Mogelpackung und geistiger Kindesmissbrauch – Der Neujahrsempfang der Gemeindeverwaltung.

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Nachdem die Hofberichterstatter der AZ Mainz im neuen Jahr ihre Lokalberichterstattung beinahe eingestellt und über den diesjährigen Neujahrsempfang in Stadecken-Elsheim kein einziges Wort verloren haben, hat die Gemeindeverwaltung jetzt schnell einen eigenen Artikel verfasst und ins Internet gestellt. Schließlich will sich ein Ortsbürgermeister und eine Gemeindeverwaltung nicht entgehen lassen, den Neujahrsempfang für den Rückblick auf ihre „erfolgreich geleistete Arbeit“ und den zuversichtlichen Ausblick auf die „schweren, kommenden Herausforderungen“ zur Selbstbeweihräucherung und zum Eigenlob zu nutzen.

 Die Aussage der Verwaltung, die Veranstaltung sei ein „Neujahrsempfang der Ortgemeinde“, also eine Veranstaltung der Bürgerinnen & Bürger, ist allerdings eine reine Mogelpackung: Der Neujahrsempfang ist keine Veranstaltung der Bürgerinnen & Bürger, sondern wird ausschließlich von der Gemeindeverwaltung organisiert und dient in erster Linie der Selbstdarstellung des Ortsbürgermeisters und seiner Verwaltung. Ehrenwerte Bürgerinnen & Bürger, Vereine, Initiativen, Kitas, Schule und sogar der Gemeinderat sind dabei nur die Statisten und bilden die verschleiernde Staffage. Ein von der Verwaltung ausgesuchter Conférencier moderiert das ausschließlich von der Verwaltung festgelegte Programm und führt gelegentlich und despektierlich die Statisten am Nasenring durch die Manege. Auf der Bühne nehmen bräsig und selbstzufrieden der Ortsbürgermeister und die Beigeordneten Platz und begleiten gönnerhaft das verlogene Spiel.

Als „besonderes Highlight“ feiern sie dieses Jahr die Aktion „Mit kleinen Schritten für mehr Rücksicht“, die angeblich vom Gemeinderat initiiert wurde und plötzlich als Motto des Jahres aus dem Hut gezaubert wird. Dazu werden „zur Unterstützung“ Kinder der Tagesstätte „Haus des Kindes“ auf die Bühne gezerrt, die dort verständnis- und teilnahmslos Buchstabenplakate mit dem Aktionsmotto hochhalten müssen – Plakate für eine Aktion, die in keiner Gemeinderatssitzung auf der Agenda stand und über die in keinem Sitzungsprotokoll etwas zu lesen ist. Auch auf der Internetseite des eingespannten „Haus des Kindes“ ist darüber nichts zu finden.

Besonders peinlich ist die Begründung, die offiziell für die wirre Aktion des Rates vorgebracht wird: „Gerade angesichts der bevorstehenden Einschränkungen durch die zahlreichen Baumaßnahmen wie Sanierung der Mainzer und der Schulstraße, dem Neubau des Vereinsheims und der Erweiterung des Hauses des Kindes gilt es dieses Jahr, besonders aufeinander achtzugeben und Rücksicht zu üben.“ Hier muss also der Hoch- und Tiefbau herhalten. Wer sich diese Begründung für die hirnrissige Aktion hat einfallen lassen, der kann eigentlich nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Dies gilt besonders auch dann, wenn man noch lesen muss, dass dies geschieht, „um die Dorfgemeinschaft weiterzutragen“ (wohin?) und „Vorbild hierfür (…) das große 50-jährige Jubiläum des letzten Jahres“ (warum?) sei. Wer lässt sich eigentlich in dieser Verwaltung solch schwachsinnige Aussagen einfallen?

Nein, es ist nichts dagegen einzuwenden, dass bereits Kinder im Vorschulalter mit in das Gemeindeleben eingebunden werden. Das ist sinnvoll und pädagogisch angebracht. Allerdings sollten dazu Anlässe gefunden werden, die Kind adäquat und der Entwicklungsphase der Kinder angemessen sind. Wer dazu den Ausbau einer Landesstraße, den Bau eines Vereinsheims und die Aufstockung einer Kita benutzt, der darf sich nicht nur wundern, wenn ihm vorgeworfen wird, die Kinder für eigene Zwecke zu manipulieren, sondern der setzt sich auch dem Verdacht aus, geistigen Kindesmissbrauch zu betreiben. Es ist uns völlig unverständlich, warum das pädagogisch geschulte Personal der Kita sich zur Teilnahme an einer solch fragwürdigen Aktion hat überreden lassen. Da hat offensichtlich wohl der Dienstvorgesetzte ein bisschen nachgeholfen.

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