sanierungsarbeiten in der Schul- und Mainzer Straße. Detailliert und beinahe wöchentlich informiert er auf der Webseite der Gemeindeverwaltung über den Fortgang der Bauarbeiten und überrascht mit seinen profunden Kenntnissen im Tiefbau. Man merkt es, es ist „seine“ Sanierung, die da vonstattengeht. Der eigentlich dafür Verantwortliche, der Beigeordnete Horst, hat damit nichts zu tun. Wer noch nie das Vergnügen hatte, die Dramatik des innerörtlichen Ausbaus einer Landesstraße mitzuverfolgen, den lässt Ortsbürgermeister Barth mit seinen beeindruckenden Tiefbau-Expertisen hautnah an diesem Erlebnis teilhaben.

So vermeldet er in beindruckend fachmännischer Art, dass in der Schulstraße „mittlerweile mit dem Setzen der Borde die Konturen des neuen Straßenverlaufs im südlichen Bereich sichtbar“ geworden sind, nachdem bereits „im März das komplette Straßenmaterial von Hauswand zu Hauswand entfernt wurde.“ Von Hauswand zu Hauswand! Wer hätte gedacht, dass die beauftragten Firmen so akkurat und sorgfältig vorgehen. Mittlerweile und nach einer Reihe ähnlicher „Wasserstandsmeldungen“ ist man geneigt, die von Barth geschilderten Bauarbeiten mit dem dramatischen Verlauf und der atemberaubenden Spannung einer 12-stündigen Herztransplantation zu vergleichen, bei der von Herzwand zu Herzwand ein neues Organ eingepflanzt wird.

Unterlegt werden seine Tiefbau-Expertisen von mittlerweile 16 aussagekräftigen Fotos, mit denen er jede einzelne Sanierungs-Phase auch bildlich festhält („Selztalbrücke 30.03.“, „Anschlüsse für die neue LED-Straßenbeleuchtung“, „Schulstraße 03.07.: Die Borde werden gesetzt“, „Der Platz vor der Eisdiele nimmt langsam Gestalt an“). Damit auch die Nachwelt an dem sensationellen Ereignis teilnehmen kann. Teilweise werden Fotos veröffentlicht, die an die Zerstörung durch die Bombardierung von Dresden im 2. Weltkrieg erinnern. Vermutlich gibt es nach Abschluss der spektakulären Sanierung eine von der Gemeinde finanzierte, ledergebundene Hochglanz-Broschüre, in der in einem mehrseitigen Vorwort der Ortsbürgermeister noch einmal ausführlich auf seine Verdienste hinweist und sich bei den Anliegern der Schul- und Mainzer Straße zur wiederholten Mal dafür bedankt, dass sie die Sanierungskrise so tapfer und heldenhaft ertragen haben.

„Tiefbauexperte“ Barth zeigt sich mit der bisherigen Arbeit des vom LMB beauftragten Unternehmens sehr zufrieden und verteilt auch prompt wieder seine begehrten Fleißkärtchen: „Die Baufirma arbeitet sehr ordentlich.“ So macht man sich Freunde, beim LBM und in der Bauwirtschaft. Dann schwenkt Barth ruckartig in den Wahlkampfmodus und bedient sich der von der Sanierung betroffenen Elsheimer. Ebenso wie er sich in der Corona-Krise ununterbrochen und staatstragend für das Anlegen der Schutzmasken und die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen bedankt, schleimt er sich jetzt an die Anwohner ran und schmiert ihnen in kaum noch zu ertragender Weise Honig um den Bart(h): „Es ist keine Selbstverständlichkeit, über Monate hinweg nicht wie gewohnt zu seinem Anwesen zu gelangen. Hier haben sich Nachbarn gegenseitig unterstützt. Aber trotzdem bedeutet es eine immense Herausforderung für alle, die Kraft kostet und an den Nerven zehrt. Dafür danke ich ganz herzlich den Anwohnern für Ihre Geduld, Besonnenheit und ihre gegenseitige Unterstützung!“ Das ist solch ein dick aufgetragenes Gesülze, dass es ihm vermutlich beim Lesen selbst die Schamesröte ins Gesicht treibt.

Trotz der angespannten Situation und der „immensen Herausforderung“ hat der „Rathauschef“ den Gesamtüberblick jedoch nicht verloren und weiß über „zahlreiche unvorhergesehene Dinge“ zu berichten, „die bei einem Vorhaben dieser Art zwar nicht ungewöhnlich sind, aber hier schon in größerem Umfang als normal vorgefunden wurden und mit denen umgegangen werden musste. So hat man zum Beispiel „ein altes Brückenbauwerk und einen ehemaligen Löschbrunnen“ gefunden, wodurch zum Glück nicht der Denkmalschutz auf den Plan gerufen wurde und die Sanierung sicherlich um Monate hinausgezögert hätte. Auch bei den Hausanschlüssen gab es das eine oder andere unvorhergesehene Problem. Und die Telekom wollte plötzlich und unerwartet ihre Leitungen erneuern. Besondere erwähnenswert findet Barth auch die erschreckende Nachricht, „dass Autofahrer von ihren Navis in die Sperrung geschickt wurden“ und sich in der Schulstraße verirrt hätten.

All das kann allerdings den bewährten „Sanierer“ Barth nicht erschüttern, erachtet er doch solche Geschehnisse als „lehrreich für die folgenden Bauabschnitte.“ Barth befindet sich mit seiner Prognose zum Sanierungsende der Schulstraße bereits jetzt „auf der Zielgeraden“ und „ist guter Dinge“, dass es „…angesichts der großen Komplexität immer noch eine Punktlandung“ gibt. Wer solch einen kompetenten und zuversichtlichen „Tiefbauexperten“ hat, der braucht sich um die zuverlässige und kompetente Sanierung einer Landesstraße keine Sorgen zu machen.
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