Es gibt sicherlich in der Verbandsgemeinde einige Menschen, die angesichts seiner bevorstehenden Amtsniederlegung den VG-Beigeordneten Malkmus nicht mehr so richtig ernst nehmen. Grund dazu hätten zumindest alle nachdenklichen Bürgerinnen & Bürger, die das Interview gelesen haben, das Malkmus der AZ Mainz zum Wachstum der Verbandsgemeinde Nieder-Olm gegeben hat. Darin begrüßt er beinahe euphorisch den ungebrochenen Bauboom in der VG Nieder-Olm und verniedlicht wider besseres Wissen die sich aus einer solchen Entwicklung ergebenden Probleme.
„Wir haben über 400 Interessenten für die 110 Grundstücke“ bejubelt Malkmus „den ungebrochenen Run auf Bauland“ in Nieder-Olm und vergisst dabei, dass ein hoher Prozentsatz der Anfragen überhaupt nicht aus der VG kommt. Und im Zusammenhang mit den geplanten Gewerbeflächen er marktschreierisch: „Kleine und mittelgroße Grundstücke sind der Renner“, gerade so, als ob er auf einem Jahrmarkt Heizdecken verkaufen würde. Malkmus scheint in dem Interview völlig darüber aus dem Häuschen geraten zu sein, dass in der Verbandsgemeinde bis 2025 insgesamt 40 (!!)Hektar Wohnfläche und 33 (!!) Hektar Gewerbegebiet ausgewiesen werden können. Warum er darauf so stolz ist, ist nur schwer zu erschließen.
Gut, Malkmus selbst weist keine neuen Bebauungsgebiete aus. Das machen allein die Gemeinden. Aber mit der Erstellung des Flächennutzungsplans durch die Verbandsgemeindeverwaltung schafft er dazu die notwendige Voraussetzung. Es ist nachweisbar, dass in den vergangenen 20 Jahren die Verwaltungen in den 9 VG-Ortschaften gnadenlos alles zu Bauland gemacht haben, was nicht niet- und nagelfest war. Dabei konnten sie sich meist der Unterstützung der VG sicher sein. Hauptmotiv der Verwaltungen für die permanente Ausweisung war und ist es noch heute, durch Bodenwertsteigerung und eigener Vermarktung kurzfristig anfallende Zusatzeinnahmen für die Gemeindekasse zu generieren und das Steueraufkommen der Gemeinden langfristig zu erhöhen. Mit diesen Geldern konnten und können sich dann die Freizeit- und Hobbypolitiker mal so richtig auszutoben und es finaziell krachen lassen – um Prestige- oder Unsinnsprojekte zu finanzieren, ihre Klientel zu bedienen oder auch großzügig mit Geldern um sich zu werfen.
Die wahren und rein monetären Gründe für die permanente Ausweisung neuer Baugebiete werden und wurden nie offen ausgesprochen, sondern geflissentlich verschwiegen. Stattdessen werden die Ausweisungen scheinheilig damit begründet, Bauplätze für den Eigenbedarf, d. h. für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde und die hier Gebürtigen und Rückkehrwilligen zu schaffen. Das könnte man ja noch akzeptieren, tatsächlich sieht es jedoch ganz anders aus. So sind beispielsweise nur 12 Prozent der Baugrundstücke im Baugebiet „In den 8 Morgen“ für den sogenannten Eigenbedarf verkauft worden, 88 Prozent gingen an Neubürgerinnen und Neubürger, die vorher nicht in der VG gewohnt haben. Von Eigenbedarf war wenig zu spüren. Auch die anderen, später neu ausgewiesenen Baugebiete sind unter dieser verlogenen Prämisse erstellt worden.
Es kann und soll an dieser Stelle nicht ein Pro oder Contra für oder gegen die Ausweisung neuer Bebauungsgebiete diskutiert werden. Das würde den Rahmen dieses Forums sprengen. Fest steht jedoch, das den generierten Mehreinnahmen der Gemeinden auch erhebliche Mehrausgaben gegenüberstehen. Insbesondere für unabdingbare und notwendige Infrastrukturmaßgaben, die mit einer höheren Bevölkerungsanzahl verbunden sind. Das weiß auch Malkmus, denn so dumm ist er nicht. Und nicht zufällig oder vielleicht sogar unbeabsichtigt bringt er selbst die Umgehungsstraßen für Stadecken-Elsheim ins Spiel. Wer aber die wahren Absichten der Ausweisungen geflissentlich verschweigt, den ungebremsten Bauboom so einseitig und unkritisch hochjubelt und lapidar behauptet, dass, bis auf Nieder-Olm, bei der schulischen Infrastruktur der VG die „sechs Grundschulen gut aufgestellt“ sind, das Problem der Verkehrsinfrastruktur mit „Da wird einiges herbeigeredet“ abtut und die abwegige Phrase drischt, dass „es nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit freie Fahrt geben“ könne, der handelt unredlich oder versucht die Bürgerinnen & Bürger für dumm zu verkaufen. Das spricht eindeutig gegen die Qualität des Beigeordneten Malkmus.
Vielleicht sollte Malkmus sich die Zeit nehmen, sich in seinem baldigen Ruhestand einmal etwas tiefer mit dem Ökologie- und Umweltaspekt einer ungebremsten Bebauung vertraut zu machen und die Menschen fragen, die seit Jahrzehnten hier leben und aus gutem Grund ihr Häuschen in Stadecken-Elsheim gebaut haben. Dann würde er mit Sicherheit auch viel über die negativen Auswirkungen seines so hochgejubelten Baubooms und den Verlust an Wohn- und Lebensqualität erfahren.
Das sind dann die selben Schreier, die durch den entstandenen Verkehrsinfarkt nach der Versiegelung der noch vorhandenen Ackerfläche nach einer 6-spurigen und später notwendigerweise sogar nach einer 8-spurigen Autobahn rufen.