Von Wichtigtuern und Unersetzbaren.

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Immer wenn es bei den Wahlen zum Ortsbürgermeister den Amtsinhabern/innen an den politischen Kragen gehen soll, greifen sie tief in die Phrasentruhe und versuchen den Wählerinnen und Wählern vorzugaukeln, dass ohne sie nichts mehr laufen und die Gemeinde ruckartig in die Steinzeit zurückfallen würde. So hat jetzt der ehrenamtlich tätige Ortsbürgermeister von Essenheim, Blodt, der noch einmal „aus dem Amt heraus“ und gegen den erklärten Willen seiner Partei kandidiert, kurz vor den Nachwahlen zum Ortsbürgermeister in Essenheim in der AZ Mainz bekanntgegeben, dass er „einfach die begonnenen Projekte noch zu Ende bringen“ möchte. Ohne ihn, diesen Eindruck könnte man gewinnen, läuft ja sonst nichts mehr.

Offensichtlich denken diese wichtigtuerischen Selbstdarsteller, dass nach ihrer Abwahl die vom Gemeinderat beschlossene Neuverlegung des Teppichbodens in der Kita Sonnenschein ohne ihr Dabeisein nicht mehr fachgerecht ausgeführt werden kann und/oder nur durch ihre Wiederwahl die Zukunft der Gemeinde gesichert sei. Es ist dieses Beharren auf Unabkömmlich- und Unersetzbarkeit, das tiefe Brüche und Verwerfungen in der Psyche dieser Damen und Herren erkennen lässt und aufzeigt, wie stark das Selbstwertgefühl dieser Menschen von der Ausübung eines Ehrenamts abhängt.

Und so ist es beinahe schon wohltuend zu lesen, dass der Essenheimer SPD-Kandidat die im Kommunalrecht verankerten Befugnisse erkannt hat und nicht die Mähr verbreitet, dass der ehrenamtlich tätige Ortsbürgermeister allein bestimmt, was in einer Gemeinde zu geschehen hat. Schuld an dieser weit verbreiteten und stark verblödeten Ansicht trägt auch die Lokalpresse, die mit ihrer Hofberichterstattung die teilweise geltungssüchtigen Ortsbürgermeister zu „Orts- und Gemeindechefs“ hochjubelt und ihnen bereitwillig die Bühne einräumt, auf der sie ihre „bedeutenden und weltbewegenden“ Ansichten und Vorhaben zum Besten geben können.

Schott bewertet das angestrebte Amt des Ortsbürgermeister nicht über, „Denn der Gemeinderat ist das bestimmende Organ und nicht der Ortsbürgermeister.“  „Letztendlich entscheidet der Rat“, konstatiert er, und es wäre wünschenswert, wenn sich diese Erkenntnis auch im Gemeinderat von Stadecken-Elsheim breitmachen würde. Jahrelang ist man dort kritiklos und unterwürfig den teilweise wirren Ideen eines Ortsbürgermeisters hinterhergerannt und war sich seiner eigenen Verantwortung nicht bewusst.

Sogar Kritik ist im Essenheimer Wahlkampf zu vernehmen, wenn von den Blodt’schen Gegenkandidaten von „Essenheim aus Stillstand wecken“, „ohne Konzept mit falschen Schwerpunkten“ und den „seit zehn Jahren stagnierenden Zustand [in der Ortsmitte] aufheben“ die Rede ist. Daran hätte sich der harmoniesüchtige Ex-Ortsbürgermeisterkandidat der SPD, Krützfeld, mal ein Beispiel nehmen sollen, als er gegenüber seinem Gegenkandidaten und Männerfreund Barth nicht wagte, auch nur nicht den leisesten Ansatz berechtigter Kritik zu äußern.

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