Oh My God! What a Contest!

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Beinahe unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat bereits im Juli die Kreisverwaltung Mainz-Bingen einen „Contest“ (auf Deutsch: Wettbewerb) gestartet, in dem Kinder und Jugendliche  zwischen 7 und 27 (?) Jahren zu den Fragen „Wie erlebt Ihr die Zeit mit Covid-19? Welche Erfahrungen habt Ihr während des Lockdowns gemacht? Wie erlebt Ihr die Lockerungen und Hygieneregeln, möglicherweise auch die Chancen zur Veränderung in der Gesellschaft?“ selbstgedrehte Videos auf YouTube hochladen können. Welchem sittlichen oder pädagogischen Zweck die Veranstaltung dienen sollte, wissen wir nicht. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Kommentare bekommt.

Wir wissen auch nicht, ob das Robert-Koch-Institut an diesem „Freizeitangebot“ mitgewirkt hat, aber wer auch immer in der Kreisverwaltung sich diese hirnrissige Idee ausgedacht hat, die aufgeforderten 7- bis 27-Jährigen haben offensichtlich diesen Schwachsinn erkannt und sind stutzig geworden. Von geschätzten 310.000 potentiellen Teilnehmern im Landkreis zwischen 7 und 27 Jahren wurden insgesamt nur kümmerliche 7 Videos hochgeladen. Gerade mal 23 Kommentare gibt es bis heute, die wohlmöglich noch zum überwiegenden Teil aus dem Freundes- und Verwandtschaftskreis der Kinder und Jugendlichen stammen.

Der ganze Unsinn beginnt schon beim Motto des „Contests“: „My Corona – mein Leben in der Corona-Zeit.“ Warum die Initiatoren im Bereich Familie und Jugend einen Virus mit einem besitzergreifenden Fürwort geradezu „personalisieren“ und anstatt des deutschen Possessivpronomens „mein“ auch noch die englische Version „my“ verwenden, wirft allein schon die Frage nach dem Krankheitsgrad der Veranstalter  dieses „Contests“ auf. Und wer bereits Kinder ab 7 Jahren fragt, wie Sie die Lockerungen und Hygieneregeln „erlebt“ haben und dazu auffordert, über „die Chancen zur Veränderung in der Gesellschaft“ ein Video anzufertigen, der scheint uns nicht mehr alle 5 Sinne beisammen zu haben. „Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt“, steht auf der Webseite der Kreisverwaltung. Der Beschränktheit und Einfältigkeit der Erfinder dieses „Freizeitangebots“ offensichtlich auch nicht.

Die hochgeladenen Videos der Jugendlichen muten etwas wirr und befremdlich an und reichen vom hausgemachten „ZDF-Brennpunkt-Versionen“, über Dahinsiechende, die sich mit dem Virus infiziert haben, bis hin zur gerappten Version der Abstandsregeln. Nein, den Kindern und Jugendlichen ist daraus kein Vorwurf zu machen. Eher muss man am Verstand derer zweifeln, die sich einen solchen Unsinn ausgedacht und dazu aufgerufen haben.

Wenn sich die Freizeitangebote der Kreisverwaltung weiter auf dem hier gezeigten Niveau bewegen sollten, dann haben wir gleich noch ein paar kostenlose Motto-Anregungen. Wie wär’s denn mit „My Nieselregen – mein Leben im Nassen.“ Oder mit „My Mitesser – meine Zeit mit den schwarzen Pickeln“. Oder mit „Me and My Keuchhusten – Mein Leben in der der Zeit nach der Ansteckung. Allerdings sollte die Kreisverwaltung angesichts solcher „Freizeitangebote“ darauf achten, dass die Kinder und Jugendlichen nicht auf der Straße landen und schon früh in die Kriminalität abgleiten.
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