Am 12.08.19 hat das Forum ausführlich über den Versuch der Stadecker Weinkerbe-Jugend berichtet, gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit der Menschen in unserer „liebens- und lebenswerten Ortsgemeinde“ unsere traditionelle Stadecker Kerb in „Stadecker-Weinkerb“ umzubenennen. Angesichts der dramatischen Folgen, die eine solche Änderung mit sich bringen würde, sah sich jetzt Ortsbürgermeister Barth (CDU) zu einer Klarstellung gezwungen.
Zwar lädt auch Barth im Wochenblatt Nr. 34 zur „Stadecker Weinkerb“ ein und spricht sogar von einer „zweiten ‚Stadecker-Weinkerb'“, setzt dies jedoch in Anführungszeichen, um sich dann im Einladungstext deutlich von der Stadecker Weinkerbe-Jugend zu distanzieren. Unmissverständlich spricht er dort von „Kerbeplatz“ und nicht von „Weinkerbeplatz“, von „Hauptkerbetage“ statt von „Hauptweinkerbetage“ und von „die Kerb“ und nicht von „die Weinkerb.“ Auch auf der Webseite der Gemeindeverwaltung lässt er keine Zweifel an seiner klaren Haltung aufkommen: Unter der Überschrift „Stadecker-Weinkerb 2019“ wird eindeutig darauf hingewiesen, dass es sich dabei nur um „ein Programm der Stadecker Kerb 2019″ handelt, das „unter dem Motto ‚Stadecker Weinkerb‘“ innerhalb der Stadecker Kerb stattfindet.
Eindeutiger geht es kaum noch. Barth hat Ortschef und als vorausblickender Politiker offensichtlich die Brisanz des Versuchs der Weinkerbe-Jugend erkannt und gehandelt. Der Riss über die Umbenennung der Kerb soll nach Informationen aus den immer gut informierten politischen Kreisen sich auch quer durch den Gemeinderat ziehen, wo sich die Vertreter des Bauern- und Winzervereins aus verständlichen Gründen sehr stark für die Umbenennung machen. Und was passiert im Ortsteil Elsheim? Besteht dort ebenfalls die Gefahr, dass man aus der traditionsreichen Elsheimer Kerb eine „Elsheimer Weinkerb“ machen will? Sicherlich wird auch dort schon im Hintergrund daran gearbeitet, die Elsheimer Kerb in „Elsheimer Weinkerb“ umzubenennen und ihr den christlichen Charakter zu nehmen.
Auch Unsicherheit macht sich breit: Während viele der örtlichen Betriebe im Umfeld der Kerbe-Einladung im Nachrichtenblatt mit „frohe Kerbetage“, „Gesellige Kerbetage“ und „viel Spaß auf der Stadecker Kerb“ ihre Verbundenheit mit einer bewahrenswerten Tradition Ausdruck verleihen, sind andere Betriebe verwirrt und nehmen aus Verunsicherung in ihren Anzeigen überhaupt keinen Bezug zur Kerb. Und plötzliche stehen sie dar, als ob sie die traditionelle Stadecker Kerb nur noch als willkommenes Werbeumfeld für die Präsentation ihrer Unternehmen nutzen möchten. Das lässt jedes Traditionsbewusstsein vermissen.
Da ist jetzt endlich auch der Gemeinderat gefordert, Klarheit zu schaffen und sich bedingungslos hinter einen Ortsbürgermeister zu stellen, dem populistische Forderungen und die Versuche der Durchsetzung von Einzelinteressen zuwider sind. Eine Veranstaltung wie die Stadecker Kerb, mit der die Menschen über Jahrhunderte einer christlichen Tradition gefolgt sind und die Ihnen das Gefühl von Heimat und Verbundenheit gibt, darf nicht so einfach dem Verlangen von ein paar Lobbyisten preisgegeben und auf dem Altar wirtschaftlicher Interessen einer kleinen Minderheit geopfert werden.