Ortsbürgermeister Müller abgestraft – LiStE wird zum Rohrkrepierer

Endlich! Wir sind froh, dass es vorbei ist. Es war kaum noch zu ertragen. Obwohl wir die Parteien und Wählergruppen extra darum gebeten hatten, die Bürgerinnen und Bürger nicht mit nichtssagenden Allgemeinplätzen und abgedroschenen Phrasen zu peinigen (siehe hier), sind dann doch die altbekannten Plattheiten und das ganze Ausmaß inhaltslosen Wahlmülls unvermeidbar über uns hereingebrochen.

Fehlende politische Inhalte wurden einfach mit Unmengen von Werbematerialien übertüncht. Doch lassen wir das. Lassen Sie uns dafür kurz über das Wahlergebnis sprechen. Von Gewinnern können wir ernsthaft nicht reden, denn eigentlich gibt es nur Verlierer:

  1. Größter Verlierer ist zweifellos Ortsbürgermeister Müller. Wenn man zur Bürgermeisterwahl nicht mehr Antritt, sich stattdessen und aus taktischen Gründen für den Gemeinderat aufstellen lässt und dann auf der gewählten Parteiliste beinahe abgeschlagen nur auf Rang 5 landet, gleicht dies einer nachträglichen Abwahl und Abstrafung für eine verfehlte Ortspolitik und eine schlechte Amtsausübung. Das Ergebnis zeigt klar und deutlich, dass sogar von den eigenen Parteimitgliedern nur noch ein bedingter Einfluss des Ortsbürgermeisters auf das Geschehen in Stadecken-Elsheim gewünscht wird. Die angestrebte Position als Beigeordneter würde diesen Wunsch völlig widersprechen.
  2. Wir hatten seinerzeit schon kritisiert, dass die „geniale“ Idee der CDU mit ihrer sogenannten „LiStE“-Initiative die Wählerinnen und Wähler verwirrt und man sie für dumm verkaufen möchte (siehe hier). Jetzt hat man für diesen dreisten Versuch die Quittung bekommen: Die CDU ist nicht mehr stärkste Partei im Gemeinderat und hat damit eines ihrer wichtigsten Wahlkampfziele nicht erreicht. Natürlich ist dafür auch die verfehlte Politik von Ortsbürgermeister Müller verantwortlich, die von den Bürgerinnen und Bürgern zunehmend kritisiert wurde. Auch der Versuch, mehr parteiunabhängige Kandidatinnen und Kandidaten für die Fraktion zu gewinnen, ist kläglich gescheitert und scheint nur heiße Luft gewesen zu sein. Nach wie vor befinden sich unter den voraussichtlichen CDU-Gemeinderatsmitglieder nur die üblichen Verdächtigen.
  3. Nachdem die GAL nicht mehr angetreten ist, hat sich bei diesen Wahlen deutlich gezeigt, dass Scheinaktivität und Opportunismus von den Wählerinnen und Wählern nicht mehr honoriert wird. Wer wie FDP und FWG ohne eigenes politisches Profil agiert, sich ohne Ideen und Initiativen in sklavische Abhängigkeit von einem Ortsbürgermeister und seiner Partei begibt und ausschließlich als garantierter Mehrheitsbeschaffer dient, hat in einem funktionierenden und verantwortungsvoll agierenden Gemeinderat nichts zu suchen. Das haben die Wählerinnen und Wähler klar erkannt und die Anzahl der Sitze der beiden Anhängsel-Parteien halbiert. Da wählt man doch lieber gleich das Original.
  4. Die Nähe zu Ortsbürgermeister Müller hat auch SPD-Bürgermeisterkandidatin Claudia Lörsch negativ zu spüren bekommen. Auf der einen Seite als 1. Beigeordnete jahrelang die Entscheidungen des Ortsbürgermeisters und der Verwaltung mitzuverantworten, auf der anderen Seite eine alternative und differenzierende Gemeinderatspolitik zu betreiben, das gelingt nur in den seltensten Fällen. Wer nicht bereit ist, den Finger in die Wunde der Verfehlungen eine Ortsbürgermeisters zu legen, wer aus falsch verstandenen Loyalität nicht bereit ist, für eine bessere Politik Konflikte auszutragen und wer nicht bereit ist, unkonventionelle politische Wege zu gehen, der bleibt im Nebulösen und wird im Bewusstsein der Wählerinnen und Wähler nicht ausreichend wahrgenommen. Ohne eigenes politisches Profil konnte sich Claudia Lörsch nicht als klare Alternative zu Ortsbürgermeister Müller positionieren und als Vertreterin einer grundsätzlich anderen Mandats- und Ortspolitik etablieren. Und wenn das nicht gelingt, dann wird eben eine vermeintliche „Alternative“ gewählt.

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