Aus dem jetzt offengelegten Bebauungsplan „Auf der Schwalbenruh“ ist zu ersehen, dass entlang der Landesstraße L 413 und des Schildwegs die hochzulässige Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden mit acht Wohnungen festgesetzt ist und somit auch für den lang versprochenen sozialen Wohnungsbau nutzbar wäre. Die Mindestgröße der Grundstücke beträgt 800 m². Wir sind sicher, dass die bebaubare Fläche auch bis zum letzten Millimeter genutzt wird, sodass dort 24 Sozialwohnungen entstehen könnten. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass diese Baugrundstücke dem bezahlbaren Wohnraum vorbehalten sind, den Ortsbürgermeister Barth und die übrigen politisch Verantwortlichen seit Jahren scheinheilig vor sich her heucheln und der bis heute nicht ernsthaft angegangen wurde.
Von der Meldung, dass Ortsbürgermeister Barth oder der Gemeinderat für die Errichtung bezahlbarer Wohnungen einen entsprechenden Investor gefunden hätten, haben wir bis heute noch nichts gehört. Und überhaupt, sogar die mit der Offenlegung erst jetzt bekanntgewordene Begründung für die Ausweisung des neuen Baugebiets lässt sich an Phrasen und Allgemeinplätzen kaum noch übertreffen.
Wie üblich wird zum „Anlass und Zielrichtung der Planung“ die nichtssagende Argumentation angeführt, die „Sicherung der Städtebaulichen Ordnung“ zu gewährleisten und durch das Neubaugebiet eine baldige Bereitstellung von Wohnbauland zu entwickeln. Damit, also durch die Ausweisung eines neuen Baugebiets, so die verworrene Logik, kann eine „sinnvolle und bedarfsgerechte Anpassung der Randflächen sichergestellt werden.“ Man tut gerade so, als ob in den Außenbereichen von Stadecken-Elsheim das reine Chaos herrschen würde und zu dessen Beseitigung neue Baugebiete ausgewiesen werden müssten. Natürlich fehlt in der Begründung auch nicht das abgedroschene Totschlagargument, dass man „zur Deckung der Nachfrage nach Wohnraum Baurecht für Grundstücke zu Eigenheimbau schaffen“ und die Zubetonierung der Ortsgemeinde in Kauf nehmen müsse. Hinterfragt man dann einmal die „hohe und dringende“ Nachfrage nach Wohnraum, dann wird eine hastig zusammengeschusterte Liste erstellt, aus der nicht einmal ansatzweise ein echter Bedarf für die Ausweisung eines neuen Baugebiets abgeleitet werden kann.
Schaut man sich einmal die „Planungsgrundsätze“ an, dann soll der Bebauungsplan „im Plangebiet sowie in dessen Umgebung Lebensbedingungen gewährleisten, die den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse entsprechen.“ Solch ein Schwachsinn ist kaum noch zu ertragen. Man deutet an, als ob Stadecken-Elsheim von Slums umgeben wäre und dort Favela-ähnliche Verhältnisse herrschen würden. Dann will man durch die Bebauung „eine Störung des Orts- und Landschaftsbilden vermeiden sowie eine nachhaltige Verbesserung der Ortsgestalt herbeiführen.“ Auch diese Argumentation ist an Hirnrissigkeit kaum noch zu übertreffen, legt man einmal bedenkt, wie selbst im Bebauungsplan die jetzige, idyllische und harmonische Situtation auf der „Schwalbenruh“ beschrieben wird: „Das Plangebiet ist größtenteils unbebaut. Das Areal ist durch einen ständigen Wechsel aus landwirtschaftlich genutzten Bereichen, Ruderalstandorten sowie Nut-, Freizeit- und Ziergärten charakterisiert. Im Süden befindet sich eine Fettwiese.“ Schöner geht’s kaum.
In der Zielplanung und der Begründung für den Bebauungsplan „Auf der Schwalbenruh“ wimmelt es nur so von Phrasen und Allgemeinplätzen. Wenn all diese Worthülsen und Floskeln eine plausible und nachvollziehbare Begründung für die Ausweisung neuer Baugebiete wären, dann würde es und nicht wundern, wenn in den nächsten Jahren jeder beliebige Außenbereich von Stadecken Elsheim für neue Baugebiete zubetonniert werden würde.
Fragt sich also, was die wirklichen Gründe für die Ausweisung des Neubaugebiets sind und wer davon profitiert. Profitieren tut erst einmal die Firma Weber Consulting, die mit der Erschließung beauftragt ist und auch schon dafür aus der Gemeindekasse bezahlt wurde, um das Versagen von Ortsbürgermeister Barth und dem seinerzeitigen Beigeordneten Ruf beim Ankauf der Grundstücke zu kompensieren. Beiden Herren war es wegen ihrer überheblichen Vorgehensweise nicht gelungen, alle Eigentümer der Grundstücke vom Verkauf an die Gemeinde zu überzeugen. Ein in der Ortsgeschichte bis heute einmalig stümperhafter Vorgang. Auch Weber Consulting hat es nicht geschafft. Und so sieht das geplante Baugebiet auch ziemlich zerfleddert aus.
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